Porträt: Sanierer Görg übernimmt Arcandor-Ruder
Bevor der Kölner Anwalt nach der Bestellung durch das Essener Amtsgericht am Dienstag endgültig die Regie bei Arcandor übernahm, spielte er bereits eine Schlüsselrolle beispielsweise bei der Insolvenz des Medienunternehmens Kirch und des Bauriesen Philipp Holzmann.
Beim Essener Arcandor-Konzern muss der Experte als Insolvenzverwalter eines der größten Verfahren in der deutschen Wirtschaftsgeschichte verantworten. Schon in seiner Funktion als vorläufiger Insolvenzverwalter hatte Görg seinem Ärger über die katastrophale Lage des Unternehmens Luft gemacht. Mit dem früheren Arcandor-Chef Thomas Middelhoff ging er hart ins Gericht.
«Wir haben mit der Lupe nach der Substanz in diesem Unternehmen gesucht, aber wir haben nichts Nennenswertes gefunden. In diesem Haus gibt es wirklich nichts, was nicht anderen Leuten gehört», bilanzierte er vor wenigen Wochen in einem Interview mit der «Welt am Sonntag». So etwas habe er in so großen Unternehmen noch nie erlebt, zeigte sich selbst der erfahrene Fachmann überrascht. An die Adresse von Middelhoff meinte er spitz: Er habe sparsamere Vorstandsvorsitzende erlebt.
Die rund 38 000 von den Insolvenz betroffenen Arcandor-Beschäftigten hat Görg bereits auf harte Zeiten eingestimmt: «Diese Operation wird Schmerzen bereiten», warnte er. Bis zu den Gläubigerversammlungen im November soll der Sanierungsplan stehen. Doch der erfahrene Fachmann sieht auch einen Hoffnungsschimmer: «Insolvenzverfahren sind die machtvolle Seite der Medaille Sanierung.»