«Piqué, hau ab»: Barça-Star von spanischen Fans bepöbelt

Madrid (dpa) - Gerard Piqué kennt die Beleidigungen, das Ausmaß dürfte aber diesmal auch ihn schwer getroffen haben. «Piqué, Arschloch, hau ab aus der Nationalmannschaft», wüteten spanische Fans beim Training der Selección am Montagabend in der Nähe von Madrid.

Der Weltklasse-Verteidiger des FC Barcelona wurde so heftig ausgepfiffen und bepöbelt, dass Nationaltrainer Julen Lopetegui die Einheit vor dem WM-Qualifikationsspiel am Freitag gegen Albanien vorzeitig abbrach. Schon nach etwas mehr als 20 Minuten trotteten Piqué und seine Kollegen mit ernsten Mienen wieder vom Platz.

Der 30-Jährige ist einer der besten Fußballer seines Landes, dennoch wünschen sich etliche Fans derzeit nichts mehr als seinen vorzeitigen Rücktritt aus dem Nationalteam. Piqué spaltet eine Fußball-Nation, Grund ist seine offene Unterstützung für die Unabhängigkeit Kataloniens. «Piqué, Spanien ist deine Nation», stand auf dem Schild eines anderen Zuschauers. Doch das sieht der Weltmeister von 2010 offensichtlich anders.

Piqué hatte schon vor dem umstrittenen Unabhängigkeitsreferendum am Sonntag nie ein Geheimnis aus seiner politischen Überzeugung gemacht. Am Wochenende postete er dann ein Foto von sich aus der Wahlkabine. Zahlreiche andere Katalanen waren dagegen bei der von der spanischen Justiz verbotenen Abstimmung per Polizeigewalt am Wahlgang gehindert worden. Etliche Verletzte waren die Folge. Piqué hatte das im Anschluss an Barças Spiel am Sonntagabend gegen Las Palmas (3:0) zu Tränen gerührt.

Der Fußballstar stotterte, seine Augen waren feucht, er richtete eine emotionale Botschaft an seine katalanischen Landsleute und die spanische Regierung. «Sie haben immer gesagt, dass wir eine kleine Minderheit sind», sagte er. «Es wurde gezeigt, dass das nicht so ist, sondern dass wir Millionen von Menschen sind.» Anschließend sprach er noch vom «härtesten Spiel» seiner Karriere und zog sogar einen vorzeitigen Rücktritt aus dem spanischen Nationalteam in Erwägung. «Falls der Verband wirklich denken sollte, dass ich ein Problem bin, werde ich zurücktreten», sagte der aufgewühlte Verteidiger. Nationalcoach Lopetegui aber lehnt das ab.

Über 90 Prozent der wahlberechtigten Katalanen hatten für die Unabhängigkeit von Spanien gestimmt. Nicht nur Piqué, auch die ehemaligen Barca-Profis Xavi und Carles Puyol zeigten offen ihre Unterstützung. Der ehemalige Bayern-Trainer Pep Guardiola warb schon seit langem ebenfalls für die Loslösung von Spanien. Ministerpräsident Mariano Rajoy ließ sich davon allerdings nicht beeindrucken. Es habe «kein Referendum, sondern eine Inszenierung» gegeben, sagte er. Dass viele Spanier das ähnlich sehen, zeigte sich nicht nur bei den heftigen Pöbeleien gegen Piqué während des Trainings der Nationalmannschaft.

Es ist nicht das erste Mal, dass er die Fußball-Fans spaltet. Außerhalb Barcelonas wird Piqué in den spanischen Stadien regelmäßig ausgepfiffen, egal ob er für seinen Club oder das Nationalteam spielt. Nach einem Spiel gegen Albanien war er vor etwa einem Jahr dafür kritisiert worden, dass er seinen Trikotärmel angeblich so präpariert habe, dass man die spanische Flagge nicht mehr sehen konnte.

Auch für seine regelmäßige Kritik an Real Madrid ist Piqué bekannt. Irgendwann nervten ihn die ganzen Debatten so sehr, dass er für den Sommer 2018 seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft ankündigte. Ob es nun vielleicht sogar eher dazu kommt und Piqué auf eine WM-Teilnahme in Russland verzichtet, bleibt abzuwarten.

Fußball / Konflikte / Autonomie / Katalonien / Spanien
03.10.2017 · 16:21 Uhr
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