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Patrioten für den Frieden? – Deutschland kauft US-Raketen für die Ukraine

13. Juli 2025, 12:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Patrioten für den Frieden? – Deutschland kauft US-Raketen für die Ukraine
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Teure Solidarität – Deutschland will zwei Patriot-Systeme aus US-Beständen kaufen, um sie der Ukraine zur Verfügung zu stellen. Die Kosten trägt Berlin – nicht Washington.
Die Rüstungsdiplomatie zwischen den USA und Deutschland erreicht neue Dimensionen. Patriot-Systeme für die Ukraine werfen Fragen zur politischen Verantwortung auf.

Ein Deal inmitten des Angriffs

Erstmals seit seiner Rückkehr ins Oval Office genehmigt Donald Trump Waffenlieferungen an die Ukraine – zumindest indirekt. Über die NATO, wie er betont, damit die Vereinigten Staaten nicht selbst zur Kasse gebeten werden:

„Wir liefern an die NATO, und die NATO bezahlt“, sagte Trump dem Sender NBC.

Das klingt wie ein typischer Trump-Spin, ist aber offenbar politisch gewollt – und für die Bundesregierung Anlass genug, selbst aktiv zu werden. Deutschland will Patriot-Systeme kaufen. Von den USA. Für die Ukraine.

Die Rückkehr der Raketen-Diplomatie

Mitten im russischen Dauerbeschuss ukrainischer Städte prüft das Weiße Haus die Lieferung zusätzlicher Patriot-Abwehrsysteme. Es geht um ein Volumen von rund 300 Millionen Dollar.

Mit an Bord: Mittelstreckenraketen und eine „besondere Vollmacht“ des Präsidenten, um direkt aus den Beständen des US-Militärs zu liefern. Trump zieht dabei eine seiner altbewährten Karten: maximale Aufmerksamkeit, minimale politische Verantwortung.

Dabei hatte das Pentagon noch vor wenigen Tagen alle Ukraine-Lieferungen auf Eis gelegt – zu teuer, zu riskant, zu wenig strategisch. Nun also die Kehrtwende. Trump begründet sie mit Putins Eskalation: „Sie werden gerade sehr hart angegriffen. Wir müssen helfen.“ Das klingt fast versöhnlich – wäre da nicht der nächste Satz: „Aber bezahlen soll bitte jemand anderes.“

Rückkehr der Raketen-Diplomatie – Das Patriot-System gilt als eines der modernsten Flugabwehrsysteme der Welt. Die USA prüfen derzeit ein weiteres Paket im Wert von rund 300 Millionen Dollar.

Deutschland kauft – für Kiew

Wenige Stunden später spricht auch Bundeskanzler Friedrich Merz öffentlich über die Lieferung von Patriot-Systemen. Allerdings nicht direkt aus der Bundeswehr – sondern per Einkauf in den USA. Man habe mit Trump telefoniert, so Merz bei der Wiederaufbaukonferenz in Rom. Zwei Systeme wolle man beschaffen, bestätigte später auch der ukrainische Präsident Selenskyj.

Deutschland als Zwischenhändler für ein Rüstungsgeschäft zwischen Washington und Kiew – auch das ist eine neue Form der Waffenhilfe. Und sie wirft Fragen auf: Warum übernimmt Berlin Kosten, die eigentlich aus US-Beständen kommen? Und wie stark ist man bereits in die amerikanische Rüstungsdiplomatie eingebunden?

Patriotismus made in USA

Die Patriot-Rakete ist nicht irgendein Abwehrsystem. Sie ist das Flaggschiff westlicher Luftverteidigung. Ihre Sensoren erfassen Ziele in bis zu 100 Kilometern Entfernung, ihre Raketen treffen Flugzeuge, Raketen, Marschflugkörper.

Sie sind teuer, schwer zu ersetzen – und auf dem Weltmarkt rar. Die Amerikaner nutzen sie selbst, wollen aber offenbar einen Teil abgeben. Norwegen hat laut Selenskyj bereits ebenfalls zwei Systeme zugesagt.

Für die Ukraine könnte das einen echten Unterschied machen – vorausgesetzt, die Lieferungen erfolgen rechtzeitig. Denn Russland bombardiert weiterhin gezielt Energieinfrastruktur, Wohngebiete und Industrieanlagen. Die Luftabwehr ist längst der neuralgische Punkt im Verteidigungskonzept der Ukraine geworden.

Was bezweckt Trump wirklich?

Trumps Position bleibt jedoch widersprüchlich. Einerseits kündigt er Unterstützung an, andererseits will er sich nicht festlegen – weder finanziell noch strategisch.

Patriotismus mit Preisschild – Während Trump öffentlich Putins Verhalten kritisiert, bleibt sein Engagement taktisch: Hilfe für die Ukraine, aber ohne eigenes Risiko im US-Wahlkampf.

Die Lieferung über die NATO ist ein diplomatischer Trick, um der Ukraine zu helfen, ohne den eigenen Wahlkampf zu belasten. Ein NATO-Paket ist leichter zu verkaufen als ein amerikanischer Alleingang.

Noch deutlicher wird es bei der angekündigten „bedeutenden Erklärung zu Russland“, die Trump für Montag versprochen hat. Inhalt? Unklar. Tonfall? Typisch Trump – maximal vage, aber gerade dadurch politisch wirksam.

Ein geopolitisches Vexierspiel

Für Europa ist die neue Dynamik riskant. Einerseits braucht die Ukraine jede Unterstützung, andererseits geraten europäische Staaten wie Deutschland zunehmend zwischen die Fronten amerikanischer Innenpolitik. Die Waffenkäufe sind ein Symbol für Loyalität – und für Abhängigkeit. Denn ohne US-Technologie ist die europäische Luftabwehr kaum funktionsfähig.

Merz' Gespräch mit Trump zeigt: Auch die Bundesregierung spielt das Spiel mit. Offiziell geht es um Solidarität mit der Ukraine. Inoffiziell geht es auch um gute Beziehungen zu einem erratisch agierenden US-Präsidenten, dessen außenpolitische Linie sich jederzeit ändern kann.

Politik / Rüstungsdiplomatie / Ukraine / Trump / Deutschland
[InvestmentWeek] · 13.07.2025 · 12:00 Uhr
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