Ölpreisschock: Geopolitische Spannungen belasten die Weltwirtschaft
Die globalen Finanzmärkte stehen erneut vor einer Herausforderung, da ein dramatischer Anstieg der Ölpreise die wirtschaftliche Landschaft weiter kompliziert. Die kürzliche Eskalation im Nahen Osten, ausgelöst durch israelische Luftangriffe auf iranische Ziele, hat die Ölpreise zeitweise um 13 Prozent nach oben schießen lassen. Diese Entwicklung könnte positive Effekte niedriger Energiekosten, die in diesem Jahr als seltener Lichtblick galten, schnell zunichtemachen.
JPMorgan warnte bereits davor, dass im Falle von Blockaden entlang der Straße von Hormus oder eines größeren Konflikts im Nahen Osten die Preise auf bis zu 130 US-Dollar pro Barrel steigen könnten. Diese Befürchtungen treffen auf eine ohnehin fragile Weltwirtschaft, die unter den protektionistischen Maßnahmen der USA leidet. Die ohnehin angespannte Inflationslage könnte sich noch verschärfen, da die erhöhten Ölpreise zusätzliche Preisschübe verursachen würden.
Ökonomen von Bloomberg Economics prognostizieren, dass ein Anstieg des Brent-Preises auf 100 US-Dollar pro Barrel die Benzinpreise in den USA um 17 Prozent erhöhen könnte. Dies würde den Verbraucherpreisindex (CPI) um 0,6 Prozentpunkte steigern und den Jahresanstieg im Juni auf 3,2 Prozent hieven. Trotz der ungewissen Lage stehen kommende Zinsentscheidungen der Federal Reserve sowie anderer Zentralbanken weltweit an. Beobachter erwarten jedoch, dass die Zentralbanken taktisch vorgehen und die kurzfristigen Effekte des Ölpreisschocks zunächst ignorieren könnten.
Eine potenzielle Eskalation könnte auch die weltweiten Märkte für verflüssigtes Erdgas (LNG) bedrohen, da ein Großteil der Exporte über die Straße von Hormus abgewickelt wird. Länder wie Katar, das 20 Prozent des weltweiten LNG-Handels bestreitet, könnten erheblich beeinträchtigt werden. Das Risiko für steigende europäische Gaspreise nimmt zu, da der Markt erheblich verknappt würde.
Obwohl steigende Risiken die Stimmung der Investoren trüben könnten, besteht Hoffnung auf Stabilisierung durch die OPEC+-Mitglieder und möglicherweise durch koordinierte Freigaben von Notreserven der Internationalen Energieagentur. Dennoch bleiben die Bedenken hoch, dass ein länger anhaltender Versorgungsengpass vor allem die aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens hart treffen könnte.
Die Märkte werden die geopolitischen Risiken nun womöglich stärker berücksichtigen, was größere Volatilität und ein potenzielles Anziehen des Dollars zur Folge haben könnte. Für die kommenden Wochen wird die Entwicklung von der fragilen Balance zwischen geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Reaktionen geprägt sein.