Neuer Wirkstoff verstärkt Abnehmeffekt: Kombination mit Semaglutid sorgt für zusätzlichen Gewichtsverlust
In den letzten Jahren haben Medikamente aus der Gruppe der GLP-1-Agonisten wie Semaglutid großen Einfluss auf die Behandlung von Übergewicht und Adipositas gewonnen. Dennoch bestehen Einschränkungen: Häufige Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich sowie Risiken wie Nierenschäden oder Muskelabbau wurden beobachtet. Aus diesem Grund richtet sich der Blick der Forschung zunehmend auf Kombinationstherapien, die unterschiedliche Signalwege zugleich adressieren. Dabei ist ein neuer Kandidat im Fokus: Nimacimab, ein Antikörper, der gezielt das periphere CB1-System modulieren soll.

Neuer Wirkstoff wirkt mit bekanntem Medikament gemeinsam
Das Endocannabinoid-System mit dem Rezeptor CB1 spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation von Appetit, Stoffwechsel und Fettansammlung. Eine verstärkte Aktivität von CB1 kann zu Gewichtszunahme beitragen. In der Vergangenheit wurden CB1-Antagonist:innen untersucht, die allerdings ins zentrale Nervensystem eindringen konnten und dabei mit psychiatrischen Nebenwirkungen – Depressionen, Angststörungen – belastet waren. Nimacimab hingegen wurde so konstruiert, dass es die Blut-Hirn-Schranke nicht überwindet und somit primär im peripheren Gewebe wirkt. So soll es die schlechtere Verträglichkeit klassischer CB1-Blocker vermeiden.
Nimacimab selbst wirkt unabhängig vom GLP-1-Signalweg und eröffnet dadurch die Möglichkeit, synergistische Effekte mit vorhandenen Medikamenten zu erzielen. In präklinischen Modellen zeigte sich eine additive Wirkung, wenn Nimacimab zusammen mit einem GLP-1-Medikament eingesetzt wurde.
Klinische Studie kommt zu vielversprechendem Ergebnis
Die sogenannte CBeyond-Studie war ein randomisiertes, doppelblinde, placebokontrolliertes Design mit 136 Teilnehmenden, die über 26 Wochen behandelt wurden. Es wurden vier Gruppen gebildet: Nimacimab allein (200 mg wöchentlich), Placebo, Nimacimab kombiniert mit Semaglutid sowie Placebo zusammen mit Semaglutid.
Im Monotherapiearm erreichten die Teilnehmenden eine durchschnittliche Gewichtsreduktion von 1,52 % gegenüber 0,26 % in der Placebo-Gruppe – dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant. Die vorläufige pharmakokinetische Analyse zeigte, dass die tatsächliche Wirkstoffkonzentration im Körper niedriger war als erwartet, was die Effektstärke begrenzte und auf eine möglicherweise zu geringe Dosierung hinweist.
Beeindruckender fiel das Ergebnis in der Kombinationsgruppe aus. Die Gewichtsabnahme betrug dort 13,2 %, im Vergleich zu 10,25 % bei reiner Semaglutid-Therapie – ein zusätzlicher Effekt von fast drei Prozentpunkten, der statistisch signifikant war. Zudem erreichten 100 % der Teilnehmenden in der Kombination mehr als 5 % Gewichtsverlust, und 67 % konnten über 10 % verlieren. Die Zusammensetzung der Gewichtsabnahme war ebenfalls vorteilhaft: Der Anteil des Fettabbaus gegenüber Muskelmasse war günstiger in der Kombinationsgruppe – ein Hinweis darauf, dass Nimacimab eher die Fettdepots angreift.
In puncto Sicherheit präsentierte sich Nimacimab bemerkenswert gut verträglich. Weder im Monotherapie- noch im Kombinationsarm traten vermehrt gastrointestinale Nebenwirkungen auf, und neuropsychiatrische Ereignisse wie Depression, Angst oder Schlafstörungen wurden nicht gehäuft beobachtet. Die Abbruchrate aufgrund von Nebenwirkungen lag bei nur 3,7 %, wobei viele Abbrüche in der Placebo-Gruppe stattfanden.
Erwünschte Wirkung ohne unerwünschte Nebenwirkungen
Die Daten aus CBeyond liefern einen vielversprechenden Hinweis darauf, dass sich bei einer durchdachten Kombination von GLP-1-Agonisten und einem peripher wirkenden CB1-Antagonisten nennenswerte additive Effekte erzielen lassen. „Die Kombination eines CB1-Inhibitors und einer GLP-1-Therapie kann klinisch bedeutsamen Zusatzgewichtsverlust ermöglichen, ohne neuropsychiatrische oder zusätzliche gastrointestinale unerwünschte Effekte“, so Louis Aronne, der an der Studie beteiligt war.
Gleichzeitig bleibt zu beachten, dass es sich um eine Phase-2a-Studie mit begrenzter Teilnehmendenzahl handelt. Der Monotherapiearm verfehlte sein Ziel, was zeigt, wie wichtig eine korrekte Dosierung ist. Skye Bioscience plant bereits höhere Dosierungen und eine Verlängerung des Therapiezeitraums im Rahmen einer Erweiterungsstudie, deren Ergebnisse für Anfang 2026 erwartet werden.
Ob dieses Konzept sich schließlich in der klinischen Praxis durchsetzen kann, wird von mehreren Faktoren abhängen: von der Sicherheit über längere Behandlungszeiträume, von der Kostenstruktur und davon, ob sich die Effekte auch bei größeren, heterogenen Patient:innengruppen reproduzieren lassen. Dennoch steht zu hoffen, dass mit der Kombination aus bewährten und neuartigen Mechanismen ein Fortschritt in der Therapie von Adipositas bevorsteht.
via Skye Bioscience

