Frachtschiff festgesetzt

Neuer Sabotage-Verdacht in der Ostsee

27. Januar 2025, 14:45 Uhr · Quelle: dpa
Erneut wird ein Unterseekabel in der Ostsee gekappt. Schweden nimmt Ermittlungen wegen möglicher Sabotage auf und setzt ein Schiff fest. Dessen Eigentümer in Bulgarien verweisen aber auf das Wetter.

Karlskrona (dpa) - Neue Kabelschäden und erneute Sabotage-Ermittlungen: Ein weiteres Schiff ist in der Ostsee in den Verdacht geraten, ein unterseeisches Kommunikationskabel mit seinem Anker beschädigt zu haben. Die schwedischen Behörden beschlagnahmten den Frachter und nahmen Ermittlungen wegen mutmaßlicher schwerer Sabotage auf. Die Küstenwache ging für Untersuchungen an Bord des Schiffes, während die Eigentümer in Bulgarien den Vorwurf bewusster Sabotage zurückwiesen.

In den vergangenen Monaten ist es mehrmals zu Beschädigungen an Stromleitungen und Kommunikationskabeln in der Ostsee gekommen, darunter gleich zweimal an einem Glasfaserkabel zwischen Helsinki und Rostock. Die Ursache dahinter ist bislang unklar, doch Behördenvertreter verschiedener Ostsee-Länder gehen dem Verdacht nach, dass Schiffe die Kabel am Meeresgrund - möglicherweise absichtlich - mit ihren Ankern gekappt haben. 

Der Verdacht besteht, dass Russland zumindest im Fall von Kabelschäden im Dezember mit seiner sogenannten Schattenflotte dahintersteckt. Damit sind Tanker und andere Frachtschiffe mit undurchsichtigen Eigentümerstrukturen gemeint, die der Kreml benutzt, um Sanktionen infolge seines Angriffskriegs gegen die Ukraine etwa beim Öltransport zu umgehen. Gegen Dutzende dieser Schiffe hat die EU Sanktionen erlassen, doch ihr tatsächlicher Umfang dürfte weitaus größer sein. 

Kabelschäden trotz Nato-Einsatz

Um Kabel und weitere kritische Infrastruktur in dem Meer besser zu überwachen, hatte die Nato jüngst die Operation «Baltic Sentry» (deutsch: Ostsee-Wachposten) gestartet. Dabei sollen unter anderem Schiffe, Patrouillenflüge, U-Boote, Satelliten und auch Überwachungsdrohnen zum Einsatz kommen. Auch Deutschland beteiligt sich daran.

Nun jedoch weist schon wieder ein Kabel beträchtliche Schäden auf: Es handelt sich diesmal um eines, das zwischen der schwedischen Ostsee-Insel Gotland und der Hafenstadt Ventspils in Lettland verläuft und vom lettischen Rundfunk- und Fernsehzentrum (LVRTC) genutzt wird. Die Schäden traten am Sonntagmorgen in der sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone Schwedens auf, ihre Reparatur könnte nach LVRTC-Angaben Tage bis Wochen dauern. Auswirkungen auf die Endnutzer hat dies demnach nicht.

Anders als noch bei Kabelbrüchen im November gehen die Ermittler mittlerweile rigoroser gegen verdächtige Schiffe vor. Wie bereits im Fall der «Eagle S», die von den finnischen Behörden nach den Vorfällen im Dezember festgesetzt wurde und nach EU-Einschätzung Teil der Schattenflotte ist, beschlagnahmten auch die Schweden den nun verdächtigen Frachter. Einsatzkräfte der Küstenwache gingen bereits an Bord des Schiffes, auf dem unter anderem Befragungen der Besatzung geplant waren.

Anhaltspunkte, dass der Frachter Teil der Schattenflotte ist, gibt es bislang nicht. Er soll Berichten zufolge allerdings in einem russischen Hafen in See gestochen sein. Insgesamt sind nach Angaben des lettischen Armee-Chefs Kaspars Pudans im betreffenden Meeresgebiet mehr als 70 Schiffe anwesend gewesen, als der Schaden am Kabel bemerkt wurde. Davon seien sei diejenigen überprüft worden, die sich in Nähe der Schadenstelle aufhielten. 

Vorsätzliche Sabotage oder schlechtes Wetter?

Einen Namen des verdächtigen Schiffes nannten die Ermittler bisher nicht. In Bulgarien wurde allerdings bestätigt, dass es sich um die unter maltesischer Flagge fahrende «Vezhen» (deutsche Umschrift: Weschen) handelt. Die bulgarische Seeflotte (BMF) als Eigentümerin des Frachters schloss «vorsätzliche Handlungen» aus. BMF-Exekutivdirektor Aleksandar Kaltschew sagte, zum Zeitpunkt des Vorfalls sei das Wetter «außerordentlich schlecht» gewesen - einer der beiden Anker sei deswegen gefallen. Es sei noch unklar, ob der Frachter den Zwischenfall verursacht habe, da in dem Gebiet auch ein zweites Schiff gewesen sei, sagte Kaltschew.

Die «Vezhen» liegt seit Sonntag südlich von Karlskrona in Südschweden vor Anker, während Schiffe und Boote der schwedischen Küstenwache permanent bei ihm sind. «Dieses Schiff sieht äußerst heruntergekommen aus», berichtete ein Reporter des Rundfunksenders SVT vor Ort. Seinem Sender zufolge sollen Teile des Schiffsankers gebrochen sein. Auch die Nachrichtenagentur TT meldete, dass der Anker auf Backbordseite Schäden aufweise. Offiziell bestätigt wurde dies von Behördenseite bislang nicht.

Für den erneuten Kabelbruch kann es nach Einschätzung des früheren Oberstleutnants Joakim Paasikivi zwei mögliche Erklärungen geben, nämlich natürliche Gründe wie Meeresströmungen oder die Einwirkung eines externen Akteurs. Im letzteren Fall sieht Paasikivi zwei mögliche Alternativen: Entweder handle es sich um einen Unfall oder aber um Absicht - genau das sollten die Ermittlungen klären, sagte er nach TT-Angaben.

Führende Politiker in Europa glauben jedoch nicht an Zufall, dass immer wieder Kabel in der Ostsee auf ganz ähnliche Weise beschädigt werden. Litauens Außenminister Kestutis Budrys forderte nach dem erneuten Vorfall eine Überprüfung der geltenden Vorschriften für die Schifffahrt. «Die Navigationsregeln in der Ostsee müssen überprüft werden, insbesondere im Hinblick auf die Verwendung von Ankern», schrieb er auf der Plattform X. 

Es habe in der Ostsee in jüngster Zeit zu viele Unfälle gegeben, als dass man weiterhin die Unfalltheorie vertreten könne, schrieb Budrys. «Die Schattenflotte ist nicht nur ein Problem im Hinblick auf die Umgehung von Sanktionen. Es ist eine größere Angelegenheit, die unsere Umwelt und unsere kritische Infrastruktur gefährdet.»

Telekommunikation / Schifffahrt / Kriminalität / Konflikte / Nato / Schweden / Lettland / Bulgarien / Russland / Malta
27.01.2025 · 14:45 Uhr
[1 Kommentar]
Thomas Gottschalk
Köln/Hürth (dpa) - Nach seinem Rückzug aus dem Fernsehen hat sich der an Krebs erkrankte Moderator Thomas Gottschalk mit einer Nachricht an sein Publikum gewandt - und deutet an, dass er nicht völlig abtauchen wird. Allerdings werde er sich in den nächsten sechs Monaten ausschließlich um seine Genesung kümmern. «Ich weiß, dass ihr das versteht und richtig findet.» Weiter schrieb der 75-Jährige am […] (03)
vor 7 Stunden
Thailand (Archiv)
Bangkok/Phnom Penh - Thailand hat am Montag Luftangriffe auf Kambodscha durchgeführt. Dies könnte das Ende eines Friedensplans bedeuten, der erst vor zwei Monaten unter der Vermittlung von US-Präsident Donald Trump vereinbart wurde. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, Angriffe entlang ihrer umstrittenen Grenze gestartet zu haben, nachdem Thailand die weitere Umsetzung des […] (00)
vor 6 Minuten
Finnische Autofokus-Brille in letzter Entwicklungsphase – bald wieder Sehen ohne Grenzen?
So ziemlich jeder wird mit steigenden Alter weitsichtig. Und weil ein bedeutender Anteil der Bevölkerung dazu auch noch kurzsichtig ist, hilft die »normale« Brille dann nicht mehr weiter. Eine teure (und für viele Leute auch nervige) Gleitsichtbrille muss her – oder man endet in einem ständigen Brillenwechsel zwischen Lese- und Fernsicht. Wie schön wäre eine Brille, die sich selbst fokussiert! […] (02)
vor 14 Stunden
Review: Turtle Beach Burst II Pro – Gaming Maus oder graues Mäuschen
Die Turtle Beach Burst II Pro will nicht „nur“ schnell sein, sondern konsistent schneller und präziser als das, was du gewohnt bist. Das merkt man schon an der Architektur: echte 8K‑Wireless‑Polling‑Rate, ein Sensor, der nach oben wie nach unten ungewöhnlich fein skaliert, sowie ein konsequent leichtes, symmetrisches Gehäuse ohne Hohlraum-Skelet-Design. Dazu kommt eine Software, die nicht bloß […] (00)
vor 13 Stunden
Neuer Einsatz für Frank Koops: «Harter Brocken» am 25. Dezember
Der Weihnachtskrimi mit Aljoscha Stadelmann und Anna Fischer soll an den Festtagen gute Quoten holen. Am 25. Dezember um 20: 15 Uhr feiert der neue Film der beliebten Reihe Harter Brocken Premiere. In „Die Erpressung“ muss Dorfpolizist Frank Koops (Aljoscha Stadelmann) diesmal einen besonders undurchsichtigen Fall lösen – mit Verbindungen zu ehemaligen DDR-Agenten, tödlichen Geheimnissen und einem Fall, der weit über das beschauliche […] (00)
vor 16 Stunden
Großer Preis von Abu Dhabi
Abu Dhabi (dpa) - Auf eines ist der neue Formel-1-Weltmeister Lando Norris besonders stolz. «Ich habe einfach auf meine Art gewonnen», betonte der 26 Jahre alte Brite nach seinem Titeltriumph: «Ich habe das Gefühl, dass ich genauso gewonnen habe, wie ich es wollte, nämlich ohne jemand zu sein, der ich nicht bin.» Im letzten Rennen der Saison 2025 hatte Norris Platz drei hinter Sieger Max […] (00)
vor 52 Minuten
bitcoin, coin, icon, symbol, logo, bitcoin logo, currency, cryptocurrency, bitcoin, bitcoin, bitcoin, bitcoin, bitcoin, bitcoin logo, bitcoin logo, bitcoin logo
Der SOL-Kurs begann eine ordentliche Erholungswelle über $130 und $132 gegenüber dem US-Dollar. Der Kurs wird derzeit unter $138 und dem einfachen 100-Stunden-Durchschnitt gehandelt. Es gab einen Ausbruch über eine wichtige bärische Trendlinie mit Widerstand bei $132 auf dem Stunden-Chart des SOL/USD-Paares (Datenquelle von Kraken). Der Kurs könnte weiter steigen, wenn er $138 und $140 […] (00)
vor 41 Minuten
Neuer ZVO-Stipendiat an der TU Ilmenau
Hilden, 07.12.2025 (PresseBox) - Janos Lörincz absolvierte zunächst ein Chemie-Studium (B.Sc.) an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Daran schloss sich ein Lehramtsstudium in den Fächern Chemie und Geschichte an, ebenfalls an der Johannes Gutenberg-Universität. Im Oktober 2025 begann er das Masterstudium der Elektrochemie und Galvanotechnik an der TU Ilmenau. Sein Interesse für Chemie […] (00)
vor 21 Stunden
 
Bericht: Intel soll iPhone-Chips in Zukunft produzieren
Nach einem neuen Bericht soll Intel neben den M-Chips für das iPad zukünftig auch A-Chips für […] (01)
Review: Xiaomi Robot Vacuum 5 – intelligente Reinigungskraft für einen entspannten Alltag
Gerade in einem Alltag, der immer schneller wird, gewinnt ein zuverlässiger Haushaltshelfer […] (00)
Alphabet zieht an Microsoft vorbei – und verschiebt die Machtachse im KI-Rennen
Ein Börsenmoment, der mehr ist als Symbolik Zum ersten Mal seit 2018 ist Alphabet wieder mehr […] (00)
Polizei (Archiv)
Wiesbaden - Im Bundeslagebild "Kriminalität im Kontext von Zuwanderung" für das Jahr 2024 […] (01)
Tara Reid
(BANG) - Tara Reid fühlt sich "verurteilt und gemobbt", nachdem die Polizei erklärte, es gebe […] (01)
Hamburger SV - SV Werder Bremen
Hamburg (dpa) - Das erste Bundesliga-Nordderby seit fast acht Jahren endete fast im Tumult. […] (02)
ARC Raiders: Expedition wirft alles über den Haufen – Dezember-Update löscht deinen Fortschritt
ARC Raiders bereitet sich auf einen der spannendsten Momente seit dem Launch vor. Am 17. […] (00)
«Rote Rosen» und «Sturm der Liebe» machen Pause
Am Montag und Dienstag vor Weihnachten werden zahlreiche Specials zum Fest wiederholt. Kurz vor den […] (00)
 
 
Suchbegriff