Neuer BfV-Präsident: Sinan Selen übernimmt – Kritik an „Notlösung“ bleibt
Ein interner Aufstieg statt externer Neuanfang
Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) will die BfV-Spitze am Montag über die Entscheidung informieren, am Mittwoch soll das Bundeskabinett die Ernennung formal beschließen. Damit endet die Übergangszeit seit dem Ausscheiden von Thomas Haldenwang, der 2024 für die CDU kandidierte und anschließend in den Ruhestand versetzt wurde.
Die Union hatte einen parteinahen Kandidaten wie Arne Schlatmann bevorzugt, einen erfahrenen Geheimdienst- und Ministeriumsbeamten. SPD und Kanzleramt setzten dagegen auf Kontinuität – und damit auf Selen, der seit 2019 als Vizepräsident amtierte. Kritiker sprechen von einer „Notlösung“, da Dobrindt offenbar keinen externen Fachmann durchsetzen konnte.
Politische Brisanz: Rolle im AfD-Gutachten
Selen verantwortete unter anderem das Gutachten, das die AfD als „gesichert rechtsextrem“ einstufte – ein Vorgang, der für erheblichen politischen Streit sorgte. Dass nun ausgerechnet er das Amt übernimmt, dürfte den Konflikt zwischen Verfassungsschutz und AfD noch weiter verschärfen.
Ein erster BfV-Chef mit Migrationshintergrund
Selen, 1971 in Istanbul geboren, kam mit vier Jahren nach Köln. Er machte Karriere im Bundeskriminalamt, im Innenministerium und in der Sicherheitsabteilung des TUI-Konzerns. Erst nach massiven Anfeindungen gab er seine türkische Staatsbürgerschaft auf, um Vorwürfen eines möglichen Loyalitätskonflikts die Grundlage zu entziehen.


