Neue Herausforderungen im Kampf gegen HIV in Europa
In einem alarmierenden Bericht werfen die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC und die Weltgesundheitsorganisation WHO Europa ein kritisches Licht auf die späte Diagnose von HIV in Europa. Trotz der Fortschritte im Gesundheitsbereich, wird mehr als die Hälfte aller HIV-Diagnosen in Europa erst so spät gestellt, dass eine optimale Behandlung kaum noch möglich ist, so die beiden Organisationen. Diese späten Diagnosen gefährden die ambitionierten Ziele, das Fortschreiten von Aids bis 2030 als Bedrohung für die öffentliche Gesundheit einzudämmen.
Im Jahr 2024 wurden in der Region Europa, die 53 Staaten umfasst, insgesamt fast 106.000 neue HIV-Diagnosen registriert. Innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums, zu dem auch Island, Liechtenstein und Norwegen gehören, lag die Zahl der Neuinfektionen bei über 24.000, wobei 48 Prozent dieser Fälle erst verspätet erkannt wurden. Diese hohe Rate der Spätdiagnosen führt dazu, dass viele Betroffene den Zugang zu lebensrettenden Behandlungen und Versorgungsangeboten nicht rechtzeitig erhalten, was die Ausbreitung von HIV begünstigt und das Risiko einer Aids-Erkrankung erhöht.
ECDC und WHO Europa plädieren daher für verstärkte und umfassendere Testangebote, inklusive der Erleichterung des Zugangs zu Selbsttests. Die Erreichung der gesteckten Ziele für 2030 wird nur möglich sein, wenn Europa aktiv die bestehende Lücke in der Testverfügbarkeit schließt.
Laut den Vereinten Nationen infizierten sich 2024 weltweit rund 1,3 Millionen Menschen mit dem HI-Virus, von denen 630.000 an den Folgen von Aids starben. Am Ende des Jahres lebten global 40,8 Millionen Menschen mit HIV, von denen über drei Viertel Zugang zu lebensrettenden Medikamenten hatten. In Deutschland betrug die Zahl der Neuinfektionen im Jahr 2024 schätzungsweise 2.300, was einen Anstieg von etwa 200 Fällen im Vergleich zu 2023 bedeutet, so das Robert Koch-Institut.

