NATO hatte «Arctic Sea» immer im Visier

Moskau (dpa) - Der unter mysteriösen Umständen entführte Frachter «Arctic Sea» war entgegen offiziellen Verlautbarungen nie wirklich verschollen. Die NATO wusste nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» immer, wo sich der finnische Frachter befand.

Man habe seinen Weg durch den Ärmelkanal, durch die Biskaya und vor der portugiesischen Küste stets verfolgt, hieß es aus NATO-Kreisen. Die russische Regierung habe jedoch von Anfang an darauf bestanden, das Problem selbst lösen. Da haben sich die NATO bewusst rausgehalten. Sonst hätte es mächtige Verwicklungen gegeben, hieß es weiter.

Die NATO erklärt offiziell, sie habe Russland bei der Suche nach dem Schiff unterstützt. Zur Absprache mit Moskau habe gehört, dass nur Russland die Öffentlichkeit informieren durfte. Russlands NATO-Botschafter Dmitri Rogosin hatte kürzlich eingestanden, dass in dem Fall gezielt Falschinformationen gestreut worden seien, um die Rettung der 15 russischen Seeleute an Bord nicht zu gefährden.

Gestern erließ die russische Justiz Haftbefehle gegen die acht mutmaßlichen Piraten erlassen. Ihnen wird die Entführung russischer Seeleute sowie Piraterie zur Last gelegt, teilten die Ermittler in Moskau mit.

Die Verdächtigen, darunter auch ein Spanier, hatten die Vorwürfe zurückgewiesen. Sie behaupteten, für eine Umweltschutzorganisation gearbeitet zu haben. Dagegen stellte die kremlkritische Zeitung «Nowaja Gaseta» die These auf, die Entführer der «Arctic Sea» seien Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes Mossad, der den Schmuggel von Marschflugkörpern für den Iran an Bord des Frachters habe aufdecken wollen.

Russland NATO-Botschafter Dmitri Rogosin Spekulationen um illegalen Waffentransport offiziell zurück. Die Mutmaßungen über angebliche Marschflugkörper für den Iran, die unter der Holzladung versteckt gewesen sein könnten, seien «Fantasie» und «lächerlich», sagte Rogosin.

Entgegen früheren Angaben ist unter den Verhafteten auch ein Spanier. Die Haftbefehle ergingen zudem gegen einen Litauer, einen Russen sowie drei Staatenlose, hieß es. Die Nationalitäten von zwei weiteren Gefangenen müssten noch geklärt werden.

Die Männer waren am Donnerstag zusammen mit elf der 15 Besatzungsmitglieder von der russischen Luftwaffe aus Westafrika nach Moskau gebracht worden. Der russische Geheimdienst habe den Verdacht, dass Besatzungsmitglieder an der Entführung des Schiffes beteiligt waren, berichtete das Internetportal Life.ru.

Der Sprecher der russischen Ermittlungsbehörden, Wladimir Markin, kündigte eine enge Zusammenarbeit mit anderen Ländern an. Mehrere EU-Länder hatten eine Einbeziehung in den Fall gefordert, nachdem zuletzt 20 Länder in die Suche nach der «Arctic Sea» eingebunden waren.

Markin machte keine Angaben, wann die Seeleute ihre Angehörigen wiedersehen dürfen. Die Familien beklagen, dass es nicht einmal telefonischen Kontakt zu den Seeleuten gegeben habe.

Die «Arctic Sea» war nach offiziellen Angaben am Montag vor Westafrika aus der Gewalt von Piraten befreit worden. Nach russischer Darstellung hatten die Seeräuber den Frachter am 24. Juli vor der schwedischen Küste in ihre Gewalt gebracht. Der Kapitän sowie drei Seeleute halten weiter Wache auf dem drei Wochen lang vermisst gemeldeten Frachter. Das Schiff nahm mittlerweile von der Küste des Inselstaats Kap Verde Kurs auf den russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk.

Schifffahrt / Piraten / Russland
22.08.2009 · 10:25 Uhr
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