Nahrungsergänzungsmittel: Nutzen, Risiken und Entwicklungen

Nahrungsergänzungsmittel, oft kurz als Supplements bezeichnet, sind seit Jahren fester Bestandteil der Gesundheits- und Fitnessbranche. Sie reichen von klassischen Vitaminen und Mineralstoffen bis hin zu komplexen Substanzen, die gezielt bestimmte Körperfunktionen unterstützen sollen. Die Spannbreite reicht von frei verkäuflichen Produkten im Supermarkt bis hin zu spezialisierten Formeln für Sportler oder ältere Menschen. Trotz der hohen Verfügbarkeit und zunehmender Beliebtheit bleibt die Bewertung von Nutzen und Risiken differenziert zu betrachten.
Was sind Supplements?
Der Begriff „Supplement“ bezeichnet jede Form von ergänzender Nährstoffzufuhr zur normalen Ernährung. Die Darreichungsformen sind vielfältig: Tabletten, Kapseln, Pulver, Flüssigkeiten oder auch Gummibärchen. Inhaltlich umfassen sie Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren, Fettsäuren, Pflanzenextrakte und synthetisch hergestellte Wirkstoffe. Während einige dieser Stoffe für die Aufrechterhaltung lebenswichtiger Körperfunktionen notwendig sind, ist die zusätzliche Einnahme nicht für alle Menschen erforderlich.
Warum greifen Menschen zu Supplements?
Die Motive zur Supplementierung sind unterschiedlich. Manche Menschen möchten damit gezielt einem Nährstoffmangel vorbeugen, etwa bei vegetarischer oder veganer Ernährung (z. B. Vitamin B12 oder Eisen). Andere verfolgen leistungsorientierte Ziele, etwa im Sport (z. B. Creatin oder Whey-Protein) oder im kognitiven Bereich („Nootropika“). Im Alter geht es oft um die Unterstützung der Zellgesundheit, der Knochenstruktur oder der Gedächtnisleistung. Auch Lifestyle-Faktoren wie Hautbild, Schlafqualität oder Stressreduktion rücken zunehmend in den Fokus.
Regulierung und Qualität
In Deutschland und der EU gelten Nahrungsergänzungsmittel rechtlich als Lebensmittel. Das bedeutet: Sie unterliegen nicht denselben Prüfanforderungen wie Arzneimittel. Die Hersteller müssen zwar bestimmte Kennzeichnungs- und Sicherheitsstandards einhalten, aber eine Wirksamkeitsprüfung wie bei Medikamenten ist nicht vorgeschrieben. Dies hat zur Folge, dass viele Produkte auf dem Markt zwar unbedenklich, aber nicht zwangsläufig wirksam sind.
Verbraucherschutzorganisationen kritisieren daher regelmäßig irreführende Werbeaussagen. Ein weiteres Problem besteht in der Qualitätskontrolle: Unabhängige Labortests zeigen immer wieder Abweichungen zwischen deklariertem und tatsächlichem Inhalt, insbesondere bei Produkten aus dem nicht-europäischen Raum.
NMN – Ein neuer Kandidat im Bereich der Anti-Aging-Supplements
Nicotinamid-Mononukleotid, kurz NMN, ist ein vergleichsweise neues Supplement, das in der Anti-Aging-Forschung für Aufmerksamkeit sorgt. NMN ist ein Vorläufer von NAD⁺ (Nicotinamidadenindinukleotid), einem Coenzym, das in nahezu allen Zellen vorkommt und eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel sowie bei zellulären Reparaturmechanismen spielt.
Mit zunehmendem Alter sinkt der NAD⁺-Spiegel im Körper. Dieser Rückgang wird mit verschiedenen Alterserscheinungen und degenerativen Prozessen in Verbindung gebracht. Die Idee hinter NMN-Supplementierung ist es, diesen Rückgang zu verlangsamen oder gar umzukehren. In Tierstudien wurde gezeigt, dass eine Erhöhung des NAD⁺-Spiegels durch NMN zu einer verbesserten mitochondrialen Funktion, gesteigerter körperlicher Leistungsfähigkeit und sogar zu einer längeren Lebensspanne führen kann.
Allerdings ist die Studienlage beim Menschen bislang begrenzt. Erste klinische Studien deuten auf eine gute Verträglichkeit hin, doch Aussagen über langfristige Effekte auf Alterung oder Gesundheit sind derzeit noch spekulativ. Kritiker mahnen daher zur Vorsicht und weisen darauf hin, dass ohne belastbare Langzeitdaten keine gesundheitlichen Versprechen gemacht werden sollten.
Auch die rechtliche Lage ist uneinheitlich: In der EU gilt NMN derzeit nicht als zugelassenes Nahrungsergänzungsmittel gemäß der Novel-Food-Verordnung, während es in den USA frei verkauft wird. Verbraucher sollten sich daher gut informieren, wenn sie Produkte mit NMN in Betracht ziehen.
Sinnvolle Supplementierung – für wen?
Für bestimmte Bevölkerungsgruppen kann eine Supplementierung medizinisch sinnvoll oder sogar notwendig sein. Dazu gehören:
- Menschen mit diagnostiziertem Nährstoffmangel
- Schwangere (z. B. Folsäure)
- Veganer*innen (z. B. Vitamin B12, Vitamin D, Eisen)
- Ältere Menschen (z. B. Vitamin D, Calcium)
- Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Resorptionsstörungen
In solchen Fällen sollte die Supplementierung immer in Absprache mit Ärzt\*innen oder qualifizierten Ernährungsfachkräften erfolgen. Eine pauschale Einnahme ohne vorherige Bedarfsanalyse kann nicht nur überflüssig, sondern in manchen Fällen auch gesundheitlich bedenklich sein – etwa bei fettlöslichen Vitaminen, die sich im Körper anreichern können.
Fazit
Nahrungsergänzungsmittel können eine sinnvolle Ergänzung zur Ernährung sein – vorausgesetzt, sie werden gezielt und informiert eingesetzt. Der Markt bietet eine breite Auswahl, doch nicht jedes Produkt hält, was es verspricht. Besonders neue Substanzen wie NMN bieten spannende Forschungsansätze, sollten aber derzeit noch mit Zurückhaltung betrachtet werden. Wer sich für Supplements interessiert, profitiert am meisten von einer individuellen Einschätzung des eigenen Bedarfs und einer kritischen Auseinandersetzung mit der Studienlage. Letztlich bleibt die Grundlage für Gesundheit eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und erholsamer Schlaf – Supplemente können ergänzen, aber nicht ersetzen.

