Mobico kündigt CFO-Wechsel an und verzeichnet Gewinnrückgang
Die britische Transportgruppe Mobico, ehemals als National Express bekannt, verliert ihren Finanzvorstand James Stamp, der im Juni nach weniger als zwei Jahren von seiner Position zurücktritt. Stamp, der das Unternehmen fast sieben Jahre unterstützt hat, gibt seinen Posten als CFO auf, nachdem die Gruppe aufgrund von Buchhaltungsproblemen in ihrem deutschen Bahnsegment die Veröffentlichung ihrer Jahresergebnisse für 2023 zweimal verschieben musste. Helen Cowing, frühere Finanzchefin des Automatenbetreibers Selecta, wird Stamp übergangsweise ersetzen. Cowing verfügt über fundierte Erfahrung in der Bewältigung von Unternehmenskrisen.
Das Unternehmen, das im Bereich Bus-, Coach- und Bahnverkehr tätig ist, offenbarte einen Rückgang des bereinigten Vorsteuergewinns um 36 Prozent auf unter 93 Millionen Pfund für das Jahr bis Ende Dezember. Die Ergebnisse wurden zeitverzögert am Montag bekannt gegeben und wiesen trotz eines Umsatzanstiegs von 12,2 Prozent auf 3,15 Milliarden Pfund aufgrund von höheren Löhnen und geringerer Rentabilität vor allem in Deutschland einen merklichen Gewinneinbruch auf.
Wirtschaftsprüfer hatten Probleme bei Mobicos deutschem Bahnsegment identifiziert, was durch Änderungen von Indizes des dortigen Statistikamtes verursacht wurde und zur Verspätung der Finanzergebnisse in Februar und März führte. Dies ließ die Aktienkurse stark fallen, die am Montagvormittag um mehr als 6 Prozent auf ein Allzeittief absanken, nachdem sie bereits im letzten Jahr um ca. 55 Prozent eingebrochen waren.
CEO Ignacio Garat kommentierte, dass die Verzögerungen "bedauerlich" seien, jedoch wäre die zusätzliche Arbeit, die mit dem deutschen Geschäft zusammenhängt, nun abgeschlossen. Mobico, die zweitgrößte Betreiberin in Nordrhein-Westfalen und einer der Top 5 Betreiber in Deutschland, sieht sich weiterhin Herausforderungen durch Fahrermangel und Energiepreisschwankungen gegenüber.
Als Teil des FTSE 250 kämpft Mobico darum, nach den Folgen der Corona-Pandemie zu alter Profitabilität zurückzukehren, während staatliche Unterstützungsmaßnahmen für den Transportsektor auslaufen. Das Unternehmen berichtete über einen Jahresverlust vor Steuern von 98,3 Millionen Pfund, eine Verbesserung im Vergleich zu einem Verlust von 225,3 Millionen Pfund im Vorjahr.
Um die Schuldenlast zu verringern, plant Mobico den Verkauf des amerikanischen Schulbusgeschäfts, welches derzeit gut voranschreite. Die US-Tochtergesellschaft hatte unter Kostendruck und einem Fahrermangel zu leiden, was sich nach Meinung einiger Analysten nun zu entspannen scheint. Die Nettoverschuldung des Unternehmens habe sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert.
Mobico muss zudem eine 500 Millionen Pfund schwere Anleihe bis Februar 2026 refinanzieren oder einem deutlichen Zinsanstieg gegenüberstehen, so Alexander Paterson, Analyst bei Peel Hunt. Er sieht die Entschuldung und Refinanzierung abhängig von der operativen Leistungsverbesserung und dem geplanten Verkauf des US-Busgeschäfts.
Analyst Gerald Khoo von Liberum zeigte sich von den Hauptzahlen kaum ermutigt, merkte jedoch an, dass der erfolgreiche Abschluss des Verkaufs der Schulbus-Sparte als eine der wesentlichen Chancen für das kommende Jahr gesehen werden sollte. (eulerpool-AFX)
