Justizkarussell dreht sich weiter: Trumps Verteidiger beißen auf Granit
Die Luft im Gerichtssaal wird dünner für Donald Trump. Richter Juan M. Merchan, der kürzlich eine Missachtung des Gerichts feststellte und Trump daraufhin mit einer Geldstrafe von 9.000 US-Dollar belegte, hörte sich neue Argumente zu mutmaßlichen Verstößen gegen eine vom Gericht auferlegte Unterlassungsanordnung an. Obwohl Haft im Raum steht, falls die Verstöße andauern, traf der Richter am Donnerstag noch keine Entscheidung über vier neue Anschuldigungen.
Der ehemalige Präsident, 77 Jahre alt, sieht sich mit der Anklage konfrontiert, 34 Geschäftsunterlagen, darunter Schecks und Rechnungen, gefälscht zu haben, um eine Zahlung von 130.000 US-Dollar an Stormy Daniels, die behauptet, 2006 eine Affäre mit Trump gehabt zu haben, zu verschleiern.
Als erster amerikanischer Präsident in der Geschichte, dem eine Strafverfolgung bevorsteht, streitet Trump sowohl die kriminellen Anklagen als auch die Affäre mit Daniels ab. Ihm drohen eine Bewährungsstrafe oder Gefängnis.
Bereits über ein halbes Dutzend Zeugen wurden gehört. Fünf Kernaussagen wurden am zehnten Verhandlungstag deutlich:
So zum Beispiel das offensichtliche Missfallen Trumps am Deal mit Daniels, welches durch ein vom Staatsanwalt vorgespieltes, heimlich aufgezeichnetes Gespräch zwischen Trumps ehemaligen Anwalt Michael D. Cohen und Keith Davidson, dem Anwalt von Daniels, offenbart wurde.
Zur Verteidigung Trumps setzte sein Anwalt Emil Bove auf eine scharfe Befragung Davidsons, die zunehmend hitzig wurde. Bove kritisierte Davidsons "trübe" Erinnerung, woraufhin der Anwalt beteuerte, wahrheitsgemäß geantwortet zu haben. Bove versuchte ferner, Distanz zwischen Trump und den Zahlungen an Daniels herzustellen und wälzte die Schuld auf Cohen ab, der vergeblich auf eine hohe Position im Weißen Haus gehofft hatte.
Richter Merchan wird – wieder einmal – über mögliche Verstöße gegen die Schweigeanordnung entscheiden müssen. Derweil spielte Trumps Auftreten im Gerichtssaal in starkem Kontrast zu seinen öffentlichen Kundgebungen, wo er den Richter heftig attackiert hatte. Während der Verhandlungen am Donnerstag jedoch zeigte sich Trump auffallend ruhig, mied den Blickkontakt zu seinem Anwalt und reagierte allenfalls bei einer Anspielung auf Joe Bidens Spott.
Die Beweisaufnahme schreitet voran, dargelegt unter anderem durch Douglas Daus, einem forensischen Analysten. Die Verhandlung wird nach dieser verkürzten Woche wieder ihren normalen Rhythmus aufnehmen, wobei eine Liste prominenter Zeugen, darunter Daniels, Cohen und die frühere Sprecherin des Weißen Hauses, Hope Hicks, die Öffentlichkeit gespannt erwarten lässt. (eulerpool-AFX)