Rüstungsexporte

Der Kanzler erklärt sich: «Kein Wechsel in Israel-Politik»

10. August 2025, 16:47 Uhr · Quelle: dpa
Kanzler Friedrich Merz
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Kanzler Friedrich Merz versucht, die Wogen im Streit über die Nahost-Politik zu glätten. (Archivbild)
Die humanitäre Situation im Gazastreifen wird immer katastrophaler. Merz wird für den Teilstopp von Rüstungsexporten nach Israel heftig kritisiert. Jetzt geht der Kanzler in die Offensive.

Berlin (dpa) - Schadensbegrenzung durch den Bundeskanzler höchst persönlich: Friedrich Merz hat öffentlich seine Israel-Politik erklärt und den in eigenen Reihen heftig umstrittenen Teilstopp von Rüstungsexporten verteidigt. «Die Grundsätze der deutschen Israel-Politik sind unverändert», betonte der CDU-Chef in einem Interview der ARD-«Tagesthemen». «Wir werden diesem Land auch weiter helfen, sich zu verteidigen.» Aber die Bundesregierung könne nicht Waffen liefern in einen Konflikt, der Hunderttausende zivile Opfer fordern könnte.

Elf Sätze - heftige Reaktionen

Für Merz ist es eine Flucht nach vorn - denn er war in den vergangenen Tagen in der eigenen Partei, in der Schwesterpartei CSU und auch in der Öffentlichkeit immer stärker unter Druck geraten. Der Auslöser: Elf Sätze, am Freitagmittag veröffentlicht. Die schwarz-rote Bundesregierung werde bis auf weiteres keine Exporte von Rüstungsgütern mehr genehmigen, die im Gazastreifen zum Einsatz kommen könnten, erklärte Merz. 

Der Kanzler begründete seine Entscheidung mit der israelischen Ankündigung, den Militäreinsatz in der Region ausweiten und die Stadt Gaza einnehmen zu wollen. Welche Rüstungsgüter genau nun nicht mehr geliefert werden sollen - und welche Auswirkungen das überhaupt in Israel haben könnte, blieb offen.

Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) signalisierte sofort öffentlich seine Unterstützung. Aus der CSU und Teilen von Merz eigener Partei dagegen kam heftige Entrüstung: Mehrere Unionsabgeordnete sprachen von einem schweren Fehler. Außenpolitiker Roderich Kiesewetter schrieb auf X: «Die Glaubwürdigkeit unserer Staatsräson bemisst sich gerade an der Sicherheitskooperation und der Zusage, jüdisches Leben und den Staat Israel zu schützen.» 

Die CSU beklagte, sie sei an der Entscheidung nicht beteiligt gewesen und halte sie für bedenklich. CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann kritisierte: «Das wäre eine Abkehr von Jahrzehnten außenpolitischer Kontinuität gegenüber Israel und als solche zumindest erklärungsbedürftig.» Er kündigte an: «Wir werden dazu interne Gespräche in der Koalition führen.» Auch wenn sich Parteichef Markus Söder nicht offiziell äußert - so klar stellt sich die Schwesterpartei nur selten gegen den Kanzler. 

In der Unionsfraktion im Bundestag zog man zudem die nächste Eskalationsstufe und vereinbarte eine Videoschalte der Außenpolitiker mit Merz' außenpolitischem Berater Günter Sautter. 

Merz: Eine Freundschaft muss das aushalten

Noch vor dieser Aussprache suchte Merz nun selbst die Öffentlichkeit. Fernseh-Interviews des Kanzlers sind durchaus selten - zumal in der politischen Sommerpause. Das zeigt, die wichtig man die Auseinandersetzung im Kanzleramt nimmt. 

Die Bundesregierung habe beim Vorgehen im Gazastreifen einen Dissens mit der israelischen Regierung, sagte Merz. Solche Kritik müsse eine Freundschaft aber aushalten. «Und Solidarität mit Israel bedeutet nicht, dass wir jede Entscheidung, die eine Regierung trifft, für gut halten und ihr dabei auch noch Unterstützung zukommen lassen bis hin zu militärischer Unterstützung durch Waffen.»

Vorher bereits hatte Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) klargestellt, was der Beschluss eigentlich bedeute: «Deutschland unterstützt Israel weiter bei allem, was notwendig ist, seine Existenz und seine Sicherheit zu verteidigen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Nicht betroffen vom Exportstopp sei «all das, was der Selbstverteidigung Israels dient, also beispielsweise im Bereich der Luftabwehr, der Seeabwehr». Man agiere aus Sorge um die humanitäre Lage im Gazastreifen. Sollte die Stadt Gaza eingenommen werden, könnte das auch einen hohen Blutzoll bei der Bevölkerung bedeuten.

Wer war wann eingebunden?

Merz reagierte auch auf die Vorwürfe der CSU, sie sei in die Entscheidung nicht eingebunden gewesen. «Ich habe diese Entscheidung nicht allein getroffen, aber es ist dann am Ende des Tages eine Entscheidung, die ich allein verantworten muss», sagte er. Es gehe um eine grundsätzliche Haltungsfrage, die könne er «nicht zur demokratischen Abstimmung stellen». Seine Entscheidung sei auch nicht kurzfristig gefallen, sondern fuße auf einer wochenlangen Diskussion. 

Er habe auch immer wieder mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gesprochen, berichtete Merz. Netanjahu selbst äußerte sich in Israel zu der deutschen Ankündigung. Merz sei «ein guter Freund Israels», sagte er. Die Entscheidung des Kanzlers führte er auf öffentlichen Druck durch aus seiner Sicht falsche Medienberichte über Gaza zurück. 

Der Bundeskanzler widersprach. «Ich lasse mich von öffentlichem Druck nicht so sehr beeindrucken wie von meinem eigenen Bild, auch von den Beratungen im Kabinett, von den Beratungen auch mit unseren Fachleuten», sagte Merz.

Wie reagiert die Fraktion?

Vor dem Kanzler-Interview herrschte in der Unionsfraktion teils dicke Luft. Ungewiss, ob die öffentlich ausgestrahlten Worte das ändern konnten. Doch der Kanzler bekommt aus den eigenen Reihen auch Zustimmung. Fraktionsvize Norbert Röttgen, ebenfalls Außenpolitiker, sagte den Zeitungen der Mediengruppe Bayern: «Die Bundesregierung musste zügig eine Entscheidung als Reaktion auf die Beschlüsse des israelischen Sicherheitskabinetts treffen, den Krieg in Gaza und die militärische Kontrolle dort auszudehnen.» Außenpolitisches Handeln sei geboten gewesen, «und auch in der Sache richtig, rechtlich wie politisch». Der «Welt» sagte er, die Entscheidung zu Rüstungsexporten stehe nicht im Gegensatz dazu, verlässlich an der Seite Israels zu stehen, wenn das Land bedroht werde.

Konflikte / Krieg / Bundesregierung / Partei / Deutschland / Israel / Palästinensische Gebiete / Wochenendzusammenfassung
10.08.2025 · 16:47 Uhr
[0 Kommentare]
Prozess nach Ermordung des CEO von United Health Care
New York (dpa) - Rund ein Jahr nach der Tötung des Vorstandschefs eines Krankenversicherers in New York zeigt ein Video den Moment vor der Festnahme des mutmaßlichen Mörders Luigi Mangione wenige Tage nach der Tat. Es wurde bei den Vorverhandlungen im Prozess in New York gezeigt, wie mehrere amerikanische Medien berichteten. Auf dem Video, das etwa der Sender CBS ausstrahlte, ist zu sehen, wie […] (00)
vor 43 Minuten
Liam Gallagher hat darauf bestanden, dass Oasis im Jahr 2026 'nichts machen' werden.
(BANG) - Liam Gallagher hat darauf bestanden, dass Oasis im Jahr 2026 "nichts machen" werden. Der 53-jährige Rocker hatte sich in diesem Jahr mit seinem Bruder Noel für eine epische Oasis-Tour mit 41 Terminen wiedervereint, aber der Frontmann behauptet, es werde nächstes Jahr "nichts geben" für die 'Don't Look Back in Anger'-Band. Ein Fan forderte ihn auf X auf, die Daten für 2026 zu verkünden. […] (00)
vor 7 Stunden
Ein Jugendlicher nutzt ein Smartphone
Sydney (dpa) - Australien schreibt Geschichte im digitalen Kinderschutz: Ab sofort dürfen Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren keine eigenen Konten mehr auf vielen großen Social-Media-Plattformen besitzen. Dies betrifft zehn Dienste, darunter Instagram, Tiktok, Snapchat, Facebook, Youtube, X, Reddit und Twitch. Das kontroverse Gesetz war bereits Ende 2024 verabschiedet worden und ist am Mittwoch […] (00)
vor 1 Stunde
Nintendo Switch 2 erhält Update 21.1.0, doch was steckt wirklich dahinter?
Nintendo hat ein neues Systemupdate für Nintendo Switch und Nintendo Switch 2 veröffentlicht. Die Firmware Version 21.1.0 steht ab sofort zum Download bereit und wie so oft bleibt das Unternehmen gewohnt wortkarg. Offiziell heißt es lediglich, dass „einige Probleme behoben und die Systemstabilität verbessert“ wurden. Ein Klassiker unter den Nintendo-Patch-Notes. Doch gerade bei Updates dieser […] (00)
vor 5 Stunden
Neue Gesichter für Amazons «Barbershop»-Serie
Bokeem Woodbine, Bresha Webb, Langston Kerman und Tiana Okoye gehören zu den Darstellern. Amazon treibt die Serienadaption des Barbershop -Franchise weiter voran und baut den Cast aus. Wie „Variety“ berichtet, stoßen Bokeem Woodbine, Bresha Webb, Langston Kerman und Tiana Okoye in wiederkehrenden Rollen zum Ensemble. Sie ergänzen die bereits bekannten Darsteller rund um Hauptfigur Jermaine Fowler. Die Serie knüpft an die Filmreihe an und folgt […] (00)
vor 2 Stunden
FC Barcelona - Eintracht Frankfurt
Barcelona (dpa) - Kapitän Robin Koch schlug die Hände vor das Gesicht, einige seiner Teamkollegen sanken enttäuscht auf den Rasen. Trotz eines couragierten Auftritts hat sich für Eintracht Frankfurt der Traum von einer erneuten Sternstunde im Camp Nou nicht erfüllt. Der Fußball-Bundesligist verlor nach großem Kampf beim FC Barcelona mit 1: 2 (1: 0) und muss in der Champions League immer mehr um […] (00)
vor 3 Stunden
Kostenloses Stock Foto zu banknoten, bargeldlose gesellschaft, berlin
Stablecoin-Emittent Tether gab bekannt, dass USDT, ausgegeben auf mehreren bedeutenden Blockchains, innerhalb des Abu Dhabi Global Market (ADGM) als akzeptiertes Fiat-referenziertes Token (AFRT) anerkannt wurde. Diese Anerkennung ermöglicht es Unternehmen, die von der Financial Services Regulatory Authority (FSRA) des ADGM lizenziert sind, regulierte Aktivitäten mit USDT auf den Blockchain- […] (00)
vor 1 Stunde
DATA REVERSE® präsentiert die ungewöhnlichsten Datenrettungen 2025
Leipzig, 09.12.2025 (PresseBox) - Auch im Jahr 2025 zeigte sich erneut: Die größten Datenrisiken lauern nicht im Serverraum, sondern mitten im Alltag. Flüssigkeiten, Hitze, Kälte, mechanische Schäden oder ein unachtsamer Klick – in Sekunden entstehen kritische Datenverluste. DATA REVERSE® hat zehn reale Fälle ausgewählt, die zeigen, wie schnell es passieren kann und wie moderne […] (00)
vor 8 Stunden
 
Wolodymyr Selenskyj (Archiv)
Kiew - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich dazu bereit erklärt, trotz des […] (08)
Windrad-Bau (Archiv)
Berlin - Das Bundesverteidigungsministerium befürchtet Störungen der Luftraumüberwachung durch […] (01)
Lkw (Archiv)
Köln/Wiesbaden - Die Fahrleistung der mautpflichtigen Lastkraftwagen mit mindestens vier Achsen […] (03)
BKA-Zahlen entfachen Debatte neu: Welche Muster die Kriminalstatistik zu Zuwanderern wirklich zeigt
Die Veröffentlichung des BKA-Lagebilds „Kriminalität im Kontext von Zuwanderung“ zieht die […] (01)
Review: Xiaomi Robot Vacuum 5 – intelligente Reinigungskraft für einen entspannten Alltag
Gerade in einem Alltag, der immer schneller wird, gewinnt ein zuverlässiger Haushaltshelfer […] (00)
Abschlusstraining FC Bayern München
München (dpa) - Bei seinen intensiven Recherchen über Sporting Lissabon zapfte Max Eberl auch […] (00)
Alexander Klaws
(BANG) - Alexander Klaws wird gemeinsam mit seinem Sohn Lenny Klaws auf der Bühne des Musicals […] (00)
Hugo Boss kündigt harten Umbau an – 2026 brechen Gewinne ein
Ein Umbau, der wehtun soll – und muss Hugo Boss schraubt nicht mehr an Stellschrauben, sondern […] (00)
 
 
Suchbegriff