Merck setzt auf Wachstum und Innovation trotz Gegenwinds
Die Bilanzpressekonferenz des Pharma- und Spezialchemieunternehmens Merck offenbarte ein Spannungsfeld zwischen aktuellen Herausforderungen und zukünftigen Wachstumsplänen. Konzernchefin Belen Garijo zeigte sich zuversichtlich für eine Erholung im laufenden Geschäftsjahr und erwartet eine schrittweise Umsatz- und EBITDA-Steigerung. Der unerwartete Nachfrageeinbruch im Laborgeschäft, der durch den Ab- und Aufbau von Lagerbeständen in der Pandemie entstanden war, soll überwunden werden. Dennoch bewerteten Anleger die Entwicklungen vorsichtig optimistisch, was in einem leicht gestiegenen Aktienkurs resultierte.
Matthew Weston von der UBS betonte allerdings, Enttäuschung sei spürbar wegen ausbleibender Signale für eine Erholung im stark betroffenen Laborgeschäft. Negativ wirkten sich zuletzt die Wechselkurseffekte auf die Bilanz aus, die trotz moderatem Umsatz- und EBITDA-Wachstum, den Zuwachs dämpften. Die Elektroniksparte litt unter dem konjunkturellen Gegenwind in der Industrie, während sich der Konkurrenzdruck im Segment der Flüssigkristalle verschärft hat.
Die Pharmasparte stellte sich als stabile Säule heraus – Erfolgsmeldungen gab es für die Krebs- und Multiple-Sklerose-Medikamente, obgleich vorherige Hoffnungsträger wie Evobrutinib die Erwartungen nicht erfüllen könnten. Mit dem innovativen Krebsmedikament Xevinapant, das sich in fortgeschrittenen Studien befindet, setzt Merck neue Hoffnungen, die Wirkstoffpipeline weiter zu stärken.
Dennoch sank der Gesamtumsatz 2023 um fast sechs Prozent auf knapp 21 Milliarden Euro. Das bereinigte EBITDA fiel um über 14 Prozent auf etwa 5,9 Milliarden Euro. Trotzdem plant der Vorstand, die Aktionäre mit einer konstanten Dividende von 2,20 Euro zu belohnen. Mercks langfristiges Umsatzziel von 25 Milliarden Euro bis 2025 bleibt trotz der Widrigkeiten bestehen. Finanzchefin Helene von Roeder fasste es als "Kampf", der jedoch nicht nachgelassen werde.
Ambitionierte Pläne hegt das Management auch beim Ausbau der eigenen Laborsparte und stellt Akquisitionen in Aussicht. Während man sich auf der Suche nach attraktiven Übernahmezielen befindet, fühlt die Belegschaft bereits die Einschnitte durch Sparmaßnahmen. Bereits angekündigte Stellenkürzungen betreffen hauptsächlich die Elektroniksparte und zentrale Funktionen wie IT und Personal. Trotz der Einsparungen ist auch Zukäufe geplant.
Diese Mischung aus Optimismus und Realismus prägt das gegenwärtige Bild von Merck, das sowohl Beständigkeit als auch Anpassungsfähigkeit in volatilen Märkten unter Beweis stellt. (eulerpool-AFX)