Mehr Zölle für Online-Händler: EU beschließt Abschaffung der 150-Euro-Freigrenze
Der jüngste Beschluss aus Brüssel signalisiert einen bedeutenden Wandel im europäischen Handelsrecht: Online-Händler wie Shein, Temu und AliExpress werden künftig mit höheren Zollabgaben belastet, da die bisherige Freigrenze von 150 Euro abgeschafft wird. Diese Entscheidung fand breite Zustimmung unter den EU-Finanzministern, wie die dänische Ministerin Stephanie Lose mitteilte, die derzeit den rotierenden Vorsitz der EU innehat.
Ab sofort sollen Zölle ab dem ersten Euro auf alle in die EU eingeführten Waren erhoben werden. Die Maßnahme, von der Bundesregierung unterstützt, zielt auf die Bekämpfung von Wettbewerbsverzerrung und Betrug ab.
Bundeskanzler Friedrich Merz betonte auf einem Handelskongress in Berlin die Dringlichkeit des Themas, da der Missbrauch der Zollfreigrenzen zunehmend zum Problem für die europäische Wirtschaft werde. Ein systematischer Missbrauch durch Sendungen, insbesondere aus China, müsse gestoppt werden.
Diese Initiative der EU-Kommission wird ab 2028 vollumfänglich umgesetzt, mit einer digitalen Plattform zur Unterstützung der Kontrollen. Eine Übergangslösung soll jedoch schon im kommenden Jahr eingeführt werden.
Die Reform will sicherstellen, dass alle Händler, unabhängig von ihrem Standort, gleichwertige Wettbewerbsbedingungen vorfinden. Die Reaktionen auf die Aufhebung der Freigrenze sind gemischt: Während Kritiker die Flut billiger Importe aus Asien beklagen, empfinden Befürworter sie als notwendige Maßnahme, um fairen Wettbewerb zu gewährleisten und Betrug einzudämmen.
Die EU-Kommission schätzt, dass bei 65 Prozent der in die EU gesendeten Pakete der Wert in den Zollanmeldungen zu niedrig angegeben wird. Dies benachteilige insbesondere kleine und mittlere EU-Unternehmen. Ein weiteres Problem ist der Verpackungsmüll, der durch die Aufteilung größerer Bestellungen in kleinere Pakete entsteht, was ebenfalls ungleiche Wettbewerbsbedingungen schaffe.
Der steigende Online-Handel führte zu einem exponentiellen Anstieg kleiner Warenpakete in die EU. Besonders große Marktplätze wie Amazon und Etsy, aber auch E-Commerce-Giganten wie Temu, AliExpress und Shein stehen im Fokus der neuen Maßnahmen.
Berichten zufolge erwägt die EU-Kommission zusätzlich eine Pauschalabgabe von bis zu zwei Euro, um der rasant steigenden Paketflut aus Drittstaaten entgegenzuwirken. In Frankreich ist Shein aktuell in der Kritik, nachdem sexuell anstößige und potenziell gefährliche Produkte dort entdeckt wurden. Die französische Regierung hat daraufhin Maßnahmen zur Kontrolle von Sendungen angekündigt. Der Handelsverband Deutschland und andere Organisationen fordern striktere Regelungen, um Europa vor solchen Praktiken zu schützen und den Binnenmarkt zu stützen.

