Match Group setzt KI gegen ungehobelte Männer ein: Tinder & Co. kämpfen mit Nutzerabwanderung
Die Dating-Plattformen Tinder und Hinge, beides Töchter des US-Börsenkonzerns Match Group, arbeiten an einer Lösung für ein altbekanntes Problem: Wie bringt man Männer dazu, sich beim Online-Dating besser zu benehmen? Dazu setzt das Unternehmen zunehmend auf Künstliche Intelligenz, die bereits beim Verfassen von Nachrichten eingreift und bei „off-colour“-Inhalten zur Korrektur auffordert. Laut Yoel Roth, Matchs Leiter für „Trust and Safety“, revidieren rund ein Fünftel der Nutzer ihre potenziell anstößige Nachricht nach einem Warnhinweis.
Der Schritt ist Teil einer breiteren Strategie, das Geschäft mit Online-Dating ankurbeln zu wollen. Marktführer wie Tinder, Bumble und Badoo verzeichnen einen Rückgang vor allem bei jungen Nutzern, die sich zunehmend „datingmüde“ zeigen. Studien zufolge sind davon besonders junge Frauen betroffen, die Bernard Kim, Vorstandschef von Match, als „kritischste Zielgruppe für alle Dating-Plattformen“ bezeichnet.
Entscheidend für den Umsatz: Tinder, Hinge und Co. sollen nicht nur beliebter bei Frauen, sondern generell sicherer und damit attraktiver werden. Das Thema Rücksichtnahme ist für Roth auch keine rein moralische Frage. „Wir machen das nicht nur aus ethischen Gründen – wir glauben, es ist gut fürs Geschäft“, sagt der frühere Twitter-Manager, der dort Ende 2022 ausschied, nachdem Elon Musk die Plattform übernommen hatte.
Darüber hinaus kämpft Match Group mit organisiertem Betrug: Den US-Behörden zufolge verlor die amerikanische Bevölkerung im Vorjahr insgesamt 823 Mio. US-Dollar an Romance-Scams. Angesichts steigender Kapazitäten bei Deepfakes und Bots würden sich viele Sorgen machen, erklärt Roth. Aktuell gehe die Hauptgefahr jedoch von realen Betrügern und kriminellen Organisationen aus, die rund um die Uhr manuelle Chats führen.
Während die weltgrößten Social-Media-Konzerne unter der Trump-Administration Änderungen bei ihren Moderationsregeln umsetzen – darunter eine Lockerung gegen „Hate Speech“ bei Meta –, stellt Roth klar, dass Match seinen Kurs beibehalten will. Das Unternehmen sei nicht wie Facebook ein Massennetzwerk, sondern auf Einzelfälle spezialisiert. Entscheidend sei, so Roth, „dass wir mit geeigneten Mitteln eingreifen, wenn jemandem Schaden droht“.