Light of Motiram: Nach Klage löscht Tencent panisch alle Beweise über Nacht!
Wenn Inspiration in dreiste Imitation umschlägt, sind die Anwälte meist nicht fern. Selten jedoch wurde dieser schmale Grat so eklatant überschritten wie bei der ersten Enthüllung von „Light of Motiram“, einem neuen Survival-Titel aus der gigantischen Spieleschmiede von Tencent. Die Gaming-Welt rieb sich kollektiv die Augen: Eine rothaarige Heldin im Stammes-Look, die gegen kolossale Maschinenwesen in einer postapokalyptischen Welt kämpft? Die Parallelen zu Guerrilla Games’ Meisterwerk „Horizon Zero Dawn“ waren nicht nur frappierend, sie waren ein unverhohlener Affront. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Rechteinhaber Sony reagieren würde – und die Reaktion kam mit der Wucht eines juristischen Paukenschlags.
Der juristische Paukenschlag und die Folgen
Sony fackelte nicht lange und reichte Klage ein, wobei die Wortwahl in der Anklageschrift an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Man sprach von einem „sklavischen Horizon-Klon“ und warf Tencent vor, sich schamlos am geistigen Eigentum des PlayStation-Giganten bedient zu haben. Diese öffentliche und aggressive Zurechtweisung zeigte sofort Wirkung. Wo andere vielleicht auf einen langwierigen Rechtsstreit spekuliert hätten, vollzog man bei Tencent offenbar eine strategische Kehrtwende, die einer Schuldanerkenntnis gleicht. Das Schlachtfeld verlagerte sich vom Gerichtssaal auf die digitale Verkaufsplattform Steam.
Die digitale Säuberungsaktion
In einer fast schon panisch anmutenden Reaktion vollzog Tencents Entwicklerstudio Polaris Quest eine nächtliche Säuberungsaktion auf der Steam-Produktseite von „Light of Motiram“. Die Hauptdarstellerin, die Aloy wie aus dem Gesicht geschnitten schien, wurde sang- und klanglos aus sämtlichem Werbematerial getilgt. Auch die ikonischen, an Elefanten erinnernden Roboterwesen – eines der Markenzeichen der „Horizon“-Reihe – verschwanden spurlos im digitalen Nirwana. Selbst die textliche Beschreibung wurde zensiert; jegliche Erwähnung von „kolossalen Maschinen“ wurde mit dem digitalen Radiergummi entfernt. Übrig geblieben ist das generische Gerüst einer Welt, in der die „Zivilisation nur noch eine ferne Erinnerung“ ist und „primitive Kulturen“ ums Überleben kämpfen. Ein massiver Eingriff, der das Spiel seines auffälligsten – wenn auch gestohlenen – Alleinstellungsmerkmals beraubt.
Ein Sturm im Wasserglas oder die Spitze des Eisbergs?
Ob dieser digitale Kotau Sony besänftigen und zu einer Rücknahme der Klage bewegen wird, steht noch in den Sternen. Die grundlegende Prämisse des Spiels bleibt schließlich erhalten. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die Brutalität der modernen Spieleentwicklung, wo der Druck, einen Hit zu landen, anscheinend dazu verleitet, die Grenzen des guten Geschmacks und des Urheberrechts weit hinter sich zu lassen. Bis zum geplanten Release im ersten Quartal 2027 hat „Light of Motiram“ noch Zeit, sich weiter von seinem einstigen Vorbild zu distanzieren und eine eigene Identität zu finden. Die Episode enthüllte nebenbei, welch gigantischer Erfolg verteidigt wird: Die „Horizon“-Reihe hat sich laut Gerichtsakten über 38 Millionen Mal verkauft. So schließt sich der Kreis und offenbart, warum Sony mit aller Härte reagierte. Es ging nicht nur ums Prinzip, es ging um den Schutz eines Kronjuwels.


