Konzernstrategie auf dem Prüfstand: ProSiebenSat.1-Aktionäre diskutieren mögliche Aufspaltung
Bei der Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 steht ein hitziger Disput im Mittelpunkt: Der größte Aktionär, Media for Europe, fordert eine Neuausrichtung des Konzerns, die eine Trennung des TV-Geschäfts von anderen Unternehmensteilen vorsehen könnte. Dieser Vorschlag, ein strategischer Vorstoß des italienischen Medienkonzerns, der unter der Führung der Familie Berlusconi steht, sorgt bei den Unterföhringer Entscheidungsträgern für Unbehagen. Der Verwaltungsrat sowie der Vorstand des deutschen Medienunternehmens zeigen sich öffentlich widerstandsfähig gegenüber der Idee, das erfolgreiche Fernsehsegment von wachstumsintensiven Digitalgeschäften abzuspalten.
Die Mailänder Initiative, die darauf abzielt, mehr Konzentration auf das Fernsehkerngeschäft zu legen und damit eine strategische Fokussierung herbeizuführen, überraschte ProSiebenSat.1 und stieß auf klaren Gegenwind. Der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Wiele hatte bereits Ende letzten Monats seine Skepsis betont, indem er die Herausarbeitung konkreter Vorteile einer solchen Abspaltung in Frage stellte. Diese Skepsis wird auch vom Betriebsrat geteilt, der sich in diesem strategischen Punkt an die Seite von Aufsichtsrat und Vorstand stellt.
Währenddessen prüft das Management Alternativen zur Stärkung der Finanzposition von ProSiebenSat.1, das einen Jahresumsatz von etwa 3,85 Milliarden Euro verzeichnet. Ein möglicher Verkauf diverser Geschäftszweige wird beleuchtet, wobei speziell die Vergleichsplattform Verivox und der Parfüm-E-Commerce-Anbieter Flaconi als denkbare Verkaufskandidaten genannt werden. Die Debatte über die optimale Ausrichtung des Medienriesen findet somit inmitten von Überlegungen statt, die das Potential haben, die Unternehmensstruktur grundlegend zu verändern. (eulerpool-AFX)