Kommentar: Early Acess Steam: Die Flut des Unfertigen

Kaum ein Thema bewegt die Spielerschaft und die Fachpresse aktuell so sehr wie das Konzept Early Access. Das Prinzip dahinter, wer es selbst noch nicht erlebt hat: Spiele werden für einen günstigeren Preis unfertig verkauft. Das Konzept dahinter ist, dass die Spieler so aktiv in die Entwicklung mit einbezogen werden. Sei es durch Bugsuche oder Umfragen. Klingt erstmal vielversprechend. Gerade Indie-Studios ohne Programiererfahrung profitieren von Tipps der Spieler und freuen sich mit Sicherheit darüber, den einen oder anderen neuen Anreiz zu bekommen. Außerdem spart es Unmengen an Zeit, wenn die Spieler selber nach den Bugs forschen und die Entwickler nicht selber noch diesen Ordnungspunkt abarbeiten müssen.

Rust, von den Spielern gefeiert, aber leider nicht wirklich fertig. Nur ein dürres Gerüst ohne Ummantelung.

Rust, von den Spielern gefeiert, aber leider nicht wirklich fertig. Nur ein dürres Gerüst ohne Ummantelung.

So schön das Konzept Early Access vom Prinzip her ist, so negativ zeigt es sich an anderen Stellen. Eigentlich regt sich der Spieler doch darüber auf , wenn einer der Software-Riesen wieder ein Spiel unfertig erscheinen lässt und es mit haufenweise Patches nachbessert. Oder noch besser, das komplette Spiel via DLC selbst zusammenkaufen lässt. Kurzum, unfertige Spieler machen Gamer wütend, weil sie eben nicht fertig sind. Aber warum belagern gleich zwei Early Access Titel seit Wochen schon Platz 1 und 2 der Steam Download-Charts?

Die Rede ist von Rust und DayZ. Beide Spiele sind im selben Genre beheimatet, in beiden Spielen geht es um den Kampf ums Überleben. Die Idee hinter Rust: Ihr werdet in einer komplett fremden Welt ausgesetzt und müsst euch selber eine Behausung zusammenzimmern und Nahrung zusammensuchen. Hinzu kommt aber, dass die Spieler nicht im Verbund arbeiten, zumindest vom Spiel aus nicht. Jeder Spieler kann sowohl Freund als auch Feind sein. Oder gleich beides gleichzeitig. Dank Steams Early Access Programms hat man als interessierter Spiele schon die Möglichkeit, Rust schon jetzt zu kaufen und das Spiel zu spielen. Oder auch nicht, denn technisch gesehen ist Rust noch lange nicht fertig. Und die Early Access Version besteht aus wenigen, immer noch fehlerhaften und unschönen Bauteilen. Ihr könnt Tiere jagen, Holz hacken und einfache Hütten bauen. Mehr nicht. Schaut man sich die Idee hinter Rust an, wird wesentlich mehr versprochen als nur diese wenigen Elemente. Es ist als bezieht man einen Rohbau ohne Wände, Fassade oder Dach.

Early Acess – Grundsätzlich toll, aber an manchen Stellen mit Verbesserungspotenzial

Man darf aber nicht prinzipiell auf dem Prinzip Early Access rumhacken. Denn die Idee ist toll. Der Entwickler bekommt jede Menge kreativen Input und macht vielleicht den einen oder anderen Fan schon wild auf das Spiel. Noch dazu wird der Vorteil geboten, dass die oftmals kleinen Indie-Studios schon etwas Geld sammeln können, um die nächsten Ideen für das Spiel zu finanzieren. Außerdem ist es toll für den Fan eines Spiels, das Spiel quasi von der Kinderwiege auf zu begleiten. Zu sehen wie immer mehr Aspekte realisiert werden und schlussendlich ein fertiges Spiel auf ihn in seiner Steam-Bibliothek wartet. So bindet man Spieler dauerhaft an seine Spiele. Besonders die Indie-Entwickler wissen, wie das geht. Das Prinzip Early Access ist wunderbar, wenn es nicht einfach nur stupide eingebaut wird, um schon vielleicht vorab einige Tausend Dollar Umsatz zu generieren, ohne etwas wirklich spielbares abgeliefert zu haben.

Dayz

Die Standalone-Version von DayZ ist so “Early Acess”, dass die Entwickler sogar vom Kauf abraten

So sieht es nämlich, zumindest teilweise, bei den genannten Beispielen DayZ und Rust aus. Rust strotzt an vielen Stellen immer noch so vor Fehlern und von Animationen fehlt jede Spur. Auch DayZ, welches ja bereits bekanntermaßen als Modifikation für ARMA II erschien, spielt sich überhaupt nicht so wie sein ARMA II-Vorgänger. Auch wenn das Spielprinzip ja einiges verspricht, so fehlen hier, ähnlich wie bei Rust, noch etliche wichtige Funktionen und Features. Das Fehlen wichtiger Features geht sogar so weit, dass Dean Hall, der kreative Kopf hinter DayZ, explizit vom Kauf abrät. Denn das ganze hat noch dazu einen stolzen Preis von 23,99 €. Hall erwähnt aber auch, dass das Spiel in einigen Wochen Updates bekommen soll, um die Spielbarkeit zu verbessern und neue Elemente hinzuzufügen. Er rät aktuell nur Spielern, die sich wirklich sehr für das Spiel interessieren, die aktuelle Version zu kaufen.

Der Urvater dieser Idee, Minecraft, machte seinerzeit nahezu alles richtig. Denn das Spiel war zu jeder Phase komplett spielbar. Es gab keine Fehler oder Hürden, über die man sich erst drüberschwingen musste. Noch dazu war das Spiel simpel und selbsterklärend. Mit jeder Version kamen lediglich interessante Neuerungen hinzu. Erst kamen neue Gegenstände, dann das Farmen, dann die Tierzucht, zufallsgenerierte Strukturen wie Festungen und Schluchten, KI-Dörfer, der Ender, der Nether. Das waren so viele Neuerungen, dass man am Ende kaum etwas übrig hatte, als man das Spiel aus dem Beta-Status setzte. Dieses Vorgehen wurde von der Fachpresse an manchen stellen kritisiert, schließlich erwartet man zum Release eines Spiels noch einmal einige Neuerungen. Minecraft brachte nichts davon, sondern bügelte nur einige Schönheitsfehler glatt. Die Presse hat es gestört, die meisten Spieler haben nicht einmal etwas vom Release mitbekommen.

Unfertige Spiele? Früher hat man sich über so etwas aufgeregt

Diese Entwicklung ist noch ganz neu in der Videospielbranche. Wenn man früher ein unfertiges Spiel gekauft hat, hat man sich geärgert. Bestes Beispiel war seinerzeit Gothic 3. Das Spiel erschien 2006 in einem bemitleidenswerten Zustand für den PC. Der Grund: Publisher JoWood drängte den Entwickler Piranha Bytes immer mehr zum Release, der sich bereits verschoben hatte. Piranha Bytes war so gezwungen, das Spiel unfertig herauszubringen. Die Reaktion der Fans war eindeutig. Man war erbost, man ärgerte sich einen Teil des Geldes sinnlos zum Fenster rausgeschmissen zu haben. Piranha Bytes lieferte einige Patches nach, bis schließlich der Quellcode veröffentlicht wurde und die Fans selber Hand anlegten. So entstand der Community Patch, der heute ein fester Bestandteil einer standardmäßigen Gothic Installation gehört.

Gothic 3, eigentlich ein tolles Spiel, litt aber unter einer Vielzahl von Bugs. So sah Early Acess früher aus.

Gothic 3, eigentlich ein tolles Spiel, litt aber unter einer Vielzahl von Bugs. So sah Early Acess früher aus.

Hier werden unfertige Spiele aber gefeiert. Und die Verkaufszahlen bei Steam sprechen auch eine eindeutige Sprache. Die Fans stehen auf das Konzept hinter Early Access. Und man muss auch zugeben, dass es in gewissem Maße sehr sehr sinnvoll ist, selbst aus PR-technischer Sicht. Wer ein Spiel vorab sieht, bildet sich bereits ein Urteil und teilt das mit anderen. So werden immer mehr Spieler auf das Spiel aufmerksam und die Verkaufszahlen schießen schon zu Alpha- und Beta-Zeiten in die Höhe. Blöd dann nur, wenn das fertige Spiel überhaupt nicht dem entspricht, was die Fans erwarteten.

Insgesamt muss man sagen, dass wir noch am Anfang mit diesem Vermarktungskonzept stehen. Die großen Publisher scheuen sich noch vor dieser Idee und höchstwahrscheinlich wird es auch dabei bleiben, dass ihr einen AAA-Titel nicht günstiger kaufen könnt, wenn ihr noch die unfertige Version spielt. Für Indie-Studios ist das Konzept aber ein toller Deal, wenn dann auch tatsächlich umgesetzt wird, was sich die Spieler versprechen. Denn alles andere wäre respektlos den Fans gegenüber. Es bleibt also in der Hand der Gamer, ob Early Access eine Zukunft hat, oder ob man doch lieber ein fertiges Spiel in der Hand hat, ohne sich selbst die Vorfreude zu nehmen. Auch ich habe bereits über Early Acess Spiele berichtet und mir das eine oder andere zugelegt. Ein tolles Konzept wird vorgestellt und man kauft sich für ein paar Euronen die Vorschau-Version zum “Reinschnuppern”. Dann kriegt man sogar gleich das vollständige Spiel kostenlos dazu. Mir gefallen die Spiele sogar oft, manchmal ist man aber einfach nur enttäuscht, wie viel vom versprochenen Konzept dann letztendlich übrig bleibt. Oftmals sind das nämlich nur Fehler und Bugs.

Wie steht ihr denn die aktuelle Entwicklung auf dem Early Acess Markt? Positiv oder eher negativ? 

Gaming
[next-gamer.de] · 12.04.2014 · 15:01 Uhr
[1 Kommentar]
 
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