Keine Gnade für Teresa Lewis

Washington (dpa) - Experten bescheinigen Teresa Lewis den Geisteszustand einer 13- Jährigen. Für ihren Richter hingegen war sie eine kaltblütige Mörderin. Trotz weltweiter Empörung wurde die 41-Jährige Mutter und Großmutter in den USA hingerichtet.

Teresa Lewis starb in der Nacht zum Freitag im Bundesstaat Virginia durch die Giftspritze. Die Exekution wurde heftig kritisiert, da der Geisteszustand der Frau an eine Behinderung grenzte. Mit einem IQ von maximal 72, je nach Gutachten, lag Lewis nur äußerst knapp über dem Wert, der eine Todesstrafe ausschließt.

Ihre Anwälte und tausende Unterstützer, darunter auch die Europäische Union, hatten bis zuletzt um Gnade für die Frau gebeten, die schon Großmutter ist. Vergebens: Um 21.13 Uhr (Ortszeit/3.13 Uhr MESZ) setzte ein Giftcocktail, der Lewis in beide Arme gepumpt wurde, ihrem Leben ein Ende. Ängstlich habe sie ausgesehen, als sie in blauer Gefängniskluft die Todeskammer betrat, berichteten Zeugen. Festgeschnallt an einer Bahre glitt sie beinahe regungslos in den Tod. Nur die mit Flip-Flops bekleideten Füße zuckten leicht.

Es war die erste Exekution einer Frau in Virginia seit fast 100 Jahren und insgesamt die zwölfte seit 1976, als die USA die Todesstrafe wieder einführten.

Lewis war wegen Mordes an ihrem Ehemann und Stiefsohn verurteilt worden. Sie hatte gestanden, im Oktober 2002 zwei junge Männer für die Tat angeheuert zu haben. An ihrer Schuld bestand selbst bei ihren Unterstützern kein Zweifel - auch nicht daran, dass das Mordkomplott besonders grausam war.

In der Tatnacht lag sie neben ihrem Mann im Bett. Für ihre Komplizen hatte Lewis die Haustür unverschlossen gelassen. Die Auftragskiller kamen um 3.15 Uhr, erschossen ihren Stiefsohn, der schnell starb, verwundeten dann den Ehemann. Nachdem die Schützen geflüchtet waren, wartete Lewis eine halbe Stunde in der Küche, bis sie die Polizei rief. Währenddessen verblutete ihr Mann.

Nach Ansicht ihrer Anwälte sind die Umstände der Verurteilung der Frau allerdings höchst fragwürdig. Sie hatten mit einer lebenslangen Haftstrafe gerechnet. Wegen ihres Geisteszustandes und einer Persönlichkeitsstörung sei Lewis ein ideales Opfer gezielter Manipulation gewesen. Zudem waren ihre beiden Komplizen, die letztlich den Finger am Abzug hatten, mit diesem milderen Urteil davongekommen. Einer der beiden brachte sich in der Haft selbst um.

Das Gericht bezeichnete die Frau hingegen als kaltblütige Drahtzieherin, als «Kopf der Schlange». Es nannte Habgier als Motiv, weil die Frau eine Lebensversicherung in Höhe von einer Viertelmillion Dollar kassieren wollte. Gezielt, so die Anklage, habe Lewis die späteren Mitverschwörer mit Sex und Geld gefügig gemacht.

Seit 2003 hatte Lewis abgeschottet in einem Hochsicherheitsgefängnis für Frauen in Virginia gesessen. Für viele andere Insassinnen wurde sie zu einer mütterlichen Figur. Ihr eindringlicher Gospelgesang habe auf der Station gelegentlich für eine andächtige Atmosphäre gesorgt.

Kurz vor der Hinrichtung hatte die Frau noch einmal mit ihren leiblichen Kindern gesprochen, dabei wiederholt tiefe Reue gezeigt. Unter den Zeugen der Vollstreckung im Greensville Correctional Center in Jarrat war auch ihre Stieftochter Kathy, die Tochter und Schwester der beiden Opfer. Für sie hatte Lewis ihre letzten Worte aufgespart: «Ich will, dass Du weißt, Kathy, dass ich Dich liebe, und dass es mir sehr Leid tut».

Justiz / Hinrichtungen / USA
24.09.2010 · 15:40 Uhr
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