Kachelmann-Prozess geht vermutlich ins nächste Jahr
Mannheim (dpa) - Der Prozess gegen Jörg Kachelmann wird vermutlich noch bis kommendes Jahr dauern. Dies sagte einer der Verteidiger im Mannheimer Landgericht. Am Montag wurde nach anderthalb Wochen Prozesspause eine weitere Ex-Geliebte des Fernsehmoderators vernommen.
Kachelmann soll eine langjährige Geliebte mit einem Messer bedroht und vergewaltigt haben. Er bestreitet das. Nachdem zuletzt das mutmaßliche Opfer mehr als 20 Stunden lang vernommen wurde, setzte das Gericht nun die Anhörung ehemaliger Freundinnen Kachelmanns fort. Am Montag wurde eine 29-Jährige Försterin vernommen. Eine auffällige, hübsche Frau, die selbstbewusst vor Gericht auftritt - mit ihrem Anwalt kommt sie in den Gerichtssaal, wirft ein nicht unsympathisches, leicht spöttisches Lächeln in die Runde, setzt sich auf den Zeugenstuhl.
Eine Frau, die den Auftritt nicht scheut - die sich in öffentlichen Aktionen für Umweltprojekte einsetzt, sich schon als Schauspielerin versucht hat und es mit einem etwas skurrilen Hobby zu ein paar Fernseh- und Bühnenauftritten gebracht hat. Sie soll über ihre Beziehung zu Kachelmann aussagen; wie bei der Vernehmung der anderen Ex-Freundinnen soll das dem Gericht dabei helfen, sich ein Bild von der Persönlichkeit des Angeklagten zu machen. Außerdem soll sie am Tag nach der mutmaßlichen Tat mit Kachelmann telefoniert haben - möglicherweise war sie die letzte, die vor seinem Abflug nach Kanada mit ihm sprach.
Zur eigentlichen Vernehmung der Frau wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen, da es auch um sexuelle Vorlieben gehen sollte. Über das, was im Saal vor sich ging, lässt sich allenfalls spekulieren - die Vernehmung dauerte jedenfalls deutlich länger als ursprünglich geplant und musste auch am Nachmittag fortgesetzt werden.
Unterdessen zeichnet sich ab, dass auch das mutmaßliche Opfer nochmals in den Zeugenstand muss. Grund sind die umfangreichen Chat-Protokolle, die dem Gericht vorliegen. Hierzu soll die Radiomoderatorin nochmals befragt werden. Bei alledem ist es nach Aussagen von Beteiligten zunehmend unwahrscheinlich, dass der Prozess noch in diesem Jahr abgeschlossen werden kann. Bislang war der letzte Verhandlungstag für den 21. Dezember geplant.