IWF: Finanzstabilität weiterhin gefährdet - Stärkere Aufsicht und präventive Maßnahmen erforderlich

In seinem halbjährlichen Bericht identifiziert der Internationale Währungsfonds mehrere Risiken für die globale Finanzstabilität

Die Geschehnisse im Frühjahr dieses Jahres haben die Bankenkrise vorübergehend beruhigt, doch der Internationale Währungsfonds (IWF) mahnt zur Vorsicht. Trotz einer verbesserten Stimmung an den Finanzmärkten bleibt die Lage aus seiner Sicht instabil.

In seinem halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht warnt der IWF vor voreiligem Optimismus und identifiziert mehrere Risiken, die zu Turbulenzen an den Märkten oder hohen Verlusten für Finanzinstitute führen könnten.

Schwache Banken bilden weiterhin ein zentrales Problem für die Finanzstabilität. Der IWF hat einen globalen Stresstest mit 900 Banken durchgeführt und dabei festgestellt, dass im besten Szenario etwa 55 Institute und im schlimmsten Fall sogar 215 Banken mit schwachen Ergebnissen kämpfen.

Besonders alarmierend ist dabei die Anzahl global systemrelevanter Banken, die in diese Kategorie fallen. Als Indikator für Schwäche dienten unter anderem eine geringe Profitabilität und Börsenbewertung. Da Bankenkrisen häufig zu Dominoeffekten führen, sind Maßnahmen zur Stärkung der Branche dringend erforderlich. Der IWF empfiehlt eine strenge und proaktive Aufsicht, um sicherzustellen, dass Banken ausreichend Puffer für Risiken aufbauen und strengere Vorschriften für Liquiditäts-, Zinsrisiken und Bankabwicklungen.

Auch eine verstärkte Durchsetzung der bestehenden Richtlinien und Nachbesserungen bei internationalen Vereinbarungen sind aus Sicht des IWF notwendig.

Neben schwachen Banken bereiten auch gestiegene Zinsen Schwierigkeiten für Schuldner. Besonders betroffen sind einige Entwicklungs- und Schwellenländer sowie Staaten mit geringem Einkommen. Für sie empfiehlt der IWF eine frühzeitige Kommunikation mit Gläubigern und eventuelle Restrukturierungen der Schulden. Auch für private Haushalte und Unternehmen, insbesondere in der Immobilienbranche, stellen die hohen Zinsen eine Herausforderung dar.

Die Fragilität des Gewerbeimmobilienmarkts wird vom IWF als bedeutende Quelle für Kreditrisiken für die Finanzbranche identifiziert. Sowohl Banken als auch weniger regulierte Finanzunternehmen haben hier hohe Kredite vergeben. Die schlechte wirtschaftliche Lage hat die Nachfrage nach Büroimmobilien verringert und viele Unternehmen benötigen in den nächsten Jahren neue Kredite.

In Europa beträgt das Volumen an gewerblichen Immobilienkrediten 12% des BIP, in den USA sogar 18%. Für Europa schätzt der IWF den Anteil dieser Kredite am Gesamtvolumen fauler Kredite auf 30%. Vor allem kleinere und mittelgroße Banken sind in dieser Branche exponiert.

Daher fordert der IWF eine verstärkte Risikovorsorge für diese Kredite und eine Überprüfung der zusätzlichen Kapitalpuffer, die Banken aufgrund der Risiken bilden müssen. Möglicherweise könnten diese Anforderungen teilweise aufgehoben werden, um die Lage nicht noch weiter zu verschlimmern.

Insgesamt bleibt die Finanzstabilität nach Einschätzung des IWF weiterhin gefährdet und er mahnt zu präventiven Maßnahmen, um mögliche Turbulenzen und Verluste für Finanzinstitute zu vermeiden.

Eine verstärkte Aufsicht und strengere Vorschriften sind notwendig, um Schwachstellen im Finanzsystem zu identifizieren und zu beheben. Nur so kann eine langfristige Stabilität der Finanzmärkte gewährleistet werden.

Der IWF warnt vor fragilen Finanzmärkten und identifiziert scharfe Preiskorrekturen als ein bedeutendes Risiko. Besonders besorgniserregend sind Überraschungen auf dem Gebiet der Geldpolitik. Die Meinungen der Investoren bezüglich des Inflationskampfes und des möglichen Endes des Zinserhöhungszyklus sind gespalten, was zu unterschiedlichen Positionierungen führt.

Während einige Vermögensverwalter auf eine Zinspause oder -wende setzen und in Staatsanleihen investieren, halten andere Investoren, die sich hoch verschuldet haben, an ihren Engagements fest und spekulieren auf fallende Kurse. Doch die möglicherweise anhaltend hohe Inflation und längere Zeit hohe Zinsen könnten zu einer Verkaufswelle führen, insbesondere in wenig liquiden Staatsanleihemärkten wie dem US-amerikanischen Markt.

Vor diesem Hintergrund könnte eine Preiskorrektur am Anleihemarkt eine Kettenreaktion auslösen, bei der weitere Investoren gezwungen sind, sich von ihren Wertpapieren zu trennen. Diese unsichere Lage erfordert eine konsequentere Überwachung der Finanzmärkte und eine frühzeitige Erkennung möglicher systemischer Risiken.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) plädiert daher für eine verstärkte Datenerfassung durch Finanzaufseher sowie für größere Liquiditätspuffer und eine Begrenzung der Verschuldung bei Banken und Nichtbanken wie offenen Immobilienfonds und Versicherern. Ein weiterer Vorschlag sind Mindesthaltefristen für offene Immobilienfonds, um möglichen Engpässen bei Rückgaben seitens der Anleger vorzubeugen.

Besonderes Augenmerk richtet sich auf die Situation in China, wo die Krise am Immobilienmarkt zunehmend Auswirkungen auf die Finanzlage von Lokalregierungen hat. Investoren sind besorgt über die Zahlungsfähigkeit von Finanzierungsvehikeln der Provinzregierungen, die für Infrastruktur- und andere Investitionen eingesetzt werden.

Diese sind hochverschuldet und generieren kaum Einnahmen, wodurch ihre Kreditwürdigkeit stark von der Zahlungsbereitschaft der lokalen Regierung abhängt. Auch Banken sind von dieser Problematik betroffen, da sie einen erheblichen Anteil der Kredite vergeben haben. Die Finanzstabilität Chinas steht somit ebenfalls auf dem Prüfstand.

Der IWF mahnt eine verstärkte Überwachung der Finanzmärkte an, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Besonders die Nichtbanken, die weniger reguliert sind als Banken, sollen in den Fokus rücken.

Neben einer besseren Datenerfassung und Liquiditätsmaßnahmen schlägt der IWF auch vor, Mindesthaltefristen für offene Immobilienfonds einzuführen, um möglichen Engpässen bei Rückgaben seitens der Anleger vorzubeugen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie gut die Finanzmärkte aufgestellt sind, um mögliche Herausforderungen zu bewältigen.

Finanzen / Eulerpool Economics
[Eulerpool News] · 11.10.2023 · 15:00 Uhr
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