Inflation verharrt auf niedrigem Niveau - Energiepreise und Löhne als Trendwende?
Die aktuelle Entwicklung der Inflation in Deutschland deutet auf eine Stagnation hin. Im April verzeichnete die Teuerungsrate mit 2,2 Prozent keinen Rückgang im Vergleich zum März und somit den gleichen Stand wie im Vorjahresmonat. Damit liegt die Inflationsrate weiterhin auf dem niedrigsten Wert seit zwei Jahren. Ökonomen prognostizieren jedoch für die kommenden Monate eine erneute Anhebung der Inflationsraten, beeinflusst durch die Preisstrategien vieler Firmen und die Tendenz zu steigenden Löhnen.
ING-Chefökonom Carsten Brzeski geht davon aus, dass sich die Inflation in Deutschland hartnäckig zeigt und bis zum nächsten Monat auf etwa 3 Prozent ansteigen könnte. Ein solcher Anstieg hat direkte Auswirkungen auf die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger. Ein zusätzlicher Faktor, der die Entwicklung der Energiepreise und somit die Inflation beeinflusst, ist die Rückkehr des regulären Mehrwertsteuersatzes von 19 Prozent auf Erdgas und Fernwärme, eine Maßnahme, die zu Beginn des Monats in Kraft trat. Im April zeigte sich eine Abschwächung der Preissenkung für Haushaltsenergie gegenüber dem Vormonat an.
Besonders bemerkbar machte sich ein Anstieg bei den Preisen in der Gastronomie und Hotellerie in einigen Bundesländern. Des Weiteren stiegen Nahrungsmittelpreise leicht an, entgegen dem Trend des Vormonats. In der Gesamtbetrachtung ergab sich eine moderate Inflationsrate von 0,5 Prozent von März auf April.
Es gibt allerdings auch positive Signale hinsichtlich der Kerninflation, die schwankungsanfällige Energie- und Nahrungsmittelpreise ausschließt. Im April wurde eine Rate von 3,0 Prozent verzeichnet, ein Rückgang im Vergleich zu den Vormonaten. Laut Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, befindet sich die Inflation aus Verbrauchersicht in einem stabilen Bereich und die überhöhten Raten der vergangenen Jahre sind vorerst Geschichte. Er sieht dadurch Spielraum für die Europäische Zentralbank, im Juni Zinssenkungen vorzunehmen.
Institute wie das Münchner Ifo-Institut und die Hans-Böckler-Stiftung mit ihrem Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) sehen trotz einer vorübergehenden Stagnation im Jahresdurchschnitt eine deutliche Besserung der Inflationsrate in Deutschland. Letzteres erkennt zudem aufgrund einer Umfrage erste Anzeichen für eine bevorstehende Konsumwende. Die gespannt erwarteten wirtschaftlichen Quartalszahlen des Statistischen Bundesamtes könnten weitere wichtige Informationen zur Entwicklung der deutschen Wirtschaft beitragen. (eulerpool-AFX)