Indonesiens Kohleindustrie am Scheideweg: Diversifizierung oder Stagnation?
Der Kohlesektor Indonesiens, ein bedeutender Wirtschaftszweig des Inselstaates, steht vor gewaltigen Herausforderungen. Eine jüngste Analyse der in Jakarta ansässigen Denkfabrik Energy Shift deutet darauf hin, dass die dominierende Branche ihre Abhängigkeit von der klimaschädigenden Energieform dringend verringern muss.
China und Indien, die größten Käufer indonesischer Kohle, reduzieren ihre Importe zunehmend, was auf längere Sicht erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Der wirtschaftliche Beitrag der Kohleindustrie zu Indonesiens Bruttoinlandsprodukt beträgt rund 3,6 Prozent, wobei zahlreiche Arbeitsplätze an ihr hängen.
Auch wenn die Kohleproduktion 2024 mit rekordverdächtigen 836 Millionen Tonnen ein neues Hoch erreicht, werfen die strukturellen Abhängigkeiten von einigen wenigen Abnehmerländern Schatten auf die Zukunft. China und Indien, zusammen für etwa zwei Drittel der Exporte verantwortlich, zeigen vermehrt Tendenzen zur Einbindung sauberer Energien.
China, das noch immer stark von Kohle abhängig ist, deckte im vergangenen Jahr mehr als drei Viertel seines steigenden Energiebedarfs über erneuerbare Quellen. Indiens Kohleimporte verzeichneten zwischen April und Dezember 2024 einen Rückgang von 8,4 Prozent, was dem landesweiten Bestreben entspricht, die Importabhängigkeit durch verstärkte heimische Förderung zu mindern.
Trotz der wirtschaftlichen Bedeutung der Kohle, warnt Hazel Ilango von Energy Shift, dass die Branche Warnsignale aufgrund stagnierender Exporte ernst nehmen sollte. Hohe interne Kontrollstrukturen und regulatorische Hürden belasten zudem die Unternehmen, während Investoren eher auf kurzfristige Gewinne fixiert sind.
Jordan Lee vom Tony Blair Institute weist darauf hin, dass Indonesien Lehren aus den Fehlern großer Ölkonzerne ziehen sollte, deren Märkte auf Umstrukturierungen nicht positiv reagierten. Während die Regierung einerseits Emissionssenkungen verspricht, werden andererseits neue Kohlekraftwerke genehmigt.
Die innerstaatlichen Subventionen halten die Kohlepreise niedrig, doch plötzliche Exportstopps destabilisieren den globalen Markt. Die Ambivalenz der Kohlepolitik fordert also sowohl Regierung als auch Unternehmen heraus, rasch zu handeln und neue Wirtschaftszweige zu erschließen.