Im Schatten der Familie: „Mafia: The Old Country“ startet mit verhaltenem Applaus und kämpft mit seinem großen Erbe
Die Rückkehr in die Welt der Ehre, der Familie und des organisierten Verbrechens wurde von Fans mit fiebriger Erwartung herbeigesehnt. Nun sind die Tore zu „Mafia: The Old Country“ geöffnet, doch der Premierenabend verläuft ohne das ganz große, explosive Feuerwerk. Erste Indikatoren zeichnen das Bild eines soliden, aber keineswegs triumphalen Starts. Während Kritiker die handwerkliche Qualität loben, bleiben die kommerziellen Erfolgsmeldungen vorerst aus. Das neue Kapitel der legendären Saga muss sich seinen Respekt auf der Straße erst noch verdienen und kämpft sichtlich mit den gigantischen Fußstapfen seiner Vorgänger.
Das Urteil der Kritiker: Ein ehrenwertes, aber zahnloses Angebot
An der reinen Qualität scheint es nicht zu mangeln. Mit einer „Starken“ Bewertung auf dem Kritikerportal OpenCritic, einem soliden Punkteschnitt von 77 und einer Empfehlungsrate von 72 % steht „The Old Country“ auf dem Papier gut da. Gelobt werden vor allem die hohe Produktionsqualität und die mutige Rückkehr zu jenem engmaschigen, story-getriebenen Format, das einst den ersten Teil der Serie unsterblich machte. Doch zwischen den Zeilen schwingt ein wiederkehrender Vorwurf mit: Hangar 13 spiele es zu sicher. Dem neuen Ableger fehle es an jener frischen, innovativen Sprengkraft, die seine Vorgänger auszeichnete. Es ist ein respektables, aber vielleicht zu vorhersehbares Wiedersehen – ein Tribut, dem ein wenig die eigene, markante Stimme fehlt.
Die nackten Zahlen des ersten Wochenendes
Der Blick auf die nackten Zahlen von Steam untermauert diesen Eindruck eines verhaltenen Starts. Am Samstag nach dem Launch erreichte das Spiel einen Spitzenwert von 35.247 gleichzeitigen Spielern. Das ist ein respektabler Wert, der auf dem Niveau des gefeierten Remakes „Mafia: Definitive Edition“ (ca. 36.700) liegt, aber deutlich hinter dem letzten großen Hauptteil der Reihe zurückbleibt. „Mafia 3“ lockte 2016 knapp 48.000 Spieler gleichzeitig vor die Bildschirme. Zwar konnte sich „The Old Country“ am Wochenende auf dem dritten Platz der Steam-Bestsellerliste positionieren, doch dieser Rang könnte ebenso dem Umstand eines eher ruhigen Release-Zeitraums geschuldet sein wie der tatsächlichen kommerziellen Wucht des Titels.
Die heikle Frage nach dem Break-even
Analysten schätzen, dass sich die Steam-Version in den ersten 36 Stunden etwa 186.000 Mal verkauft hat. Hochrechnungen, die auf gängigen Branchenformeln basieren, deuten auf potenzielle Verkäufe von bis zu 700.000 Einheiten in der ersten Woche auf Steam hin – eine Prognose, die angesichts des verhaltenen Starts jedoch optimistisch erscheint, da sich Singleplayer-Titel oft zu Beginn am stärksten verkaufen. Ein Blick auf die Konsolen zeichnet ein ähnliches Bild. Mit gerade einmal 4.000 Nutzer-Reviews im PlayStation Store erreicht das Spiel nicht einmal 10 % der Rezensionen von „Mafia 3“. Selbst bei großzügiger Auslegung deuten alle verfügbaren Daten darauf hin, dass die Gesamtverkäufe zum Start unter der Marke von einer Million Einheiten liegen. Für eine Serie, die kürzlich die 35-Millionen-Marke überschritten hat, ist das ein bescheidener Anfang. Ob die Einnahmen ausreichen werden, um die Entwicklungskosten wieder einzuspielen, bleibt ein riskantes Spiel, dessen Ausgang noch völlig offen ist.


