Krankenversicherung

Höhere Kassenbeiträge noch nicht vom Tisch

05. September 2025, 16:39 Uhr · Quelle: dpa
Bundesgesundheitsministerin zu Finanzentwicklung der GKV
Foto: Britta Pedersen/dpa
Gesundheitsministerin Warken will die Kassenbeiträge noch stabilisieren.
Trotz aktuellem Überschuss drohen neue Erhöhungen der Krankenkassenbeiträge. Gesundheitsministerin Warken strebt Lösungen an, um Ausgabesteigerungen zu bremsen.

Berlin (dpa) - Für Millionen Versicherte sind drohende erneute Anhebungen der Krankenkassenbeiträge im nächsten Jahr noch nicht vom Tisch. Aus dem Bundeshaushalt 2025 gibt es dafür nun endgültig kein zusätzliches Geld, wie die schwarz-roten Koalitionsfraktionen nach den abschließenden Ausschussberatungen des Bundestags mitteilten. Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) peilt aber noch kurzfristige Schritte an, um Beitragserhöhungen ab Januar zu vermeiden.

Erst Anfang des Jahres hatte es eine Welle kräftiger Anhebungen gegeben. Wegen steigender Milliardenausgaben für die Versorgung nehmen die Probleme noch weiter zu. 

Warken sagte in Berlin: «Die gesetzliche Krankenversicherung steht finanziell massiv unter Druck. Die Ausgaben wachsen weiterhin deutlich stärker als die Einnahmen.» Für Krankenhausbehandlungen als größtem Kostenblock stiegen sie im ersten Halbjahr auf 54,5 Milliarden Euro - das waren 9,6 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahrs. Die Ausgaben für ärztliche Behandlungen in den Praxen stiegen um 7,8 Prozent auf knapp 27 Milliarden Euro und für Arzneimittel um 6 Prozent auf 28,9 Milliarden Euro. 

Finanzdruck trotz Überschusses

Nach den Beitragsanhebungen zu Jahresbeginn verbuchten die Kassen bis Ende Juni jetzt unter dem Strich einen Überschuss von 2,8 Milliarden Euro. Dies sei aber nur eine Momentaufnahme und mit Vorsicht zu genießen, erläuterte Warken. Denn die Kassen müssen damit ihre nur noch sehr niedrigen Reserven auffüllen. Sie liegen aktuell bei 4,6 Milliarden Euro, was 0,16 Monatsausgaben entspricht - gesetzlich gefordert sind mindestens 0,2 Monatsausgaben.

Auch der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) warnte davor, sich vom Halbjahres-Plus beruhigen zu lassen. «Die Ausgabendynamik ist im ersten Halbjahr ungebrochen», sagte Vorstandschef Oliver Blatt der Deutschen Presse-Agentur. Es sei ein «gutes und wichtiges Signal», dass die Regierung die Beiträge stabil halten wolle. Blatt forderte erneut, dass die Kassen nicht mehr ausgeben müssen, als sie einnehmen. Der Anstieg der Kosten müsse wieder auf «ein Normalmaß» zurückgeführt werden. Das könne Beiträge stabil halten.

Finanzspritze des Bundes reicht nicht

Um die Kassen zu entlasten, gibt der Bund schon Geld aus dem Haushalt über den regulären Jahreszuschuss von 14,5 Milliarden Euro hinaus. So ist für 2025 und 2026 jeweils ein Darlehen von 2,3 Milliarden Euro geplant, außerdem soll ein früheres Darlehen von einer Milliarde Euro erst später zurückgezahlt werden müssen. Damit bleibt laut Gesundheitsministerium für 2026 aber eine Lücke von vier Milliarden Euro. Rein rechnerisch wären es 0,2 Prozentpunkte beim Beitrag.

Die Regierungsfraktionen und der Koalitionsausschuss bekräftigten gerade erst das Ziel, die Beiträge nach den zuletzt starken Steigerungen 2026 möglichst stabil zu halten. «Den hohen Erwartungen und dem Zeitdruck sind wir uns durchaus bewusst», sagte Warken. Sollte das «Delta» so bleiben, werde es aller Voraussicht nach zu Beitragserhöhungen führen. «Aber wir wollen das Ganze noch abfedern.» Ziel sei, eine Beitragserhöhung ab Januar zu vermeiden, und zwar außer für die Krankenversicherung auch für die Pflegeversicherung.

Lösungen noch im Herbst angestrebt

Konkret soll unter anderem in den direkt folgenden Beratungen über den Haushalt 2026 nach Lösungen gesucht werden, wie Warken deutlich machte. Damit wolle man noch die anstehenden Berechnungen des sogenannten Schätzerkreises erreichen, der immer im Herbst einen Orientierungswert für den durchschnittlichen Zusatzbeitrag im Folgejahr ermittelt. Den konkreten Zusatzbeitrag legt dann jede Kasse nach ihrer Finanzsituation für ihre Versicherten fest.

Anfang dieses Jahres waren die Zusatzbeiträge im Schnitt auf 2,9 Prozent gestiegen. Das war mehr als die erwartete Zunahme um 0,8 Punkte auf den amtlichen Orientierungswert von 2,5 Prozent. Zum Gesamtbeitrag, den sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen, gehört daneben der allgemeine Satz von einheitlich 14,6 Prozent des Bruttolohns. 

Kommission soll früher Vorschläge machen 

Warken unterstrich das schwarz-rote Ziel, neben den kurzfristigen Schritten eine langfristige Stabilisierung zu erreichen. «Ohne tiefgreifende Reformen kann sich das System nicht mehr selber finanzieren.» Eine dazu im Koalitionsvertrag vereinbarte Expertenkommission soll im September starten und auch nicht erst im Frühjahr 2027 Ergebnisse vorlegen, sondern im Frühjahr 2026. «Die beinahe zur Routine gewordene Beitragssteigerung zum Jahreswechsel muss durchbrochen werden», sagte Warken.

Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) warnten vor einer «Politik nach dem Prinzip Hoffnung». Statt entschlossen zu handeln, werde aber weiter darauf gewartet, dass irgendwo noch Geld im Bundeshaushalt auftauche, kritisierte die Chefin des AOK-Verbands, Carola Reimann. DAK-Chef Andreas Storm sagte: «Bei Gesundheit und Pflege droht uns ein Herbst der Hilflosigkeit, den Versicherte und Arbeitgeber im nächsten Jahr teuer bezahlen müssen.» 

Vorschläge für Entlastungen

Der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas sagte, Vorschläge für schnell wirksame Maßnahmen zum Stoppen der explodierenden Ausgaben gebe es genug. Er schlug mit Blick auf die geplante Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie vor: «Für das Schnitzel mit Pommes soll bald der reduzierte Satz gelten. Warum geht das nicht auch bei Arzneimitteln?»

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, hielt der Regierung Realitätsverweigerung vor. «Ohne Steuermittel gehen in der Kranken- und Pflegeversicherung die Lichter aus.» Die Chefin des Sozialverbands Deutschland, Michaela Engelmeier, sagte: «Darlehen sind keine Lösung, sie verschieben das Problem nur in die Zukunft.» Statt neue Beitragserhöhungen zu riskieren, seien versicherungsfremde Leistungen aus Steuermitteln zu bezahlen.

Gesundheit / Krankenversicherung / Finanzen / Haushalt / Bundestag / Deutschland
05.09.2025 · 16:39 Uhr
[0 Kommentare]
Kostenloses Stock Foto zu 50 €, anlagestrategie, banknoten
Eine beträchtliche Anzahl von Nutzern des Pi Network (genannt Pioniere) hat sich über die Jahre hinweg über die Know-Your-Customer (KYC) Verfahren beschwert, die manchmal Wochen und Monate dauerten. Dies geschah sogar schon vor dem Produktstart im Jahr 2025. Das Kernteam hat in den letzten Monaten mehrere Verbesserungen vorgenommen, und die neueste wurde am Freitag bekanntgegeben. KI-Integration […] (00)
vor 1 Stunde
Polizei Blaulicht
Ingolstadt (dpa) - Ein Mann soll in Ingolstadt mit einem Küchenmesser auf seine Ex-Partnerin eingestochen und sie dabei tödlich verletzt haben. Die 45-Jährige kam am Freitag mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus, wo sie kurz darauf starb, wie die Polizei mitteilte. Der 49-jährige Verdächtige wurde demnach mit schweren Verletzungen ebenfalls ins Krankenhaus gebracht, wo er von der […] (00)
vor 29 Minuten
Afrikas werden zu Kohlenstoffschleudern: Wie ein ganzer Kontinent seine CO₂-Bilanz verändert
Afrikas Wälder befinden sich an einem kritischen Wendepunkt. Jahrzehntelang galten sie als zuverlässige Kohlenstoffsenken: dichte Regenwälder, weitläufige Feuchtgebiete und ausgedehnte Baumflächen entzogen der Atmosphäre CO₂ und banden den Kohlenstoff in Holz, Laub und Böden. Aktuelle Untersuchungen zeigen jedoch, dass sich dieses Bild verändert. Satellitendaten, verstärkte Feldbeobachtungen und […] (01)
vor 16 Stunden
Thomas Gottschalk
Köln (dpa) - Mit einer Videobotschaft hat sich Moderator Thomas Gottschalk an seine Fans gewandt. «Macht euch um mich bitte keine Sorgen», sagte der 75-Jährige in dem auf Instagram veröffentlichten Video. «Ihr wisst, dass ich die Dinge positiv angehe. Das tue ich auch in diesem Falle.» Am vergangenen Sonntag hatte der Entertainer bekanntgegeben, an Krebs erkrankt zu sein. In dem Videogruß am Morgen vor […] (00)
vor 48 Minuten
Path of Exile 2: The Last of the Druids bringt kostenloses Wochenende und Vaal-Terror
Grinding Gear Games holt zum großen Schlag aus und veröffentlicht am 12. Dezember nicht nur ein monumentales Update, sondern öffnet die Pforten von Wraeclast für alle Neugierigen. Im Rahmen eines kostenlosen Wochenendes, das bis zum 15. Dezember andauert, dürfen Abenteurer auf PC, PlayStation, Xbox und im Epic Games Store in die düstere Welt von Path of Exile 2: The Last of the Druids eintauchen. […] (00)
vor 10 Minuten
«Star Wars»-Star Daisy Ridley kommt zum ZDF
Der Fernsehsender wird «Das Erwachen der Jägerin» am späten Abend ausstrahlen. Im Anschluss kommt die Premiere von Benjamin Pfohls Werk. Das ZDF-Montagskino präsentiert am 22. Dezember 2025 um 22: 20 Uhr die Free-TV-Premiere des Psychothrillers Das Erwachen der Jägerin (Originaltitel: «The Marsh King’s Daughter»). Regisseur Neil Burger («Divergent») inszeniert die Bestsellerverfilmung nach dem Roman von Karen Dionne mit «Star Wars»-Star Daisy […] (00)
vor 1 Stunde
FSV Mainz 05 - Bor. Mönchengladbach
Mainz (dpa) - Nach dem nächsten sportlichen Tiefschlag arbeitet Bundesliga-Schlusslicht FSV Mainz 05 mit Hochdruck an der Verpflichtung eines neuen Trainers. «Wir sind auf Kurs, bis Montag alles unter Dach und Fach zu bekommen und mit einem neuen Trainer in die letzten zwei Wochen zu starten», sagte FSV-Sportdirektor Niko Bungert nach der 0: 1-Heimpleite gegen Borussia Mönchengladbach. «Gute Gespräche […] (00)
vor 4 Stunden
Mentoring by Female SurFaces
Hilden, 06.12.2025 (PresseBox) - Auf den ZVO-Oberflächentagen 2025 in Berlin haben die Female SurFaces, das Frauennetzwerk des ZVO, ihr Mentoring-Programm gelaunched. Erste Interessentinnen aus der Branche haben sich bereits angemeldet, weitere – sowohl Mentee als auch Mentorinnen – sind willkommen! Das Mentoring-Programm der Female SurFaces ist ein Austauschprogramm von Frauen mit Erfahrung […] (00)
vor 1 Stunde
 
bitcoin, cryptocurrency, money, currency, digital, electronic, virtual, internet, finance, crypto currency, block chain, brown money, brown finance, brown internet, brown digital, bitcoin, bitcoin, bitcoin, bitcoin, bitcoin, cryptocurrency, cryptocurrency
Fundstrats Tom Lee teilte den Teilnehmern der Binance Blockchain Week mit, dass er glaubt, dass die […] (00)
Aurubis überrascht alle: Das Signal, das die Metallbranche aufrüttelt
Aurubis verzeichnet für das Geschäftsjahr 2024/25 einen deutlichen Gewinnrückgang, wählt aber […] (00)
Tesla erhält wichtige Genehmigung in Arizona – Robotaxi-Pläne nehmen Tempo auf
Arizona macht den Weg frei Tesla hat in Arizona eine offizielle Zulassung als Transportation […] (00)
Sabrina Carpenter
Washington (dpa) - Das Weiße Haus wirbt erneut mit Sabrina Carpenter für seine rigide […] (03)
Margot Robbie
(BANG) - Margot Robbie machte sich Sorgen, weil sie 'Wuthering Heights' so kurz nach der Geburt […] (00)
Das Starship der Raumfahrtfirma SpaceX
San Francisco (dpa) - Elon Musks Raumfahrtfirma SpaceX hat Investoren einem Medienbericht […] (00)
Die ukrainische Delegation in Miami.
Washington/Brüssel (dpa) - Die USA und die Ukraine setzen ihre Gespräche über einen […] (00)
FSV Mainz 05 - Bor. Mönchengladbach
Mainz (dpa) - Slapstick-Eigentor statt One-Hit-Wonder: Für den FSV Mainz 05 hat sich die sportliche […] (02)
 
 
Suchbegriff