Hintergrund: Nigeria - zerrissenes Land in Westafrika
Die Ölindustrie litt jahrelang unter Angriffen von Aufständischen im Nigerdelta. Auch Gewaltkriminalität und Korruption stehen einer Belebung der Wirtschaft im Weg.
Die ehemals britische Kolonie wurde seit ihrer Unabhängigkeit 1960 meist von Militärherrschern regiert, zuletzt bis 1999. Der Muslim Umaru Yar'Adua führt das Land nach einer von Gewalt und Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl seit April 2007.
Mit mehr als 140 Millionen Einwohnern ist das knapp 924 000 Quadratkilometer große Nigeria auch Afrikas bevölkerungsreichstes Land. Die Küstenmetropole Lagos gehört mit schätzungsweise 16 Millionen Einwohnern zu den sogenannten Megastädten.
Die Bevölkerung besteht etwa je zur Hälfte aus Christen und Muslimen. Im Süden des Landes gibt es zahlreiche evangelikale Bewegungen und Pfingstkirchen. In zwölf nördlichen Bundesstaaten gilt seit 1999 die islamische Rechtsprechung Scharia auch im Strafrecht. Drastische Strafen wie Amputationen wurden bisher aber nur in Einzelfällen vollstreckt, alle Steinigungsurteile wurden bislang in höherer Instanz aufgehoben. Schon bei der Einführung des islamischen Rechts war es zu religiös-ethnischer Gewalt mit rund 1000 Toten gekommen. Viele Christen verließen damals ihre Heimat im Norden.
In der Vergangenheit sorgten wiederholt selbst ernannte afrikanische Taliban in Nigeria für Unruhen. Die vor fünf Jahren gegründete Gruppe Boko Haram («Erziehung ist Sünde») fordert unter anderem die Einführung der Scharia im ganzen Land und deren strikte Anwendung. Bei Kämpfen der Islamisten mit Sicherheitskräften kamen allein im vergangenen Juli mindestens 150 Menschen ums Leben.