Herman Van Wer? - Rompuy fällt in der Presse durch

Hamburg (dpa) - Von der Politik gelobt, von den Medien kritisiert: Die Wahl von Herman Van Rompuy zum ständigen EU-Ratspräsidenten und von Catherine Ashton zur neuen EU-«Außenministerin» kommt in der internationalen Presse schlecht an.

Die schwedische Zeitung «Aftonbladet» schreibt am Freitag: «Herman van Wer? Nein, von dem hat im Prinzip außerhalb Belgiens noch niemand etwas gehört.» Mit seiner Benennung habe die EU ein historische Chance verpasst. «Europa will weiter nur mit sich selber reden, statt gehört zu werden», kommentiert das Blatt aus Stockholm.

Auch die linksliberale spanische Tageszeitung «El País» meint, Van Rompuy und Ashton seien «graue und unbekannte Figuren». Nach ihrer Nominierung würden die Bürger noch stärker auf Distanz zu den EU- Institutionen gehen. Von Van Rompuy dürfe man keine Führungsrolle und keine internationale Ausstrahlungskraft erwarten. Die rechtsliberale spanische Zeitung «El Mundo» kommentiert, mit der Besetzung seien die schlimmsten Befürchtungen in Erfüllung gegangen: «Die EU ist ohne Steuermann und ohne Kurs. Den Posten des EU-Außenministers erhielt eine britische Baronin ohne jede Erfahrung, nur damit die Frauenquote erfüllt ist. Dies ist eine Beleidigung, insbesondere für Frauen.»

Die Schweizer «Basler Zeitung» warnt vor der Gefahr, dass Van Rompuy zur Marionette der EU-Regierungschefs wird. Noch deutlichere Worte findet der Mailänder «Corriere della Sera»: «Europa ist es gelungen, einen Herr und eine Frau Niemand mit den beiden EU-Topjobs zu betrauen. Es ist eine Kapitulationserklärung Europas. So hat Europa einen Schritt - genauer: zwei - in Richtung Bedeutungslosigkeit gemacht.» Die polnische Zeitung «Dziennik Gazeta Prawna» schreibt: «Es hat sich gezeigt, dass die Gemeinschaft (...) keinen starken Präsidenten braucht, sondern einen, der bei der Verwirklichung eigener Interessen (einzelner Staaten) nicht stört.»

Die britische Tageszeitung «The Independent» spricht von einem «abgekarteten Spiel» zwischen Frankreich und Deutschland zugunsten eines «unbedeutenden Belgiers»: «Zwar war da kein weißer Rauch, aber die heimlichtuerische Art, wie 27 stolze Demokratien zu der Entscheidung gekommen sind, lassen den Vatikan fast transparent erscheinen.»

Die Turiner Tageszeitung «La Stampa» meint: «Das neue Europa ist schlecht gestartet und - bei allem Respekt vor Rompuy und Ashton - mit zwei Unbekannten in den Schlüsselrollen.» Pure Parteitaktik, nationaler Egoismus und Chauvi-Manieren hätten die Auswahl bestimmt, kommentiert «Der Standard» aus Wien. Die französische Zeitung «Le Parisien» meint zu Van Rompuy: «Er sieht aus wie ein Durchschnittslehrer, ein paar weiße Haare, starke Brille: Der neue EU-Präsident ist vollkommen unbekannt. Eine Figur aus den Kulissen, die die großen Länder nicht weiter stören wird.»

Die politischen Tugenden Van Rompuys seien nicht ausschlaggebend für seine Wahl gewesen, meint die linksliberale Budapester Tageszeitung «Nepszabadsag»: «Der geheime Deal der Staats- und Regierungschefs beruhte (...) vielmehr darauf, dass ihn keiner kennt. In seiner kurzen Zeit als Regierungschef vermochte er sich weder Feinde noch Freunde zu machen.»

EU / Gipfel / Pressestimmen
20.11.2009 · 11:17 Uhr
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