Gold auf Rekordjagd – Experten halten sogar 5000 Dollar für möglich
Anleger fliehen aus dem Dollar – und ins Gold
Lange galten US-Staatsanleihen als sicherer Hafen. Doch diese Gewissheit bröckelt. Hohe Verschuldung, politische Blockaden und eine wachsende Einflussnahme der US-Regierung auf die Notenbank lassen viele Investoren umdenken. „Gold kann nicht beliebig vermehrt werden – und genau das macht es in unsicheren Zeiten attraktiv“, erklärt John Reade vom World Gold Council.
Schon eine minimale Umschichtung – etwa ein Prozent der privat gehaltenen US-Anleihen – könnte laut Goldman Sachs den Goldpreis auf 5000 Dollar treiben. Große Anleger reagieren bereits: Allein im laufenden Monat sind fast 100 Tonnen Gold in ETFs geflossen, zwei Drittel davon in den USA.
Klassische Regeln verlieren ihre Gültigkeit
Traditionelle Zusammenhänge – etwa zwischen Zinsen und Goldpreis – scheinen sich aufzulösen. Trotz hoher Renditen bei US-Anleihen bleibt der Goldpreis auf Rekordkurs. Selbst bei über vier Prozent Zinsen steigt die Nachfrage nach dem Edelmetall weiter. „Gold nimmt Anleihen zunehmend Marktanteile im Portfolio weg“, sagt Fondsmanager Ronald Stöferle.
Auch die klassische 60/40-Anlagestrategie gerät ins Wanken. Morgan Stanley empfiehlt inzwischen eine Aufteilung von 60 Prozent Aktien, 20 Prozent Anleihen und 20 Prozent Gold. Andere Experten raten sogar zu einem Viertel Goldanteil im Portfolio.
Politischer Druck befeuert die Rally
US-Präsident Donald Trump übt massiven Druck auf die Federal Reserve aus, um niedrigere Zinsen durchzusetzen. Das weckt Erinnerungen an die 1970er-Jahre, als politische Einflussnahme auf die Geldpolitik zu zweistelligen Inflationsraten und einer Goldrally führte. Damals erreichte der Goldpreis 1980 ein Hoch von 850 Dollar – inflationsbereinigt wurde diese Marke erst jetzt übertroffen.
Die aktuelle Situation ähnelt jener Zeit: steigende Staatsausgaben, politische Einflussversuche und ein schwächelnder Dollar. Anleger fürchten, dass die Unabhängigkeit der Fed weiter erodiert – und flüchten erneut in Gold.
Dollar verliert Status als sicherer Hafen
Immer mehr Experten glauben, dass der Dollar in einen langfristigen Bärenmarkt übergeht. Strafzölle und protektionistische Maßnahmen könnten seine Kaufkraft weiter schwächen. Gleichzeitig drohen stagflationäre Tendenzen – ein Umfeld, in dem Gold traditionell glänzt.
Banken wie die Deutsche Bank und UBS haben ihre Prognosen daher nach oben angepasst: Sie rechnen bis 2026 mit Preisen zwischen 3900 und 4000 Dollar pro Unze. Viele Analysten halten jedoch noch höhere Werte für möglich. Für Anleger könnte der aktuelle Bullenmarkt bei Gold also gerade erst begonnen haben.


