Fresenius auf Digital-Abschiedskurs: Curalie steht zum Verkauf!

Michael Sen führt den Gesundheitskonzern auf Gewinn aus und tauscht wichtige Manager aus

Michael Sen, Vorstandsvorsitzender des Gesundheitskonzerns Fresenius, führt einschneidende Maßnahmen ein, um das Unternehmen auf Rendite zu trimmen: Neben dem Verkauf von Randgeschäften tauscht er wichtige Manager aus. Investoren sind zufrieden.

Im Rahmen seiner Strategie will der Konzern sich nun auch von der Digitaltochter Curalie trennen, wie das Handelsblatt aus Unternehmens- und Finanzkreisen erfuhr. Curalie entwickelt Gesundheits-Apps und Programme und ist ein digitales Prestigeobjekt des Konzerns, der Verkauf hat deshalb einen Symbolcharakter. Im Fokus des neuen Führungsteams steht die Entflechtung von der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC), eine Neuausrichtung des über Jahre hinweg aufgebauten Konglomerats auf zwei operative Säulen und ein Kosteneinsparungsprogramm zur Erreichung der formulierten Ziele. Aktionäre honorieren den Wandel: Nach Verlusten der vergangenen Jahre ist die Fresenius-Aktie binnen Jahresfrist gestiegen - und damit fast so stark wie der Leitindex Dax. Um die Herausforderungen erfolgreich anzugehen, hat Fresenius den Führungsstab nahezu komplett ausgetauscht.

Nur Finanzchefin Sara Hennicken aus der Ära von Sens Vorgänger, Stephan Sturm, ist noch im Vorstandteam. Sie gestaltete die Neuausrichtung maßgeblich mit. Der ehemalige Siemens-Manager entließ Ende 2020 den langjährigen Helios-Vorstandschef Francesco De Meo und schob im Juni Ernst Wastler, verantwortlich für die Dienstleistungstochter, vorzeitig ins Pensionsalter. Für ihn ist seit Juli Michael Moser im Vorstand verantwortlich; er besitzt MBA sowie ein juristisches und betriebswirtschaftliches Studium. Für Kabi, eine im April 2021 neu ausgerichtete Medikamentensparte, kam mit Pierluigi Antonelli im Februar ein erfahrener Pharma- und Medtech-Manager an Bord.

Robert Möller, 56, stieg als Vorstandschei für Helios ein. Neben dem Ausstieg aus nichtprofitablen Randgeschäften verkaufte Sen kürzlich auch die 2020 erworbene Kinderwunschklinikgruppe Eugin. Laut Finanzkreisen zählen KKR und CVC zu den aussichtsreichsten Bietern; sie soll mit mehr als einer halben Milliarde Euro bewertet werden. Erwartungsgemäß wird der Verkauf von Curalie aber deutlich weniger einbringen und die Millioneninvestitionen der Mutter entfallen. Trotzdem, so Portfoliomanager Florian Oberhofer von der Union Investment, zeige sich, dass "nach Jahren enttäuschender Ergebnisse Probleme nun energisch angegangen werden".

Cornelia Zimmermann, Spezialistin für Nachhaltigkeit bei der Fondsgesellschaft Deka Investment, sieht in den weitreichenden Veränderungen im Vorstand von Fresenius ein klares Zeichen dafür, dass die Verantwortlichen bereit sind, Strukturen und Kultur des Konzerns zu verändern. „Diese Reformbereitschaft wurde versprochen und scheint nun konsequent umgesetzt zu werden. Aber ob die richtigen Entscheidungen getroffen wurden, bleibt noch abzuwarten“, erklärt sie. CEO Sen selbst ist jedenfalls überzeugt, dass er nun das richtige Vorstandsteam hat, um die Neuausrichtung des Konzerns unter dem Motto #FutureFresenius voranzutreiben.

Dazu gehören höhere Sparziele, verbesserte Prozesse sowie eine Erhöhung der Profitabilität. Die neue, auf etwa die Hälfte der bisherigen Größe geschrumpfte Fresenius besteht künftig aus den beiden Kerngeschäftsfeldern Kabi (Infusionsmedikamente, klinische Ernährung und Medizintechnik) sowie der Kliniktochter Helios, mit starken Standbeinen in Deutschland und Spanien. Richtungsweisend ist die Finanzierung der kleinsten Sparte Vamed, welche nunmehr als Finanzbeteiligung betrachtet wird, bevor der Konzern neue Verkaufsoptionen auslotet. Es ist beabsichtigt, die Entflechtung von FMC im vierten Quartal abzuschließen. Dann wird die Dialysetochter als eigenständige Aktiengesellschaft agieren, mit Fresenius als Hauptanteilsseigner, der 32 Prozent der Aktien hält.

Doch die große Herausforderung der Verschuldung bleibt Fresenius weiterhin erhalten: Zuletzt summierten sich die Schulden des Konzerns auf über 13 Milliarden Euro, weshalb das Ebitda-Vierfache beim Jahresende als Nettoverschuldung zu Buche schlagen wird. Aus diesem Grund sind Desinvestitionen ein wichtiges Mittel, um das Ziel, eine redlich von Fresenius selbst gesetzte Verschuldung von maximal dem 3,5-Fachen des Ebitda zu erreichen. CEO Sen betont jedoch, dass derzeit keine Option des Verkaufs von Anteilen an FMC besteht. Daher liegt das Augenmerk weiterhin auf dem Verkauf weiterer Randaktivitäten. „Wir erwarten, dass Herr Sen den eingeschlagenen Kurs fortsetzt, und entbehrliche Geschäftsbereiche dann veräußert, wenn dies zu sinnvollen Konditionen möglich ist. Unser Ziel ist es nicht, Wachstum zu erzielen, sondern die Profitabilität zu erhöhen“, schließt Deka-Expertin Zimmermann ab.

Finanzen / Eulerpool Business
[Eulerpool News] · 19.09.2023 · 14:00 Uhr
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