Freiwillige Selbstverpflichtung versus gesetzliche Frauenquote

Als die damalige Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) im Jahr 2011 eine gesetzliche Frauenquote einführen wollte, konterten die 30 DAX-Unternehmen mit einem Gegenvorschlag, einer freiwilligen Verpflichtung, mehr Frauen in Führungspositionen zu installieren.
Die Frauenquote wurde letztlich nur für Aufsichtsräte eingeführt: Im März 2015 erfolgte die Verabschiedung eines Gesetzes, das die gesetzliche Frauenquote für die Aufsichtsräte mitbestimmungspflichtiger und börsennotierter Großunternehmen regelt. Ab 1. Januar 2016 müssen diese Unternehmen neue Aufsichtsratsposten zu 30 Prozent mit Frauen besetzen. Alle anderen Führungspositionen in Unternehmen, einschließlich der Vorstände, sind weiterhin keiner gesetzlichen Regelung unterworfen. Es bleibt also jedem Unternehmen frei, eigene Ziele zur Frauenförderung intern zu vereinbaren.
Mittelstands- und kleinere Unternehmen
Sowohl bei der Initiative der DAX-Unternehmen als auch bei der gesetzlichen Frauenquote stehen die Großunternehmen im Fokus, von kleinen und mittelständischen Unternehmen ist selten die Rede. Dabei haben diese oft eher die Zeichen der Zeit erkannt und wissen die Vorteile eines hohen Frauenanteils zu schätzen. So belegen Untersuchungen, dass ein hoher Frauenanteil – auch auf Managementebene – häufig das Betriebsklima und die Produktivität verbessert. Dazu kommt, dass es sich kleine und mittlere Unternehmen oftmals gar nicht leisten können, auf gut ausgebildete Frauen zu verzichten – zumal wenn sie ihre Qualifikationen im eigenen Haus erworben haben.
Bei Familienunternehmen wie Schwarz Cranz ist die Inhaberfamilie auch verantwortlich für die Frauenförderung. Ein besonders passender Fall, denn in dieser Firma zeigt die Geschäftsführerin Kristin Schwarz, wie man sich als Frau in der Männerdomäne Fleischindustrie durchsetzt. So nimmt Frau Schwarz auch eine Vorbildfunktion ein, nicht nur für ihr eigenes Unternehmen, sondern auch für alle weiblichen Führungskräfte in anderen mittelständischen Betrieben.
Statusbericht zur Gleichstellung bei Dax-Unternehmen
Seit ihrer freiwilligen Erklärung, Frauen in Führungspositionen zu fördern, legen die 30 DAX-Unternehmen einen jährlichen Bericht vor. Zumindest nach eigener Einschätzung erkennen die Unternehmen darin deutliche Fortschritte in der Frauenförderung: Seitdem sollen 25 Prozent mehr Frauen in Führungspositionen unterhalb der Vorstandsebene tätig sein. Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) reicht das allerdings nicht aus. Sie hält verbindliche Zielvorgaben für unerlässlich.
Frauen-Karriere bei globalen Unternehmen
Große Unterschiede werden laut Statusbericht der Dax-Unternehmen immer noch zwischen einzelnen Unternehmen und Branchen deutlich – sowohl den Fortschritt als auch die absolute Zahl von Frauen in Führungspositionen betreffend. Bei den führenden Unternehmen Telekom, K+S und Merck konnte der Frauenanteil im Management um über 50 Prozent gesteigert werden.
Schlechter sieht es bei Lufthansa, Adidas und der Deutschen Börse aus: Weniger als zehn Prozent machte dort der Anstieg von Frauen in Führungspositionen aus. Zwar haben alle 30 Dax-Unternehmen Fortschritte erzielt – im Durchschnitt um 25 Prozent. Aber die prozentuale Zunahme erzählt nur einen Teil der Gleichstellungsgeschichte, da die Ausgangslage in den einzelnen Unternehmen stark variiert. Während bei der Deutschen Bank der Managerinnen-Anteil heute bereits bei über 30 Prozent liegt, beträgt er bei E.on, BMW oder BASF keine zehn Prozent.

