Forelle erstmals auf deutscher Roten Liste gefährdeter Fische
In Deutschland gilt die Forelle ab sofort als gefährdete Fischart. Das geht aus der aktuellen Roten Liste für Süßwasserfische und Neunaugen hervor, die vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin veröffentlicht wurde. Insgesamt wurden 21 Arten als gefährdet eingestuft, womit nun mehr als die Hälfte der einheimischen Arten als gefährdet oder bereits ausgestorben gelten. Die Rote Liste wurde erstmals seit 2009 aktualisiert.
Besonders alarmierend ist die Hochstufung der Forelle (Salmo trutta) von "nicht gefährdet" auf "gefährdet". Der Bestand wird nun in fünf Bundesländern als rückläufig eingeschätzt, darunter Bayern und Baden-Württemberg, wo einst große Bestände existierten. Dennoch rät der IGB-Forschungsgruppenleiter Christian Wolter, einer der Hauptautoren der Roten Liste, nicht davon ab, Forellen aus Deutschland zu verzehren. Er betont, dass die im Handel angebotenen Forellen größtenteils aus kleinen Forellen-Teichwirtschaften stammen, die hochwertige Lebensmittel produzieren. Anders verhalte es sich jedoch mit importierten Forellen aus Südamerika, die in Marokko geräuchert und dann in Deutschland vermarktet werden. Dies verursache einen erheblichen Umweltschaden.
Wolter unterstreicht außerdem, dass bei der Erstellung der Roten Liste nur die wildlebenden Bestände bewertet wurden. Trotz des Rückgangs der Bestände sollten Angler, die sich für den Schutz der vielen kleinen Forellenbäche einsetzen, auch weiterhin die Früchte ihrer Bemühungen ernten und gelegentlich eine selbst gefangene Forelle verzehren.
Die Rote Liste zeigt, dass Deutschland mit rund 10 Prozent ausgestorbenen Arten an Süßwasserfischen und Neunaugen über dem europäischen Durchschnitt von 2,5 Prozent liegt. Dafür verantwortlich sind vor allem der Verlust von Lebensräumen durch Gewässerverbauung und -verschmutzung sowie der Klimawandel. Laut Wolter fehlen in vielen Gebieten sogenannte Altarme und flach überflutete Auen, in denen sich die Fischbrut ungestört entwickeln kann. Zudem stören Wehre und Dämme die Fischwanderwege und der Klimawandel führt zu höheren Wassertemperaturen und weniger Sauerstoff im Gewässer.
Die aktuelle Rote Liste stuft nun insgesamt 38 Arten als "gefährdet" ein, 2009 waren es lediglich 22 Arten. Mehr als die Hälfte der etablierten einheimischen Arten gelten somit als "gefährdet" oder bereits "ausgestorben oder verschollen". Lediglich 36 Prozent werden als "ungefährdet" eingestuft. Die restlichen Arten sind entweder "extrem selten", stehen auf der Vorwarnliste oder können aufgrund fehlender Daten nicht eingestuft werden.
Wolter betont, dass die Hauptgefährdungsursachen und geeignete Schutzmaßnahmen für die meisten Süßwasserfische und Neunaugen bereits bekannt seien. Allerdings seien in der Gesellschaft oft andere Funktionen von Fließgewässern wie Hochwasserschutz, Schifffahrt und Stromerzeugung wichtiger als ökologische Kriterien.
Besonders gefährdet sind auch die Störe, von denen sieben der acht in Europa vorkommenden Arten europaweit "vom Aussterben bedroht" sind. Der Atlantische Lachs ist in Deutschland trotz Wiederansiedlungsmaßnahmen weiterhin vom Aussterben gefährdet. Um diesen kälteliebenden Fisch vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen, müssen die Flüsse durchgängig werden, so Wolter. (eulerpool-AFX)