Ex-Chef der Colonia Dignidad Schäfer gestorben
Schäfer wurde bereits seit Juli vergangenen Jahres im Krankenhaus behandelt. Er war wegen Mordes, Folter, sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und anderer Verbrechen zu einer Haftstrafe von insgesamt 33 Jahren verurteilt worden.
Schäfer hatte die inzwischen in Bayerisches Dorf umbenannte landwirtschaftliche Siedlung im Süden Chiles bei Parral fast drei Jahrzehnte geleitet. Er spielte sich dabei zum Herren über alle Lebensbereiche der Anfang der 1960er Jahre aus Deutschland eingewanderten Siedler auf und riegelte das riesige Anwesen hermetisch gegen die Außenwelt ab.
Der Sprecher der Siedlung, Martin Matthusen, sagte dem Radiosender Coopertiva: «Der Tod eines Menschen ist immer traurig, und was er in seinem Leben getan hat, ist in einem solchen Augenblick unwichtig». Die Landwirtschaftssiedlung ist wirtschaftlich sehr erfolgreich und betreibt auch Steinbrüche sowie Bäckereien und andere Lebensmittelbetriebe.
Während der Diktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) diente die Siedlung auch als Folterlager der damaligen Geheimpolizei Dina. Nach dem Ende der Diktatur kamen die Verbrechen ans Licht. Schäfer tauchte 1997 zunächst unter, konnte aber 2005 festgenommen und später vor Gericht gestellt werden.
Der Rechtsanwalt von Opfern Schäfers aus der Siedlung, der Chilene Hernán Fernández, forderte die Justiz seines Landes auf, den Tod Schäfers zum Anlass zu nehmen, nun auch die Ermittlungen gegen die Helfer des früheren Sektenchefs voranzutreiben. «Hier müssen endlich Urteile gefällt werden.