Europas Offshore-Windenergie steht vor einer ambitionierten Skalierung
Die Europäische Union ist fest entschlossen, die Zeichen der Zeit zu erkennen und im Rahmen ihrer Energieziele für das Jahr 2030 eine fast verfünffachte Steigerung der Windenergieleistung auf den Meeren herbeizuführen. Dies würde bedeuten, dass die aktuelle Kapazität von 34 Gigawatt auf 150 Gigawatt ausgebaut werden müsste. Der Bundesverband Windenergie Offshore betont jedoch die Herausforderung, dass hierfür deutlich mehr Kapazitäten und finanzielle Mittel notwendig seien.
Damit der ambitionierte Plan realisiert werden kann, bedarf es einer nahezu Verdoppelung der derzeitigen Produktion der Windturbinen, von 700 Einheiten pro Jahr auf eine wesentlich höhere Anzahl. Die Basis dafür, sprich die Fundamente der Meeresturbinen, müsste sogar in der Menge vervierfacht werden, um den erwarteten Anforderungen gerecht zu werden.
Die Hürden sind jedoch nicht ausschließlich in der Produktion zu finden. Bedeutsam ist auch der Ausbau der Infrastruktur für große Bauprojekte. Dazu zählen hauptsächlich Häfen, über welche die riesigen Windturbinenbauteile transportiert werden und von wo aus Rettungsaktionen koordiniert werden könnten. Aktuell verfügt Europa über 50 aktive Offshore-Häfen. Um die Ziele zu erreichen, müsste ihre Anzahl auf 75 bis 100 erweitert werden. Diese Häfen müssten zusätzlich auf die Lagerung und den Transport von bis zu 1200 Turbinen ausgelegt sein, so die Prognose des Verbands.
Die Diskrepanz zwischen dem Bedarf und den derzeitigen Bundesmitteln, die mit 38 Millionen Euro pro Jahr veranschlagt sind, ist erheblich. Laut Stefan Thimm, Geschäftsführer des BWO, wären mindestens 400 Millionen Euro pro Jahr notwendig. Er betont, dass mit einem langfristigen Investitionszeitraum zu rechnen sei.
Außerdem sei eine Anpassung der Ausschreibungspraxis für Offshore-Projekte vonnöten. Der bisherige Fokus auf den Preis sollte nicht länger im Vordergrund stehen, während qualitative Kriterien, insbesondere Sicherheitsstandards und Umweltfolgen, eine größere Rolle einnehmen müssten. Es sei nun an der Politik, entsprechende Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Wertschöpfung zu schaffen, so Thimm.
Diese und weitere Themen werden beim Branchentreff "Zukunft Offshore" debattiert, der in Berlin stattfindet und den Fokus auf die zukünftigen Strategien im Sektor der Offshore-Windenergie legt. (eulerpool-AFX)