Europäische Anleihen im Aufschwung: Investoren reagieren auf volatile Aktienmärkte
Die jüngsten Entwicklungen an den Aktienmärkten haben die Nachfrage nach europäischen Staats- und Unternehmensanleihen spürbar belebt, insbesondere bei langlaufenden Papieren. Trotz eines breiten Kaufinteresses zeigen die Renditen jedoch weiterhin ein eher stabiles Bild. Der moderate Anstieg der Renditen setzt sich fort, berichtet Elmar Völker von der LBBW.
Die zehnjährigen deutschen Bundesanleihen rentieren derzeit bei 2,66 Prozent und zeigen damit eine leichte Steigerung. In den USA notieren die zehnjährigen Treasuries nach wie vor oberhalb der 4-Prozent-Marke, jüngst wurden 4,16 Prozent erreicht – ein Höchststand seit einigen Wochen. Der langfristige Trend bleibt jedoch abwärtsgerichtet.
In den Vereinigten Staaten sind die jüngst gestiegenen Anleiherenditen durch positive US-Konjunkturdaten beeinflusst, was laut Völker die Gefahr einer Rezession vorerst abzuwehren scheint. Dies könnte eine bevorstehende Zinssenkung der Fed im Dezember infrage stellen, auch wenn Völker weiterhin von einer möglichen Anpassung der Leitzinsen ausgeht. Die Fed wird dabei durch die gestiegene Preiskomponente des ISM Services Index gewarnt, den Inflationsdruck nicht zu unterschätzen.
An den Aktienmärkten steigen indes die Besorgnisse um eine mögliche Überbewertung der US-Tech-Giganten, was eine Umsatzverlagerung hin zu Anleihen begünstigen könnte. Besonders gefragt waren zuletzt französische und niederländische Staatsanleihen, so Händler Raffaele Antacido von der ICF Bank. Investoren suchten Sicherheit in Stabilität und kauften erhebliche Mengen dieser Papiere mit Renditen von 2,8 Prozent bei sechsjährigen und 2,6 Prozent bei achtjährigen Laufzeiten.
Im Anleihebereich tat sich auch die Google-Mutter Alphabet hervor, die eine Vielzahl neuer Bonds zur Finanzierung ihrer Investitionen in künstliche Intelligenz und Cloud-Infrastruktur platzierte. Besonders gefragt waren Anleihen mit längeren Laufzeiten, darunter eine bis 2064 laufende Anleihe mit einer Rendite von 4,4 Prozent.
Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank sieht ebenfalls verstärktes Interesse an langlaufenden Anleihen, etwa bei einem 2044 fälligen Bond von E.ON und einem bis 2031 laufenden Papier von MTU Aero Engines. Die Deutsche Pfandbriefbank verzeichnete trotz eines jüngsten Kursverfalls ihrer Aktie erneut Interesse an ihrer Anleihe, die in drei Jahren fällig wird. Im Gegensatz dazu fiel die Anleihe von Formycon im Vorfeld ihrer anstehenden Quartalszahlen deutlich, bedingt durch geringe Umsätze, was jedoch keine wesentlichen Marktnachrichten als Ursache hatte.

