EU-Parlament stoppt Zulassung von Fleischkleber

Straßburg/Berlin (dpa) - Das Europaparlament hat die Zulassung eines umstrittenen Enzyms bei der Herstellung von Klebefleisch gestoppt. Thrombin darf dabei nicht als Lebensmittelzusatzstoff eingesetzt werden.

Es dient dazu, kleine Fleischstückchen zusammenzukleben, die dann etwa wie ein Schinken aussehen. Mit dem Veto wandte sich die Straßburger Volksvertretung am Mittwoch gegen eine mögliche Irreführung der Verbraucher. Ein aus Fleischresten zusammengeklebter Schinken soll nicht als hochwertiger Vollschinken verkauft werden dürfen, befanden die Parlamentarier.

Damit ist der Vorschlag der EU-Kommission zunächst vom Tisch, das Enzym Thrombin EU-weit als Lebensmittelzusatzstoff zuzulassen. Sie muss nun einen neuen Entwurf vorlegen. Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag begrüßten das Votum. Dies sei eine «wichtige Entscheidung, um die weitere Pervertierung unserer Lebensmittelproduktion zu stoppen», sagte die Sprecherin für Ernährungspolitik, Uli Höfken.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch befürchtet, dass Klebefleisch damit nicht vom Tisch ist. «Andere Substanzen machen diese Praxis weiter möglich», sagte Vize-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt. Er forderte von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU), sich für ein EU-weites Verbot von Imitat-Schinken einzusetzen. Der Deutsche Bauernverband appellierte an die Schinkenhersteller, sich zum Original zu bekennen.

Das Enzym ist nach Angaben von EU-Gesundheitskommissar John Dalli gesundheitlich unbedenklich. Es wird auch in Deutschland in Wurstwaren als «technischer Hilfsstoff» verwendet. In Deutschland ist es jedoch bislang ohnehin verboten, zusammengeklebte kleine Fleischreste als vollwertigen Schinken zu bezeichnen.

Vor allem Grüne und Sozialdemokraten im Europaparlament stimmten gegen die Zulassung mit dem Argument, dass das Zusammenkleben kleinster Fleischteile unappetitlich und eine klare Täuschung der Verbraucher sei. «Ein Steak soll ein Steak bleiben», sagte der SPD-Europaparlamentarier Jo Leinen. Dagegen sagte der FDP-Abgeordnete Holger Krahmer, Thrombin und ähnliche Zutaten tierischen Ursprungs würden von Metzgern «seit Jahrhunderten» für die Herstellung von Blut- und Leberwurst verwendet.

Umwelt / Gesundheit / Verbraucher
19.05.2010 · 18:42 Uhr
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