Erlösender Auftakt: «Kopf frei» für Holland

Lwiw (dpa) - Holland kann kommen! Sofort nach dem befreienden Auftaktsieg gegen Cristiano Ronaldos starke Portugiesen richtete Joachim Löw den Fokus auf das Prestigeduell mit dem Erzrivalen.

17 Stunden nach dem Abpfiff im ukrainischen Lwiw beorderte der Bundestrainer sein Personal in Danzig wieder auf den Fußballplatz. Die Portugal-Gewinner spüren bereits, «dass wir vielleicht schon den Schritt ins Viertelfinale machen können», erklärte der Dortmunder Mats Hummels am Sonntag im Quartier an der polnischen Ostseeküste.

Löw hatte alles richtig gemacht zum Start in seine Meisterprüfung, die Niederlande zu viel falsch. «Für uns ist wichtig, dass wir gegen Holland kein Endspiel haben. Wir haben den Kopf frei», skizzierte der starke Manuel Neuer die Stimmung in der Nationalmannschaft nach dem 1:0 gegen Portugal. Ein Taktieren soll es gegen die Niederländer, die nach dem 0:1 gegen Dänemark extrem unter Erfolgszwang stehen, am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) in Charkow nicht geben. «Es gibt keine andere Option, wir werden voll auf Sieg spielen», sagte Hummels.

Auch wenn die Brillanz und die Präzision im Offensivspiel beim hart errungenen Arbeitssieg gegen Portugal noch fehlten, fühlen sich die Protagonisten vor allem dank einer aufmerksamen Abwehr um den bärenstarken Hummels und wegen der Effizienz von Torjäger Mario Gomez in der Spur. «Punkt eins war die defensive Organisation», betonte Wettkampftrainer Löw und machte damit klar, dass seine Spieler das taktische Hauptziel gegen die gefährlichen Portugiesen erfüllten: «Zuletzt waren wir da ja ein bisschen anfälliger», verdeutlichte Löw.

Mit einem Auge hatten der Chefcoach und sein Personal vor dem eigenen Auftakt noch den Fehlstart der «Oranjes» verfolgt. «Es wäre mir lieber, es wäre noch ein Unentschieden geworden», verriet Löw. «Die Niederländer stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand, sie müssen ein Alles-oder-nichts-Spiel machen.» Eine weitere Niederlage würde den hochgelobten WM-Zweiten schon so gut wie aus dem Wettbewerb spülen, bevor er richtig begonnen hat. «Das macht die Partie nochmal ein Stück brisanter», meinte der entspannte Bundestrainer.

Das DFB-Team entgeht auch dank einer Portion Glück bei zwei Lattentreffern der Portugiesen der ersten K.o.-Situation des Turniers. «Es ist auf jeden Fall noch Luft nach oben da», unterstrich Lukas Podolski: «Jeder kennt die deutsche Mannschaft mit dem Spaßfußball nach vorne. Daran werden wir jetzt gemessen.» Über 22 Millionen bejubelten in Deutschland vor den Bildschirmen das Gomez-Siegtor (72. Minute), weitere Hunderttausende feierten in der Heimat in Kneipen, Biergärten und auf den Fanmeilen.

Um ein Haar hätte es dieses Tor gar nicht gegeben. Löw wollte den Bayern-Stürmer schon «zwei Minuten eher» aus dem Spiel holen und Miroslav Klose bringen, der an seinem 34. Geburtstag überraschend auf der Bank schmoren musste. «Ich muss mit dem vierten Schiedsrichter nochmal hart ins Gericht gehen», scherzte Löw: «Er hat so lange gebraucht, das anzuzeigen.» So bekam der 26 Jahre alte Gomez nach Flanke von Sami Khedira noch die eine Möglichkeit, die er zu seinem Premieren-Treffer bei einem Turnier nutzte. «Das spricht für seine Qualität: Eine Chance - ein Tor!», lobte Löw den Matchwinner.

Die überraschenden Personalentscheidungen, auf Gomez statt Klose und auf Hummels statt Mertesacker zu setzen, zeigen Löws weiterentwickelte Philosophie. In Zeiten höchster Belastung beim Hochgeschwindigkeits-Fußball setzt der Bundestrainer noch mehr auf hundertprozentige Fitness und aktuelle Form. «Das Risiko war mir ein bisschen zu groß», sagte er zum Verzicht auf Per Mertesacker, der nach seiner Knöcheloperation mehrere Monate ohne echten Wettkampf war. «Mats Hummels kam mit Rückenwind aus der Meisterschaft, mit guten Leistungen und vor allem mit Spielpraxis», betonte Löw.

Der Dortmunder Turnier-Neuling nutzte vor 32 990 Zuschauern entschlossen seine Chance. «Gerade Mats hat in wichtigen Situationen den Ball mit dem Kopf geklärt. Er war sehr stabil», hob Neuer hervor, der in der Schlussphase mit zwei Superaktionen den Erfolg sicherte. Hummels genoss innerlich die neue Wertschätzung nach einer langen Zeit des Fremdelns in der Nationalelf. Öffentlich verwies er aufs Kollektiv: «Defensiv ist es immer ein Verdienst der Mannschaft.»

Auch von Jérome Boateng. Der Nachtschwärmer hielt im bislang schwersten Länderspiel seiner Karriere dem Druck stand. «Überwiegend hat er Cristiano Ronaldo gut im Griff gehabt», bestätigte Löw dem Münchner eine «sehr gute» Leistung. Der 23-Jährige hat damit die «Bringschuld» eingelöst, die ihm nach einem unprofessionellen Tête-à-tête mit einem Nacktmodel von Löw auferlegt worden war. «Alle waren sehr präsent in den Zweikämpfen, sehr aufmerksam», lobte der DFB-Chefcoach. Er hat seine EM-Viererkette auf Anhieb gefunden.

Nun muss noch die Offensive zum höchsten Niveau zurückfinden - zuletzt bestaunt und bejubelt beim 3:0 gegen Holland im November 2011. «Bei denen wird das ja wohl noch eine Rolle spielen», sagte Podolski genüsslich: «Wir werden uns die Bilder nochmal anschauen.»

Fußball / EM / Deutschland / Portugal
10.06.2012 · 14:38 Uhr
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