Entsetzen nach Tod hunderter Flüchtlinge im Mittelmeer

Rom/Lübeck (dpa) - Bei einer der schlimmsten Flüchtlingskatastrophen der vergangenen Jahre sind vermutlich erneut Hunderte Menschen im Mittelmeer ertrunken.

Das berichtet die Hilfsorganisation Save the Children unter Berufung auf Überlebende. Sie waren am Montag von der italienischen Küstenwache nach dem Kentern eines voll besetzten Bootes vor Libyen in Sicherheit gebracht wurden.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) reagierte betroffen. Beim G7-Außenministertreffen in Lübeck sprach er von der «Fortsetzung einer Tragödie, an die wir uns nicht gewöhnen dürfen». Als Lösung forderte er eine Verbesserung der Lebensverhältnisse in der Heimat der Flüchtlinge. Angesichts von Armut und Gewalt in vielen der Herkunftsländer - vor allem in Afrika südlich der Sahara und Syrien - ist das höchstens eine langfristige Lösung. Die UN machten einen einfacheren Vorschlag: die Seenotrettung verbessern.

Es wäre eine der schlimmsten Flüchtlingskatastrophen auf dem Mittelmeer, seit im Oktober 2013 mehr als 360 Menschen vor der italienischen Insel Lampedusa umgekommen waren. Das Unglück hatte eine große Diskussion über die Flüchtlingspolitik Europas ausgelöst.

Italien ächzt unter dem Ansturm verzweifelter Menschen. Die Zahl der Flüchtlinge, die sich auf die lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer gen Norden machen, wächst und wächst. Fast 10 000 Menschen wurden nach Angaben der italienischen Küstenwache binnen weniger Tage auf See gerettet. Italiens Kommunen und Regionen warnen, keine Flüchtlinge mehr aufnehmen zu können. «Wir sind am Ende unserer Kräfte», sagte Giuseppe Geraci, Bürgermeister der kalabrischen Stadt Corigliano Calabro. «Wenn morgen weitere Migranten ankommen, können wir keine Unterstützung mehr garantieren.»

Im Auffanglager auf Lampedusa, das für etwas mehr als 250 Menschen ausgelegt ist, hielten sich nach Angaben der Agentur Ansa am Dienstag mehr als 1400 Menschen auf. Dutzende Schiffe der Küstenwache und der Marine mit geretteten Flüchtlingen an Bord erreichten am Mittwoch das italienische Festland.

Grünen-Chefin Simone Peter warf der Regierung vor, sich wegzuducken. «Die Europäische Union muss nun zügig handeln: weg von einer Politik der Abschottung hin zu mehr sicheren Zugangswegen für Schutzsuchende nach Europa.» Die Linke-Innenexpertin Ulla Jelpke sagte mit Blick auf das ausgelaufene Seenotrettungsprogramm «Mare Nostrum»: «Die Scharfmacher unter den europäischen Innenministern, wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière, sahen die Seenotrettung ohnehin nicht als humanitäre Pflicht der EU, sondern als Bedrohung für die Sicherheit der Außengrenzen.»

Auch die UN riefen Europa auf, mehr zur Rettung der Flüchtlinge zu tun. Es sei bedauerlich, dass die italienische Operation «Mare Nostrum» zur Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge ohne hinreichenden Ersatz ausgelaufen sei, sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, in Beirut. «Das UN-Flüchtlingshilfswerk appelliert an alle Regierungen der betroffenen Region, der Rettung von Menschenleben Priorität einzuräumen», sagte er. Rom fordert angesichts der Flüchtlingskrise seit langem mehr Hilfe aus Europa.

Flüchtlinge / Migration / Italien / Libyen / Deutschland
15.04.2015 · 18:07 Uhr
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