Elektromobilität: Neuer Akku lädt in zwölf Minuten auf 100 Prozent
Ein Forschungsteam des Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST) hat gemeinsam mit LG Energy Solution eine neue Lithium-Metall-Batterie vorgestellt, die das Potenzial hat, die Elektromobilität entscheidend voranzubringen. Der Prototyp ermöglicht es, Elektroautos innerhalb von rund zwölf Minuten so weit aufzuladen, dass Reichweiten von bis zu 800 Kilometern erreicht werden können. Neben der Geschwindigkeit beim Laden verspricht die Technologie auch eine deutlich verlängerte Lebensdauer von über 300.000 Kilometern, was die Alltagstauglichkeit und Nachhaltigkeit von Batterien erheblich verbessern könnte.

Lithium-Metall-Anoden waren der Schlüssel zum Durchbruch
Die zentrale Neuerung dieser Entwicklung liegt in der Nutzung von Lithium-Metall-Anoden. Diese gelten schon lange als besonders energiedicht, sind jedoch bisher an einem bekannten Problem gescheitert: der Bildung sogenannter Dendriten. Dabei handelt es sich um nadelförmige Strukturen, die sich beim Laden auf der Oberfläche der Anode bilden können. Sie beeinträchtigen nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern bergen auch das Risiko von Kurzschlüssen und verringern die Lebensdauer. Das Team am KAIST hat nun eine Lösung entwickelt, bei der die Ionenbewegung im Elektrolyten so gesteuert wird, dass Lithium gleichmäßiger abgeschieden wird. Dadurch wird die Bildung von Dendriten weitgehend verhindert. Dieser Ansatz gilt als entscheidender Schritt, um Lithium-Metall-Batterien für den breiten Einsatz nutzbar zu machen.
Vier Jahre Forschung durch Wissenschaft und Industrie
Die Forschungen entstanden im Rahmen des Fast-charging Research Laboratory (FRL), einer Kooperation zwischen KAIST und LG Energy Solution. Professor Hee Tak Kim betonte, dass es gelungen sei, eine der größten Hürden auf dem Weg zur praktischen Nutzung von Lithium-Metall-Batterien zu überwinden. Auch seitens der Industrie wurde die Bedeutung hervorgehoben: Je-Young Kim, Chief Technology Officer von LG Energy Solution, erklärte, dass die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Unternehmen entscheidend sei, um diese Technologie vom Labor in den Markt zu übertragen. Nach vier Jahren gemeinsamer Forschung liegen nun erste Ergebnisse vor, die zeigen, dass die Batteriezellen nicht nur im Labormaßstab funktionieren, sondern auch prinzipiell für die industrielle Fertigung geeignet sind.
Ein wesentliches Ziel der Kooperation war es, eine Technologie zu entwickeln, die sowohl hohe Energiedichten als auch kurze Ladezeiten ermöglicht, ohne dabei Sicherheitsrisiken zu erhöhen. Die nun vorgestellten Batterien deuten darauf hin, dass dieses Ziel erreicht werden kann. Sollte die Weiterentwicklung erfolgreich verlaufen, könnte die Kommerzialisierung in den kommenden Jahren beginnen. Besonders in Märkten mit stark wachsender Nachfrage nach Elektroautos würde dies erhebliche Auswirkungen haben.
Die Technologie ist auf Infrastruktur angewiesen
Die Perspektiven dieser Batteriegeneration sind weitreichend. Eine Ladezeit von rund zwölf Minuten würde das Aufladen von Elektrofahrzeugen erheblich beschleunigen und damit eine der größten Hürden für die Akzeptanz von Elektromobilität aus dem Weg räumen. Mit einer Reichweite von bis zu 800 Kilometern pro Ladung könnte zudem die bislang verbreitete Sorge vor eingeschränkter Alltagstauglichkeit deutlich reduziert werden. Auch die lange Lebensdauer würde dazu beitragen, Ressourcen zu schonen und die Gesamtbilanz von Elektrofahrzeugen zu verbessern. Die Nutzung langlebiger Batterien könnte außerdem die Kosten pro gefahrenem Kilometer senken und somit auch wirtschaftliche Vorteile für Verbraucher:innen schaffen.
Gleichzeitig bleibt abzuwarten, wie sich diese Technologie in der Praxis bewährt. Entscheidend ist nicht nur die Herstellungsskalierbarkeit, sondern auch die Sicherheit der Batterien im realen Einsatz. Hohe Ladegeschwindigkeiten erfordern ein präzises Thermomanagement, um Überhitzung oder Schäden am Material zu verhindern. Zudem stellt sich die Frage, ob die Ladeinfrastruktur in der Lage sein wird, die hohen Ladeleistungen flächendeckend bereitzustellen. Ohne entsprechende Schnellladegeräte ließe sich das volle Potenzial der neuen Akkus nicht ausschöpfen. Auch wirtschaftliche Faktoren wie Rohstoffverfügbarkeit und Produktionskosten werden mitbestimmen, ob die Technologie den Markt erreicht.
Die aktuellen Ergebnisse markieren jedoch einen wichtigen Schritt in Richtung leistungsfähigerer und alltagstauglicherer Batterien. Sollte die großtechnische Umsetzung gelingen, könnte sich ein Paradigmenwechsel in der Elektromobilität vollziehen. Damit würden Elektroautos nicht nur ökologisch vorteilhaft sein, sondern auch in Bezug auf Komfort und Praktikabilität mit herkömmlichen Fahrzeugen gleichziehen oder diese sogar übertreffen.
via Koreanisches Fortgeschrittenes Institut für Wissenschaft und Technologie (KAIST)

