Dragon’s Dogma 2: Warum 4 Millionen Verkäufe nicht reichen, um die Wut der Fans zu löschen
Stell dir vor, du schmeißt die Party des Jahres, die Hütte ist voll, die Getränke fließen – aber der Gastgeber hat sich schon vor Stunden durch die Hintertür verdrückt und die Musik hängt in einer Dauerschleife fest. Genau so fühlt sich die aktuelle Situation rund um Dragon’s Dogma 2 an. Capcom lässt die Korken knallen, feiert einen beeindruckenden Meilenstein von über 4 Millionen verkauften Einheiten, doch wenn man das Ohr auf die Schienen der Community legt, hört man kein Jubeln. Man hört das Grollen eines unzufriedenen Drachen. Es ist ein Paradoxon, das in der modernen Gaming-Landschaft fast schon zur Norm wird: Kommerzieller Triumph trifft auf existenzielle Identitätskrise. Während die Verkaufszahlen glänzen, bröckelt der Putz an der Fassade gewaltig. Was ist da los im Königreich Vermund?
Der Kapitän ist von Bord – das Schiff treibt weiter
Die Nachricht schlug ein wie ein Meteorit: Hideaki Itsuno, der visionäre Kopf hinter der Reihe, hat Capcom verlassen. Sein Baby, Dragon’s Dogma 2, ist nun quasi ein Waisenkind, das sich allein auf dem harten Schulhof der AAA-Titel behaupten muss. Trotzdem rollt der Rubel. Seit dem 30. September sind noch einmal gut 100.000 Exemplare über die virtuelle Ladentheke gewandert. Das klingt solide, doch für einen Blockbuster dieser Größe ist das eher ein sanftes Tröpfeln als der erhoffte Platzregen.
Doch Zahlen sind geduldig, Spieler sind es nicht. Die Diskrepanz zwischen dem finanziellen Erfolg und der gefühlten Temperatur in der Community könnte kaum größer sein. Es wirkt fast zynisch, wenn Publisher Jubelmeldungen tweeten, während die Kommentarspalten brennen. Es ist, als würde man die Dekoration loben, während das Haus im Hintergrund langsam absackt.
„Gemischte“ Gefühle und technische Stolpersteine
Werfen wir einen Blick in den Hexenkessel namens Steam. Dort trägt das Action-RPG stolz, aber schmerzhaft, das Prädikat „Ausgeglichen“. Nur 61 Prozent der fast 73.000 Reviews heben den Daumen nach oben. Das ist kein bloßer Ausrutscher, das ist ein Statement. Sicher, Capcom hat nachgebessert. Die Performance-Updates haben die CPU-Last optimiert, und Konsolenspieler dürfen sich endlich zwischen Grafik- und Leistungsmodus entscheiden. Aber reicht das?
Vielen Fans fehlt schlichtweg die Seele im Endgame. Die Kritik an der mangelnden Gegnervielfalt hallt noch immer durch die Foren, und die Story lässt viele hungrig zurück. Ein User brachte es kürzlich gnadenlos auf den Punkt: Das Spiel wirke „unfertig und verlassen“. Anstatt das Fundament zu flicken und das Erlebnis zu vertiefen, so der Vorwurf, feiere man lieber Verkaufszahlen. Es ist dieser bittere Nachgeschmack, der selbst das epischste Greifen-Gefecht trüben kann.
Das Schweigen im Walde: Wo bleibt der DLC?
Erinnerst du dich noch an die Umfrage von Capcom? Die, in der sie uns scheinheilig fragten, ob wir Bock auf DLC hätten? Das fühlt sich mittlerweile an wie eine Flaschenpost, die nie angekommen ist. Seitdem herrscht Funkstille. Absolute Radio Silence. Selbst vor Itsunos Abgang war es verdächtig ruhig, aber jetzt wirkt das Schweigen fast schon ohrenbetäubend.
Dragon’s Dogma 2 droht, zu einem wunderschönen, aber verlassenen Vergnügungspark zu werden. Man kann dort Spaß haben, keine Frage – die Welt ist riesig, die Kämpfe wuchtig. Aber die Angst, dass dieses Epos nun einfach so stehen gelassen wird, wie ein halbfertiges Gemälde, ist real. Klar, es ist immer noch besser als das Schicksal von Mega Man, das quasi in den Annalen der Geschichte verstaubt. Wir haben immerhin ein Sequel bekommen! Doch die Frage bleibt: War das schon alles? Ist das Buch bereits zugeklappt, während wir alle noch auf das wahre Ende warten?


