Double Fine: Metacritc-Scores sind nutzlos und Let’s Plays verdrängen die Presse
Double Fine kennt man für quirlige Spiele abseits des Mainstreams. Ob Psychonauts, Brutal Legend oder Broken Age: Das Studio unter der Leitung von Day of the Tentacle-Mastermind Tim Schafer versucht immer seinen eigenen Weg zu gehen. Dieser Weg war in der Vergangenheit zwar nicht immer von finanziellem Erfolg gekrönt, doch spätestens seitdem man sich auf kleinere Projekte für Download-Plattformen spezialisiert hat, scheint das Geschäft anhaltend zu laufen – oder zumindest etwas besser.
Auf der Montreal International Game Summit meldete sich heute Double Fines COO Justin Bailey zu Wort, der in seiner Präsentation darlegte, was der Erfahrung des Studios nach dabei hilft Spiele zu verkaufen – und was nicht. Dies melden unsere Kollegen von Games Industry. Als besonders hilfreich erachtet er Let’s Play-Videos, Free Weekends auf Steam und Cross-Promotion mit anderen Indie-Entwicklern. Nicht hilfreich seien jedoch kostenlose App-of-the-Day-Angebote, Messen und – Metacritic.
Dies mag vielleicht den ein oder anderen überraschen, denn die traditionelle Gaming-Branche legt seit jeher großen Wert auf den mystifizierten Wertungsschnitt. So sehr sogar, dass Bonuszahlungen an die Entwicklungsstudios nicht etwa von guten Verkaufszahlen abhängen, sondern von einem Metacritic-Score. Zuletzt durfte Bungie aufgrund enttäuschender Destiny-Wertungen um mehrere Millionen Dollar Bonuszahlungen fürchten, obwohl sich der Titel wie geschnitten Brot verkauft.
“Es gibt keinen Grund von Metacritic besessen zu sein. Wir betrachten Metacritic mittlerweile als obsolet und nutzlos. Wir waren davon besessen, andere Entwickler waren davon besessen, die Presse ist davon besessen. Aber was Verkaufszahlen angeht, spielt Metacritic keine Rolle.”
Auch die traditionelle Videospielpresse habe Baileys Erachtens nach kaum eine Auswirkung auf die Verkäufe der Spiele. Als er bei Double Fine angefangen hat, habe er gedacht, dass die Presse unheimlich wichtig wäre, um die Spiele des Studios der Öffentlichkeit bekannt zu machen, doch dies sei im Endeffekt nicht der Fall gewesen.
“Ich denke, diejenigen die die Games-Presse lesen, sind zum größten Teil andere Entwickler. Und deshalb erscheint sie uns Entwicklern so bedeutsam. Aber ich bin mir nicht sicher, wie viele Gamer sich in der Presse ihre Informationen holen. Es macht den Eindruck, dass sie von Let’s Plays und anderen Medien abgeworben werden. Sie besuchen Review-Seiten nur, um Reviews zu lesen.”