DIW für Rente mit 70 noch vor 2060
«Das wird viel früher kommen», prophezeite der Wirtschaftsexperte, «schon deshalb, weil die Lebenszeit sich ständig erhöht und die Menschen das sehr gesund erleben.» Auf der anderen Seite würden die Kosten für das Rentensystem so stark steigen, dass sie nicht mehr durch das soziale Sicherungssystem getragen werden könnten. Das Jahr 2060 sei für die Rente mit 70 viel zu spät.
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) lehnt die Rente mit 70 dagegen entschieden ab. Das sei wie bei der Rente mit 67 nichts anderes als ein weiterer Versuch, die Altersbezüge durch die Hintertür zu kürzen, sagte Verbandspräsident Adolf Bauer der «Rheinpfalz am Sonntag». Nicht ohne Grund liege das tatsächliche Renteneintrittsalter gegenwärtig bei deutlich unter 65 Jahren.
Die EU-Kommission erarbeitet derzeit ein sogenanntes Grünbuch zur Rentenpolitik, das am 23. Juni präsentiert wird. Ein konkretes Alter für den Renteneintritt empfiehlt Brüssel darin nicht, da die Länder selbstständig über ihre nationalen Rentensysteme entscheiden. Die Kommission geht davon aus, dass die Europäer 2060 etwa sieben Jahre länger leben als heute. Demnach müsste das Renteneintrittsalter von den heute angestrebten 65 auf knapp 70 Jahre verschoben werden. In Deutschland wird von 2012 bis 2030 in kleinen Schritten die Rente mit 67 eingeführt.
SoVD-Präsident Bauer warnte vor zunehmenden Einfluss der EU auf die Rentenpolitik der Mitgliedsstaaten. Es würde einen enormen Vertrauensverlust bei den 20 Millionen Rentnern für die Bundesregierung bedeuten, wenn sie sich von Brüssel in die Alterssicherung reinregieren lasse. Stattdessen solle sie sich stärker als bisher vor allem für den Erhalt des gegenwärtigen Rentenniveaus in Deutschland einsetzen.