Die schmerzhafte Geburt eines Meisterwerks: Arrowheads Lehren aus der Entwicklungs-Hölle von Helldivers 2
Der kooperative Shooter „Helldivers 2“ befindet sich seit Monaten auf einem beispiellosen Triumpherzug, doch hinter der glänzenden Fassade aus demokratisch verteiltem Blei und galaktischem Chaos verbirgt sich die Narbengeschichte einer langen und schmerzhaften Entwicklung. In einem Akt radikaler Ehrlichkeit gewährt Shams Jorjani, der CEO von Arrowhead Game Studios, nun einen ungeschminkten Blick in die Maschinenräume des Studios. Seine Erkenntnisse sind nicht nur eine faszinierende Autopsie eines Hits, sondern auch eine Blaupause dafür, wie das nächste, noch hypothetische Projekt des Studios auf einem weitaus klügeren Fundament gebaut werden soll.
Die Erbsünde: Warum ein zu großer Start fast alles ruinierte
Während die Kassen dank „Helldivers 2“ klingeln, denkt Jorjani bereits an die Zukunft und enthüllt auf dem offiziellen Discord-Server eine der Kardinalsünden, die den Entwicklungsprozess überschattete: Man startete die Vorproduktion mit einem viel zu großen Team. „HD2 begann mit einem großen Team und das war gaaaaanz schlecht“, so die unmissverständliche Lehre des CEOs. Diese Aussage ist das Echo der schmerzhaften Wahrheiten, die CCO Johan Pilestedt bereits auf der Game Developer’s Conference 2025 offenbarte. Er zeichnete das Bild einer chaotischen Entwicklung, bei der man die entscheidende Phase der Vorproduktion quasi übersprang. „Wir wussten bereits, wohin die Reise gehen sollte, und stürzten uns direkt in die Produktion – das war eine wirklich, wirklich, wirklich schlechte Idee“, gestand Pilestedt. Eine Lektion, die in Millionen verbrannter Dollar und unzähligen Überstunden bezahlt wurde.
Der achtjährige Marathon statt des Vier-Jahres-Sprints
Die Konsequenz dieses überstürzten Starts war brutal. Pilestedt enthüllte, dass das Team ursprünglich angetreten war, um ein bewusst weniger kompliziertes Spiel zu erschaffen, um den gefürchteten „Crunch“ zu vermeiden. „Wir sagten: ‚Das wird einfach. Das schaffen wir wahrscheinlich in vier Jahren.‘“ Die Realität sah anders aus. Aus dem geplanten Sprint wurde ein zermürbender Marathon, der am Ende fast doppelt so lange dauerte: nahezu acht Jahre. Diese schmerzhafte Erfahrung hat die Philosophie des Studios nachhaltig geprägt und ist der Grund, warum die Keimzelle eines jeden zukünftigen Projekts bewusst klein gehalten werden wird, um Ideen organisch und effizient wachsen zu lassen, bevor die große Produktionsmaschinerie anläuft.
Der Geist des fünften Helldivers: Eine verworfene Vision
Wie tief die Umwälzungen während dieser langen Entwicklungszeit waren, zeigt eine weitere faszinierende Enthüllung von Patrik Lasota, dem Leiter des Produkttests. „Helldivers 2 war ursprünglich für fünf Personen konzipiert“, so Lasota. Die Idee dahinter war eine Frage der sozialen Dynamik: In einem Fünferteam entstehen bei ungeraden Gruppengrößen keine isolierten Zweierpaare. Doch die Theorie zerbrach an der Praxis. Das Konzept „funktionierte einfach nicht“, und der fünfte Spieler im Team endete oft als untätiger Zuschauer am Rande der Action. Diese Entscheidung, das Konzept zu verwerfen, zeigt den unbarmherzigen, aber notwendigen Prozess, Ideen auf dem Altar des tatsächlichen Spielspaßes zu opfern – eine weitere Lektion, die aus den Feuern der langen Entwicklung geschmiedet wurde und die Zukunft von Arrowhead weiser und stärker macht.


