Despera Drops (Switch) – Game Review
Wir verfolgen dabei die Story von Mika Amamine, die zusammen mit einigen anderen Kriminellen in einen Transporter gesteckt wird. Sie wird wegen eines Mordes angeklagt, den sie nicht begangen hat. Doch hinter ihr und den anderen Insassen steckt noch viel mehr. Mika kam zum Studieren nach Italien und erlebt nun eine Verfolgungsjagd, bei der es nicht nur die Polizei auf sie abgesehen hat, sondern auch eine geheime Organisation. Denn Mika ist kein normales Mädchen. Sie besitzt die Kraft, die Erinnerungen und Emotionen von Menschen zu sehen, die sie berührt. Diese Kraft möchte die Organisation für sich nutzen.
Mika befindet sich also nun mit insgesamt sechs dubiosen Individuen auf der Flucht, und daraus besteht auch hauptsächlich die Standardroute, bevor sich die Geschichte in die individuellen Routen aufteilt. Ehrlich gesagt habe ich mich durch das Game etwas durchgequält, da vor allem die Standardroute bevorzugt aus Katz-und-Maus-Spielen besteht, bevor die individuellen Routen losgehen, die schon interessanter waren. Anfangs dachte ich auch noch, dass es sich vielleicht etwas an BUSTAFELLOWS orientiert, aber das habe ich schnell verworfen.
Eine vielseitige, aber herausfordernde Besetzung
Wir bekommen eine gute und auch etwas außergewöhnliche Auswahl an Charakteren, die wir daten können. Die Charakterrouten sind auch bedeutend spannender, auch wenn ich mich schwer damit getan habe, mich an die Charaktere zu gewöhnen. Alles in allem konnte ich irgendwie nicht richtig in Despera Drops reinkommen.
Angefangen habe ich mit Ramie Carriere. Er stammt aus Frankreich und ist zwei Jahre jünger als die Heldin. Aufgrund seiner traumatischen Vergangenheit leidet er unter PTSD und hat Schwierigkeiten, anderen zu vertrauen. Mika versucht, ihn zu unterstützen, doch ihre romantischen Bemühungen wirken oft unpassend, da Ramie mit seinen psychischen Problemen und der Aufarbeitung seiner Vergangenheit kämpft.
Sally Del Testa, eigentlich Giulia, ist ein 18-jähriger Hacker aus Italien, der sich nach dem Tod seiner Zwillingsschwester Sally als Mädchen kleidet und ihre Persönlichkeit annimmt. Er ist von japanischer Harajuku-Mode begeistert und ein hervorragender Hacker. Er gibt sich die Schuld am Tod seiner Schwester und kämpft sehr stark mit seiner eigenen Identität. Mika versucht, ihn dabei zu unterstützen, sich selbst wieder als Mann zu akzeptieren.
Ash Meyer aus Baden in der Schweiz ist der ruhige, mürrische Typ, der zunächst wenig spricht. Er leidet unter unkontrollierbaren Wutausbrüchen, die durch den Anblick von Blut ausgelöst werden. Ashs Beziehung zu Mika entwickelt sich langsam, besonders während sie als Flüchtige unter falschem Namen leben und eine Zeit lang bei einem einsamen alten Mann verbringen. Auch er muss seine Vergangenheit, die durch Gewalt geprägt ist, aufarbeiten.
Gibriel „Gib“ Baltzer, mit 38 Jahren der Älteste der Gruppe, ist ein reifer und vernünftiger Charakter. Er war früher Polizist, bis seine Kollegen seine Frau töteten und ihm der Mord angehängt wurde. Er ist getrieben von Rache und reißt Mika dabei mit sich, wobei diese versucht, ihm mit Verständnis zu begegnen.
Camu Einhard, der österreichische Manga-begeisterte Nerd, ist ein charmanter Außenseiter, der vor Mädchen und Verantwortung zurückschreckt. Er war mir am Anfang echt unsympathisch, weshalb sich meine Vorfreude in Grenzen hielt. Er ist der Sohn eines erfolgreichen Vaters, vor dem er und dessen Erbe flieht. Camu ist sehr kindlich und naiv, was es mir einfach schwer gemacht hat, ihn in einem romantischen Licht zu sehen.
Zu guter Letzt darf natürlich der Playboy nicht fehlen. Hamiel Luis ist egoistisch und zynisch. Zudem hat er einen ausgeprägten Hass auf Japanerinnen, was man deutlich daran erkennt, wie er mit Mika umgeht. Grund dafür ist seine japanische Mutter und sein Trauma aus der Kindheit. Ich bin froh, seine Route zuletzt gespielt zu haben. Wäre er meine erste gewesen, hätte ich das Spiel vermutlich abgebrochen.
Trauma im Fokus, Romantik auf der Strecke
Man merkt: Alle Charaktere haben eine traumatische Vergangenheit und kämpfen mit einigen Traumata, die durchaus zum Dreh- und Angelpunkt der Routen werden. Teilweise fokussiert sich die Story derart hart auf diese Themen, dass die Romanze eher auf der Strecke bleibt und hin und wieder irgendwie versucht wurde, sie reinzuquetschen. Ich glaube, Despera Drops hätte als reine Krimi/Thriller-Visual Novel wesentlich besser funktioniert, als es irgendwie in das Otome-Genre zu packen.
Was ich allerdings hervorheben möchte, ist der tolle Artstyle. Sollte er dem ein oder anderen bekannt vorkommen, ist das nicht verwunderlich. Der Artist ist Yusuke Kozaki, der bereits als Character Artist an einigen Spielen wie Fire Emblem oder No More Heroes mitgewirkt hat. Und auch insgesamt ist das Spiel toll gestaltet, und der Artstyle sieht super aus.
Fazit zu Despera Drops
Despera Drops war wirklich teilweise ein Fiebertraum. Ich habe mich mehr oder minder durch die Routen gequält, wobei ich einfach keinen Draht zu den Charakteren aufbauen konnte. Die Geschichte ist zwar spannend, aber die Romantik fühlt sich sehr fehl am Platz an. Ich konnte den Titel nicht wirklich genießen, was aber nicht bedeutet, dass das für jeden gilt. Doch man sollte gewarnt sein, dass man hier mit vielen Traumata, Depressionen, PTSD und anderen psychischen Belastungen konfrontiert wird.
Es werden dieses Jahr auch noch so manch andere Otome Games auf den Markt kommen, es lohnt sich die Augen offen zu halten.