Das unsterbliche Projekt: Kojimas Horrortrip „OD“ trotzt dem Microsoft-Beben
Die Schockwellen der massiven Entlassungswelle bei Microsoft hallen auch über einen Monat später noch durch die Korridore der Gaming-Industrie. Ein Beben, das etablierte Studios wie Undead Labs und Turn 10 Studios bis ins Mark erschütterte und ein dominoartiges Fallen von Projekten auslöste. Das prominenteste Opfer war wohl Avalanches „Contraband“, das vier Jahre nach seiner pompösen Ankündigung sang- und klanglos zu den Akten gelegt wurde. In diesem Klima der totalen Verunsicherung, in dem Gerüchte über weitere gestrichene Kooperationen und ein personell ausgeblutetes Xbox-Publishing die Runde machten, richteten sich alle bangen Blicke auf ein ganz besonderes, enigmatisches Projekt: „OD“, die neueste Schöpfung der Videospiel-Legende Hideo Kojima. Doch inmitten des Chaos gibt es nun ein seltenes, aber umso wichtigeres Leuchtfeuer der Hoffnung.
Der Sturm nach dem Kahlschlag
Die jüngste Vergangenheit bei den Xbox Game Studios liest sich wie ein düsterer Thriller. Der Rotstift wurde mit einer Brutalität angesetzt, die selbst hartgesottene Branchenkenner überraschte. Hunderte von Talenten verloren ihre Jobs, und mit „Contraband“ wurde ein potenzieller Blockbuster noch vor seiner Geburt beerdigt. Diese radikalen Maßnahmen säten natürlich Zweifel an der Standhaftigkeit der verbleibenden Projekte, insbesondere jener, die von externen Studios in exklusiver Partnerschaft entwickelt werden. Es schien, als sei kein Projekt, egal wie ambitioniert, vor der kurzfristigen Konsolidierungspolitik Microsofts sicher. Das Damoklesschwert der Annullierung schwebte unheilvoll über dem gesamten Portfolio und ließ die Community um eines der aufregendsten zukünftigen Projekte zittern.
Entwarnung aus der Chefetage: Ein Leuchtfeuer der Hoffnung
Doch inmitten dieser Flut an Hiobsbotschaften wurde nun offiziell Einhalt geboten. Ein Sprecher von Microsoft trat an die Öffentlichkeit und bestätigte gegenüber dem renommierten Bloomberg-Journalisten Jason Schreier, was zuvor bereits als Gerücht von Windows Centrals Jez Corden die Runde machte: Kojima Productions’ Psychohorror-Trip „OD“ ist sicher. Die Entwicklung geht weiter. Diese simple Bestätigung wirkte wie ein kollektives Aufatmen in der weltweiten Fangemeinde. Es ist ein klares Signal, dass Microsoft, allen Sparzwängen zum Trotz, den immensen Wert und das kreative Potenzial, das in der Zusammenarbeit mit einem Visionär wie Kojima liegt, anerkennt. Auch wenn Pläne sich stets ändern können, so ist die Botschaft für den Moment unmissverständlich: Der Albtraum lebt.
Mehr als nur ein Spiel: Ein psychedelischer Albtraum in Arbeit
Was genau „OD“ ist, bleibt weiterhin in den gewohnt mysteriösen Nebel gehüllt, den Kojima meisterhaft zu weben versteht. Angekündigt im Jahr 2022, verspricht es ein psychologisches Horror-Erlebnis zu werden, das, so Kojima selbst, „völlig anders“ sein und die Meinungen spalten wird. Die bisher bekannte Besetzung liest sich wie das Who’s who des anspruchsvollen Genre-Kinos: Sophia Lillis („Es“), Hunter Schafer („Euphoria“) und die deutsche Schauspiellegende Udo Kier („Melancholia“) leihen dem Projekt ihre Gesichter. Als wäre das nicht genug, sitzt Horror-Meisterregisseur Jordan Peele („Get Out“) neben Kojima mit im Autorenboot.
Diese Konstellation verspricht eine Grenzüberschreitung, eine Fusion aus Film und Spiel, die darauf abzielt, die Synapsen der Spieler neu zu verschalten. Während Kojimas Fokus sich langsam auch auf sein anderes Großprojekt „Physint“ richtet, bleibt „OD“ das greifbarere, unmittelbar bevorstehende Rätsel, dessen sichere Zukunft nun ein Fels in der tosenden Brandung der Industrie darstellt.


