Chronologie: Protokoll einer Katastrophe

Berlin (dpa) - Die Explosion im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl gilt als bisher schwerstes Unglück bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie. Das Protokoll einer Katastrophe:

25. April 1986, 01.00: Die Bedienungsmannschaft beginnt, die Leistung des Reaktors für einen Test herunterzufahren. Weil aus Kiew wieder Strom verlangt wird, verschiebt die Mannschaft zunächst das Experiment. Stunden später wird der Reaktor weiter heruntergefahren.

26. April, 00.28: Die Leistung fällt aus ungeklärten Gründen auf unter 30 Megawatt (MW, ein Prozent der Nennleistung) ab. Der Reaktor wird instabil.

01.15: Der Versuchsleiter überbrückt die Signale, die zu einer Notabschaltung geführt hätten.

01.23: Der Test läuft: In wenigen Sekunden erhöht sich die Leistung auf über 300 000 MW. Die Temperatur steigt, das Kühlmittel verdampft und verursacht erhöhte Reaktivität. Das Personal versucht erfolglos eine Notabschaltung. Die Brennelemente reißen und reagieren mit dem sie umgebenden Wasser. Zwei Dampfexplosionen zerstören den Reaktor. Radioaktive Partikel steigen auf und verbreiten sich über Europa.

27. April: Im Nordosten Polens ist eine radioaktive Wolke bemerkbar.

28. April: In ganz Skandinavien wird enorm hohe Radioaktivität gemessen, die später auch in geringem Ausmaß auf Teile Deutschlands und andere Länder Europas übergreift. Die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur TASS gibt erst am Abend bekannt, dass sich in einem Atomkraftwerk in Tschernobyl ein Unglück ereignet hatte.

29. April: TASS meldet den Verlust von zwei Menschenleben. Sowjetische Diplomaten in Bonn und Stockholm ersuchen um Hilfe, die ihnen zugesagt wird. Die Fragestellung lässt darauf schließen, dass die nukleare Ladung des Reaktors offenbar geschmolzen ist.

2. Mai: Moskaus Vertreter bei der Internationalen Atomenergie-Organisation in Wien teilt mit, die Kettenreaktion in Tschernobyl sei zum Stillstand gebracht und der Reaktor abgeschaltet worden. Die Strahlenschutzkommission der Bundesregierung warnt vor dem Genuss von Frischmilch mit überhöhten Jodwerten, später auch vor Gemüse. Anders als West-Medien hält sich die DDR-Presse mit Hinweisen zurück.

3. Mai: TASS beschuldigt in einem Kommentar den Westen und vor allem die USA, das Reaktorunglück als «Sensation auszuschlachten».

6. Mai: Die EG-Kommission empfiehlt dem Ministerrat einen Einfuhrstopp für Nahrungsmittel aus den Ostblockländern. In Deutschland verbieten mehrere Länder den Verkauf von Freilandgemüse und untersagen die Benutzung von Sportplätzen, andere haben keine Bedenken.

12. Mai: Die Bundesregierung verkündet Strahlungsentwarnung, obwohl die Bodenwerte sich noch nicht wieder überall normalisiert hätten. Die Bevölkerung könne zu normalen Lebens- und Ernährungsgewohnheiten zurückkehren.

14. Mai: Mehr als zwei Wochen verstreichen, ehe sich der damalige Generalsekretär der KP, Michail Gorbatschow, mit einer Fernsehansprache zu Tschernobyl an die Öffentlichkeit wagt.

Atomkraft / Geschichte / Tschernobyl
26.04.2011 · 20:07 Uhr
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