Christian Wulff - Wird er mit Vuvuzelas weggetrötet?
Alle Jahre wieder: Was einmal als besondere militärische Ehre gedacht war, verkommt in der schnellebigen politischen Gegenwart zum regelmäßigen Prozedere. Nach Franz-Josef Jung (2009), Horst Köhler (2010) und Karl-Theodor zu Guttenberg (2011) erhält mit Christian Wulff bereits im vierten Jahr hintereinander ein scheidender Politiker seinen Großen Zapfenstreich.
Die Verabschiedung des gestolperten Bundespräsidenten ist allerdings kein Fall wie jeder andere. Noch nie war ein Großer Zapfenstreich so umstritten wie bei dem CDU-Politiker aus Großburgwedel. Vor der feierlichen Zeremonie im Schloss Bellevue in Berlin wurde die Liste der prominenten Absagen immer länger. Immer lauter wurden die Stimmen, die Wulff aufforderten, ganz auf den Zapfenstreich zu verzichten.
Selbst bei seinem Abgang schafft es Christian Wulff so, noch Misstöne zu erzeugen. Statt wie gewöhnlich drei Liederwünsche zu äußern, beharrte Wulff für seine Verabschiedung auf vier Stücken - und sorgte ein weiteres Mal für Irritationen.
Möglicherweise mit verblüffenden Folgen: Kritiker des Bundespräsidenten organisieren sich im Internet und wollen dem scheidenden Bundespräsidenten ihr ganz eigenes Ständchen darbringen: Eine Lärmorgie mit Vuvuzelas. Ob die über Facebook und Twitter organisierte Tröterei mit den afrikanischen Krachmachern während der Verabschiedung zur Realität wird, muss sich zeigen. In jedem Fall wäre es eine historisch einmalige Störung des feierlichen Großen Zapfenstreichs.
Das eigentliche Liedgut auf Wulffs Wunschzettel umfasst den Alexandermarsch von Andreas Leonhardt, Over The Rainbow von Harold Arlen, Da berühren sich Himmel und Erde von Christoph Lehmann und die Ode An die Freude von Ludwig van Beethoven. Die bisher per Zapfenstreich verabschiedeten Politiker waren da genügsamer, wie unsere Fotostrecke zeigt.
Karl-Theodor zu Guttenberg, ehemaliger Verteidigungsminister, bekam im vergangenen Jahr vom Stabsmusikkorps der Bundeswehr die Rockhymne Smoke On The Water serviert. Wulffs Vorgänger Horst Köhler ließ sich mit beschwingtem Jazz und dem St. Louis Blues aus dem Amt begleiten und der Klassiker My Way veranlasste Exbundeskanzler Gerhard Schröder einst zu ungewohnten Emotionen: der Altkanzler hatte Tränen in den Augen.
Sehen Sie hier unseren Videokommentar zum peinlichen Zapfenstreich für Christian Wulff.