Chinas Vision für eine neue Weltwährungsordnung: Ein Schritt in Richtung Multipolarität
Chinas Zentralbankgouverneur Pan Gongsheng hat deutlich seine Perspektive für die zukünftige Entwicklung des globalen Währungssystems dargelegt, das Jahrzehnte lang von der Dominanz des US-Dollars geprägt war. Bei einer Rede auf dem alljährlichen Lujiazui Forum in Shanghai prognostizierte Pan, dass sich in den kommenden Jahren ein wettbewerbsfähigeres System etablieren könnte, in dem mehrere souveräne Währungen nebeneinander existieren und sich gegenseitig kontrollieren und ausgleichen.
Pan wies darauf hin, dass weltweit Diskussionen über die Reduzierung der übermäßigen Abhängigkeit von einer einzigen Währung stattfänden. Zudem betonte er den gestiegenen globalen Status des Yuan in den letzten Jahren. Die Unsicherheit in den USA, ausgelöst durch die erratische Politik von Präsident Donald Trump, habe das Vertrauen der Investoren beeinträchtigt und den US-Dollar belastet. Dies führte zu Überlegungen seitens der Europäischen Zentralbank über eine mögliche Stärkung des Euro als globale Leitwährung.
Seitdem Trump in diesem Jahr erneut das Weiße Haus übernommen hat, verlor der Dollar über 10% seines Wertes gegenüber dem Euro, dem britischen Pfund und dem Schweizer Franken, sowie gegenüber allen anderen größeren Währungen weltweit. Pan erwähnte auch die Kommentare der EZB, die sich über die schwindende Dominanz des US-Dollars und die potenziell stärkere Rolle des Euro äußerte. Christine Lagarde, Präsidentin der EZB, besuchte vergangene Woche Peking und führte Gespräche mit Chinas Premier Li Qiang, der eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen China und der EZB forderte.
China hat sich seinerseits bemüht, den Yuan als Rivalen des US-Dollars zu positionieren. Diese Bestrebungen sind Teil der Strategie von Präsident Xi Jinping, China als Finanzmacht mit einer stabilen Währung zu etablieren, die im globalen Handel eine größere Rolle spielen soll, insbesondere angesichts der Spannungen mit den USA während Trumps zweiter Amtszeit.
Pan kündigte zudem Maßnahmen an, die in Shanghai umgesetzt werden sollen, um Chinas Finanzmärkte zu öffnen und die internationale Reichweite des Yuan zu fördern. Dazu gehören die Errichtung eines Operationszentrums zur Internationalisierung des digitalen Yuan und die Erkundung von Yuan-Futures-Handel. Länder mit weltweit genutzten Währungen rief er dazu auf, ihre wirtschaftlichen Strukturreformen voranzutreiben und die finanzielle Regulierung zu stärken.
Ein mögliches Szenario zur Entwicklung des globalen Währungssystems sieht Pan in der Förderung einer überstaatlichen Währung. In diesem Zusammenhang könnten die Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds eine Rolle spielen. Dazu seien jedoch mehr Konsens und eine größere und regelmäßigere Ausgabe dieser Vermögenswerte notwendig.