Chemiebranche blickt auf schwierige Zeiten: Erwartungen zwischen Optimismus und Ernüchterung
Die Chemiebranche in Deutschland steht vor anhaltend erheblichen Herausforderungen, wie Markus Steilemann, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), hervorhebt. Die Aussichten für die drittgrößte Industriebranche Deutschlands bleiben sowohl für dieses als auch das kommende Jahr wenig vielversprechend. Die Anlagenauslastung stagniert bei lediglich 70 Prozent, was die Profitabilitätsgrenzen ernsthaft bedroht. Bereits seit 2021 ist ein Rückgang im Auftragsvolumen zu verzeichnen. Besonders die chemischen Erzeugnisse verzeichnen einen drastischen Rückgang von über 20 Prozent sowohl auf inländischen als auch internationalen Märkten. Eine mögliche Trendwende könnte bis 2027 von der Entwicklung entscheidender Abnehmerbranchen wie der Automobil- und Elektroindustrie beeinflusst werden.
Für das Jahr 2026 prognostiziert der VCI eine Stagnation der chemisch-pharmazeutischen Produktion und einen Rückgang der reinen Chemieproduktion um ein Prozent. Viele Unternehmen in der Chemiebranche kämpfen mit fortwährenden Belastungen, die durch hohe Energiepreise und ein globales Überangebot an Basischemikalien verursacht werden. Diese Herausforderungen werden durch den Wettbewerb aus China und die protektionistische Zollpolitik der USA zusätzlich verschärft. Eine mögliche Entlastung könnte ab 2026 durch einen staatlich subventionierten Industriestrompreis erfolgen, der neue Impulse für die Branche setzen könnte.
Insgesamt hat die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang auf 220 Milliarden Euro verzeichnet. Während die Chemieproduktion um 2,5 Prozent zurückging, konnte die Pharmabranche dank einer einmaligen Nachfrage im Frühjahr ein Wachstum von drei Prozent erreichen. Angesichts der Herausforderungen sehen sich Chemiegiganten wie BASF, Evonik und Wacker Chemie gezwungen, interne Umstrukturierungen, einschließlich Sparmaßnahmen und Stellenabbau, durchzuführen.
Markus Steilemann setzt sich gezielt für Bildungs- und Infrastrukturoffensiven ein, um dem drohenden Arbeitsplatzverlust entgegenzuwirken. Trotz der aktuell düsteren Aussichten gibt es durchaus Hoffnungsschimmer, beispielsweise durch angekündigte Unterstützungsmaßnahmen und die mögliche Stabilisierung der Rahmenbedingungen. Die Zukunft der Branche könnte durch strategische Entscheidungen und gezielte Reformen positiv beeinflusst werden.

