Bürgergeld-Bezug: Lücken in der Versorgung der Bedürftigen werden deutlich
Eine aktuelle Umfrage zeigt alarmierende Lücken im Bereich der finanziellen Versorgung von Bürgergeld-Beziehern in Deutschland auf. Lediglich etwas mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, über genügend finanzielle Mittel zu verfügen, um alle Haushaltsmitglieder durchweg satt zu machen. Eine gesunde Ernährung scheint für viele ferner denn je: 69 Prozent der Bürgergeld-Empfänger empfinden den derzeitigen Regelsatz als zu niedrig, um diesen Standard zu gewährleisten.
Ein beunruhigender Teil der Betroffenen – mehr als ein Drittel – greift auf die drastische Maßnahme zurück, Mahlzeiten auszulassen, um andere dringende Ausgaben zu decken. Besonders besorgniserregend ist, dass 54 Prozent der Eltern gezwungen sind, auf eigene Mahlzeiten zu verzichten, um ihre Kinder zu unterstützen.
Diese Erkenntnisse riefen seitens des Vereins Sanktionsfrei Kritik an Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) hervor, die sich kürzlich gegen Missbrauch des Bürgergeldes aussprach und auf ausbeuterische Beschäftigungsverhältnisse hinwies. Helena Steinhaus, Gründerin des Vereins, betonte jedoch, dass Sozialbetrug kein flächendeckendes Problem sei. Die Studiendaten unterstreichen zudem, dass 72 Prozent der Befragten den monatlichen Regelsatz von 563 Euro als unzureichend für ein würdevolles Leben empfinden.
Trotz des Wunsches nach Arbeit fehlt es vielen an Hoffnung, eine existenzsichernde Anstellung zu finden. Zudem fühlen sich 42 Prozent der Bürgergeld-Empfänger in ihrem Bezug beschämt und 72 Prozent fürchten zukünftige Verschärfungen.
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnte vor weiteren Kürzungen und betonte, dass es der deutschen Wirtschaft angesichts des Arbeitskräftemangels – vor allem bei geringer qualifizierten Arbeitsstellen – schade. Förderung statt Kürzungen sei der richtige Weg.
Zahlenmäßig sind von den 5,5 Millionen Bürgergeld-Empfängern ein Drittel Kinder und Jugendliche sowie 800.000 Aufstocker, deren Löhne nicht ausreichen. Die im Vergleich geringe Anzahl von 16.000 sanktionierten Personen zeigt, dass die Mehrheit der Beziehenden nicht durch "Verfehlungen" auffällt. Von 1,7 Millionen arbeitsfähigen Empfängern sind viele unzureichend qualifiziert oder gesundheitlich eingeschränkt.